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Das Coronavirus trifft die Investmentbanken hart

Bei Fusionen und Übernahmen legen Unternehmen wegen des neuartigen Virus größere Vorsicht an den Tag. Börsengänge werden verschoben oder abgesagt.

Das Coronavirus macht die Börsenpläne vieler Unternehmen zunichte. Prominentes Opfer in Deutschland ist der Wissenschaftsverlag Springer Nature, der in der kommenden Woche eigentlich einen neuen Anlauf auf das Parkett nehmen wollte. Angesichts der Unsicherheiten wegen der Epidemie und der massiven Schwankungen an den Märkten werde der Börsengang auf die Zeit nach den Osterferien verschoben, heißt es in Finanzkreisen.

„Die Kursschwankungen an den Aktienmärkten sind in den vergangenen Tagen signifikant angestiegen. Für Börsengänge ist das ein aktuell herausforderndes Umfeld“, sagt Joachim von der Goltz, Leiter des Aktienemissionsgeschäfts Nordeuropa bei der Großbank Credit Suisse. „Unternehmen, die an ihren Plänen festhalten möchten, müssen möglicherweise Zugeständnisse bei der Bewertung machen.“

Damit bricht den Banken ein wichtiger Teil des lukrativen Kapitalmarktgeschäfts weg. Auch bei Fusionen und Übernahmen (M & A) läuft es nicht mehr richtig rund. Vielerorts verlangsamen sich Verhandlungen, berichten Banker. Deals werden aufgeschoben. Das liegt nicht nur an der wachsenden Unsicherheit, wie stark sich die Epidemie am Ende auf die Konjunktur und die Gewinnerwartungen der Unternehmen auswirken wird.

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Auch die Investmentbanker, Berater und Manager sind angehalten, möglichst wenig zu reisen und den direkten Kontakt mit anderen Leuten einzuschränken. „Unternehmensbesuche sind in diesen Zeiten vielfach schwierig, da jede Ansteckungsgefahr vermieden werden soll“, berichtet Sebastian Schiedat, Leiter des Aktiensyndikats für Kontinentaleuropa bei der Berenberg Bank.

In der Großbank JP Morgan bittet das „Operative Committee“ die Kollegen darum, alle unnötigen internationalen Reisen zu streichen und möglichst im Homeoffice zu arbeiten. Hinzu kommt für die gesamte Branche, dass die Turbulenzen an den Finanzmärkten anhalten. Da ist es generell schwer, das richtige Zeitfenster für Transaktionen zu finden.

„Von Tag zu Tag hangeln“

Gut abzulesen ist das am geplanten Börsengang von Springer Nature. Ursprünglich hatten die beiden Eigentümer, die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck und der Finanzinvestor BC Partners, laut Finanzkreisen für den 9. März die offizielle Ankündigung der Aktien-Neuemission vorgesehen und wollten noch vor Ostern auf das Parkett gehen.

Jetzt ist frühestens Mitte Mai für die Erstnotiz anvisiert. Auch der Rüstungselektronik-Produzent Hensoldt aus dem Portfolio des Finanzinvestors KKR hält Finanzkreisen zufolge nicht mehr an seinen Plänen fest, vor Ostern noch auf das Parkett zu drängen. Sprecher der beteiligten Private-Equity-Häuser wollten sich zu beiden Platzierungen nicht äußern.

Doch nicht nur Deutschland trifft es. In den USA zogen das Musiklabel Warner Music und der Schuhhersteller Cole Haan in dieser Woche ihre Börsenpläne zurück. „Für Börsengänge ist es im Moment offensichtlich keine gute Zeit“, sagt Octavio Marenzi von der Kapitalmarktberatung Opimas aus den USA.

Schiedat von Berenberg betont: „Sowohl die Kandidaten als auch die Banken müssen sich bei ihren Plänen für einen Börsengang derzeit von Tag zu Tag hangeln.“ Bis zum kommenden Wochenende sollte die Entscheidung gefallen sein, ob die Firmen ihre Emission noch vor Ostern wagen wollen oder nicht. Ansonsten schließt sich das Zeitfenster wieder. Zwischen der Ankündigung eines Börsengangs und der Erstnotiz vergehen in der Regel vier Wochen.

Von Optimismus ist auch im Fusionsgeschäft nichts zu spüren. Zwar setzen Investmentbanker darauf, dass der Bereich nicht ganz so hart getroffen wird wie das Aktienemissionsgeschäft. Dennoch ist es derzeit schwer, mit den beteiligten Parteien bei Übernahmen direkt zu sprechen. Das verzögert den Abschluss von Transaktionen.

Ohnehin müssten Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen etwa nach China besäßen, ihre Geschäftspläne anpassen. „Die Zahlen für 2020 werden von den M & A-Parteien abgefragt“, sagt der Regionalchef einer großen Investmentbank. Er rechnet zudem mit Gewinnwarnungen und einer größeren Vorsicht sowohl von Vorständen als auch von Aufsichtsräten.

Finanzinvestoren profitieren

Profiteure der Krise sind für die Kapitalmarktprofis die Private-Equity-Fonds. Die Kurskorrektur mache es für die Finanzinvestoren attraktiver, Unternehmen zu kaufen oder von der Börse zu nehmen. Es würden durchaus zwei, drei Fälle von sogenannten Delistings in den heimischen Indizes MDax für mittelgroße Werte und kleineren Unternehmen im SDax geprüft.

Für Finanzinvestoren gelte die Erfahrung aus der Vergangenheit, dass sie ihre besten Deals in Krisenzeiten gemacht hätten. Außerdem waren die Bewertungen zuletzt sehr hoch – etwa bei der Übernahme des Aufzuggeschäfts von Thyssen-Krupp für 17,2 Milliarden Euro.

Anders sieht die Lage an den Anleihemärkten aus. Hier hat sich die Lage leicht entspannt, nachdem die US-Notenbank die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt auf 1,00 bis 1,25 Prozent gesenkt hat. „Wer derzeit keine neuen Aktien ausgeben will, denkt vielleicht über Anleihen nach“, sagt Berater Marenzi.

Mehr Unternehmen würden sich in der derzeitigen Lage genau überlegen, ob sie etwa am Ende des Jahres auslaufende Anleihen bereits heute refinanzieren wollten. Unternehmen mit mindestens mittlerer Investmentqualität, die keine Verbindung zu China hätten, erhielten weiterhin eine Finanzierung zu gleichen Konditionen wie vor zwei Wochen, ergänzt ein Investmentbanker.

Bei Hochzinsanleihen werde es dagegen kritischer. Hier sei die Zinsbelastung in der Regel höher. Wenn Umsätze wegbrächen, bestehe die Gefahr, dass Kreditklauseln gebrochen und High Yields fällig gestellt würden, sofern die Probleme ein bis zwei Quartale anhielten.

„Für das Handelsgeschäft der Investmentbanken und für Börsenbetreiber sind die starken Kursschwankungen gut“, sagt Marenzi. Nach Berechnungen der Schweizer Bank UBS zogen die Aktienumsätze an den Euro-Börsen im Februar im Jahresvergleich um 43 Prozent an. Das war so viel wie seit viereinhalb Jahren nicht mehr. Besonders gut schnitt laut UBS die Deutsche Börse ab, die auch vom steigenden Handel mit Derivaten und börsennotierten Indexfonds (ETFs) besonders profitierte.