Coronakrise treibt den Gewinn von Hapag-Lloyd
Deutschlands größte Reederei verdient deutlich besser als erwartet. Der Container-Transporteur hebt daher auch die Gewinnprognose an.
Noch im April sah Hapag-Lloyd-Chef Rolf Habben Jansen für die weltweite Containerseefahrt schwarz. 10,6 Prozent werde das Volumen in diesem Jahr schrumpfen, kündigte er an. Am Donnerstag gab der Niederländer nun endgültig Entwarnung. Zwar sei das Transportvolumen seiner Hamburger Reederei, der Nummer fünf auf den Weltmeeren, in den ersten neun Monaten um drei Prozent geschrumpft.
Weil Hapag-Lloyd jedoch sein Sparprogramm fortsetzte, die Digitalisierung ausbaute und von niedrigen Dieselpreisen profitierte, kletterte der Betriebsgewinn (Ebit) im dritten Quartal um fast die Hälfte zum Vorjahreszeitraum – und damit nach vorläufigen Zahlen auf 350 Millionen Euro.
Von einem Corona-bedingten Nachfrageeinbruch ist bei der Hamburger Reederei nun nicht mehr die Rede. „Der Haupttreiber der positiven Geschäftsentwicklung war die signifikant gestiegene Nachfrage“, sagte Vorstandschef Habben Jansen.
Schon vor wenigen Tagen hatte er vor Journalisten von einem überraschend starken Transportgeschäft gesprochen. Die Verbraucher investierten offenbar das Geld, das sie sonst für Restaurants, Konzerte, Kinos und Bars ausgeben, in Haushaltsgegenstände oder Möbel. Schließlich hielten sie sich während der Pandemie verstärkt in ihren eigenen vier Wänden auf.
Der Aufschwung trifft die gesamte Container-Schifffahrt. Waren Mitte Mai noch 14 Prozent der Weltmarktflotte beschäftigungslos, sind es aktuell nur noch 2,7 Prozent. Der unerwartete Boom führt dazu, dass Hapag-Lloyd die Gewinnerwartungen deutlich hochschraubt. Statt der bislang prognostizierten halben bis eine Milliarde Euro Betriebsgewinn sollen es nun bis zum Jahresende 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro werden, hieß es am Donnerstag.
Hapag-Lloyd-Aktie legt am Donnerstag zu
Die Hamburger folgten damit dem dänischen Weltmarktführer Maersk, der schon zwei Tage zuvor seine Ertragserwartungen nach oben korrigiert hatte. Der Kopenhagener Seefahrtskonzern, der mit 687 Schiffen eine fast dreimal so große Flotte betreibt wie Hapag-Lloyd, hatte ebenfalls im zurückliegenden Quartal drei Prozent weniger Fracht transportiert. Mit etwa 2,4 Milliarden Dollar vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen verdiente Maersk - wie auch Hapag-Lloyd - etwa die Hälfte mehr als im Vorjahreszeitraum.
Der Grund hierfür liegt ebenfalls in den stark gestiegenen Transportpreisen. Kostete der durchschnittliche Containertransport Ende Mai noch 850 Dollar, wie der Index SCFI ausweist, sind es aktuell 1438. Vor genau einem Jahr war die Verschiffung eines Standardcontainers (TEU) noch für durchschnittlich knapp unter 800 Dollar zu haben.
Die Aktie von Hapag-Lloyd stieg am Donnerstag um mehr als sechs Prozent auf rund 60 Euro. Branchenanalyst Petter Haugen von Kepler Cheuvreux stufte die Papiere von „hold“ auf „buy“ nach oben und nannte ein Kursziel von 86 Euro. Die Ratingagentur Moody‘s hatte die Bonität am Vortag von „B1“ auf „Ba3“ hochgesetzt.
Die Aktie unterliegt allerdings traditionell enormen Schwankungen, weil nur noch vier Prozent der Papiere frei gehandelt werden. Den Rest teilen sich Großaktionäre wie der Spediteur Klaus-Michael Kühne, die chilenische Gesellschaft CSAV und mehrere Staatsfonds vom Persischen Golf.
Auch der Steuerzahler profitiert von den hoffnungsvollen Zahlen der deutschen Reederei. 13,9 Prozent der Hapag-Lloyd-Aktien liegen bei einer Wirtschaftsgesellschaft der Hansestadt Hamburg.