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Die Coronakrise setzt den neuen Disney-Chef unter Druck

Erst im Februar hat Bob Chapek die Nachfolge von Bob Iger angetreten. Nun steht seine Macht bei Disney offenbar bereits in Frage.

Das „Magic Kingdom“ in Florida war mit zuletzt mehr als 20 Millionen Besuchern der meistbesuchte Vergnügungspark der Welt. Weil Walt Disney ihn noch persönlich plante und er das Zentrum des Vergnügungsreichs Disneyworld bildet, ist das „magische Königreich“ mehr als ein Park. Es ist eine Metapher für den größten Unterhaltungskonzern der Welt selbst.

Die Herrscher regieren in diesem Königreich für gewöhnlich lange, die Machtübergaben werden von Diadochenkämpfen begleitet. Bevor Bob Iger sich im Februar überraschend als Disney-Chef auf die Rolle des Executive Chairman zurückzog und an Bob Chapek übergab, hatte er das Amt 15 Jahre lang inne.

Iger hat den legendären, aber damals leicht angestaubten Konzern durch kluge Übernahmen von Pixar, Marvel und Lucasfilm (Star Wars) wieder zur Großmacht in Hollywood und an den Kinokassen gemacht. Chapek führte zuvor die Park- und Resortsparte, Disneys umsatzträchtigste. Der Herr über das „Magic Kingdom“, den Park, wurde Herr über das „Magic Kingdom“, den Konzern.

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Dann kam Corona und mit dem Virus die Ausgangssperren und Verbote für große Versammlungen. Der Park ist bis auf Weiteres verwaist und eines von vielen Problemen, die Chapek nun hat. Disney besitzt den Sportsender ESPN, der keinen Live-Sport mehr zeigen kann; Filmstudios, die von vollen Kinos leben; veranstaltet Disney-Kreuzfahrten, die aktuell eine Virusschleuder wären.

Disneys Quartalszahlen, die am Dienstag vorgestellt wurden, fielen dementsprechend schwach aus. Der Gewinn sank um 90 Prozent, die Dividende wird gestrichen. Parks & Resorts, Chapeks altes Fürstentum, ist am härtesten getroffen, der Umsatz sinkt um zehn Prozent.

Bob Iger führt wieder

Vor allem aber ist Chapeks Rolle als Chef bereits infrage gestellt. Bob Iger eröffnete die Investoren-Telefonkonferenz, und laut der „New York Times“ ist Disneys Chef in der Krise wieder der alte. „Iger ist effektiv an die Spitze zurückgekehrt“, schrieb Medienkolumnist Ben Smith schon vor drei Wochen.

Iger ist zwar 69 und wird nicht dauerhaft den Konzern führen. Aber die Krise gibt einem anderen Topmanager die Chance zu scheinen: Kevin Mayer, Chef von Disneys Streamingdiensten wie dem im November gestarteten Disney+.

Der wächst in einer Zeit, in der Menschen ihr Haus kaum verlassen können, gewaltig: Nach einem guten halben Jahr hat Disney+ 54,5 Millionen Abonnenten, der Europastart Ende März und der Indienstart kurz darauf liefen glatt. Mit seinen anderen Diensten Hulu und ESPN+ hat Disney fast 100 Millionen Streamingkunden und rückt bereits an den Branchenführer Netflix heran. Es ist aktuell Disneys einziger Lichtblick.

Mayer war auch ein Kandidat für Igers Nachfolge gewesen. Dass er nicht zum Zug kam, überraschte viele in Hollywood. Schließlich galt er schon vor Corona als der Mann für das Zukunftsgeschäft im Internet. Gegenüber dem Handelsblatt gab sich Mayer im März sportlich: „Ich kenne Bob Chapek sehr lange, wir sind sehr gute Freunde. Ich bin froh, dass er in dieser Rolle für Disney arbeitet.“

Doch Chapeks Vorzug gegenüber Mayer war seine breite Erfahrung in dem weitverzweigten Unterhaltungsreich. Chapek arbeitet seit 1993 für Disney und kennt fast jede Sparte. Er war für den Vertrieb von VHS-Kassetten in Supermärkten, von Blockbustern an Kinoketten oder Micky-Maus-Pullovern an Kleidungsläden verantwortlich. Mit den Parks, in normalen Jahren ein Geschäft mit mehr als 26 Milliarden Dollar Umsatz, brachte er sich in die Position für die CEO-Nachfolge.

Nun muss Chapek beweisen, dass ihn diese Erfahrung durch eine in ihrem Ausmaß und ihren Auswirkungen ungekannte Krise trägt. Am 11. Mai will er den Park in Schanghai wiedereröffnen, mit begrenzter Kapazität und Fiebermessungen am Eingang. Es wird der erste große Test für den Disney-Chef.