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Die Coronakrise wird zum Lackmustest für Kreditplattformen

Die Krise stellt Anbieter von digitalen Kreditplattformen vor neue Herausforderungen. Die Lösungen sind teils ungewöhnlich – wie das Beispiel Creditshelf zeigt.

Die Wirtschaft läuft langsam wieder an, aber viele Firmen benötigen Kredite. Foto: dpa
Die Wirtschaft läuft langsam wieder an, aber viele Firmen benötigen Kredite. Foto: dpa

Die Coronakrise stellt viele Geschäftsmodelle auf eine Bewährungsprobe. Auch Finanz-Start-ups, die über digitale Plattformen Kredite vermitteln, stehen vor neuen Herausforderungen. Einen Einblick in die aktuelle Lage geben die am Donnerstagmorgen veröffentlichten Quartalszahlen des börsennotierten Anbieters Creditshelf: Die Kreditnachfrage ist deutlich gestiegen, zugleich ist das Volumen der finanzierten Kredite aber gesunken.

Um mehr Darlehen finanzieren zu können, setzen die Creditshelf-Gründer nun eigenes Kapital ein. Derweil hat sich die große Hoffnung der Branche – eine Beteiligung bei der Vergabe der KfW-Coronahilfen – noch immer nicht erfüllt.

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In den ersten drei Monaten des Jahres hat sich das Volumen der Kreditanfragen bei Creditshelf um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahrszeitraum erhöht – auf 500 Millionen Euro. Zugleich ist das Volumen der arrangierten Kredite jedoch um beinahe ein Drittel auf 11,6 Millionen Euro gesunken.

„Das ist für uns eine neue Situation, bisher hatten wir eher einen Engpass auf der Kreditnehmerseite, nun müssen wir dafür sorgen, dass mehr Kapital zur Verfügung gestellt wird“, sagte Co-Gründer Daniel Bartsch dem Handelsblatt.

Manche Investoren würden sich wegen der Coronakrise aktuell nicht an neue Anlagemöglichkeiten heranwagen, deshalb sei es schwieriger, neue Geldgeber zu gewinnen, berichtet Bartsch. „Aber auch unsere Bestandsinvestoren werden zum Teil risikoscheuer oder setzen ihr Engagement vorübergehend aus“, sagt er.

Zu den Geldgebern auf der Creditshelf-Plattform gehören nach Angaben des Unternehmens spezialisierte Fonds, Family Offices, Asset-Manager, Stiftungen, Banken und liquiditätsstarke Unternehmen.

Creditshelf-Gründer investieren in Kreditfonds

Vor diesem Hintergrund gewinnt ein eigener Kreditfonds, an dem Creditshelf schon länger arbeitet, eine besondere Bedeutung. Bereits im vergangenen November hatte der Europäische Investitionsfonds (EIF) dafür eine Zusage in Höhe von 30 Millionen Euro gegeben.

Nun hat Creditshelf weitere 32 Millionen Euro eingeworben. Das Geld stamme „aus dem Aktionärsumfeld“, erläutert Bartsch. Auch er selbst und Co-Gründer Tim Thabe hätten einen „kleineren Teil“ ihrer Creditshelf-Anteile an andere Gesellschafter verkauft und das Geld in den Fonds eingezahlt.

Genaue Angaben wollte Bartsch nicht machen, bei beiden Gründern gehe es jedoch um einen siebenstelligen Betrag. „Wir wollten damit auch ein Signal an künftige Fondsinvestoren setzen, denn wir glauben, dass sich dieses Fondsmodell bewähren wird“, sagt Bartsch. Die ersten Kredite könne der Fonds voraussichtlich Ende Mai finanzieren.

Der Wettbewerber October, der 2014 in Frankreich startete und seit vergangenem Herbst auch in Deutschland aktiv ist, nutzt bereits ausschließlich ein solches Fondsmodell zur Finanzierung von Krediten.

Deutschlandchef Thorsten Seeger berichtet von einem großen Entgegenkommen der Investoren: 90 Prozent hätten einer dreimonatigen Tilgungspause für die Kreditnehmer zugestimmt. Laut Raffael Johnen, Co-Gründer der Kreditplattform Auxmoney, sind „Kredite an deutsche Konsumenten und Unternehmer für Investoren weiterhin eine attraktive Anlageklasse“. Das wisse er aus „vielen Gesprächen mit institutionellen Investoren“. Aktuell gebe es besonders viele Kreditanfragen von Selbstständigen und Freiberuflern.

Doch in Zeiten der Coronakrise müssen die Anbieter auch ihre Risikoanalysesysteme anpassen. „Wir schauen uns genau an, welchen Einfluss oder potenziellen Einfluss Corona auf das Geschäft des Kreditnehmers hat oder haben könnte“, sagt Seeger.

„Bei vielen Anfragen müssen wir uns gegen eine Finanzierung entscheiden, obwohl das Unternehmen eigentlich eine gute Bonität hat.“ Ähnliches berichtet auch Bartsch von Creditshelf: „Die Prognosen für die nächsten Monate spielen für die Kreditentscheidungen aktuell eine größere Rolle“, sagt er. Das Scoringmodell werde laufend angepasst. Auch Auxmoney hat „vor dem Hintergrund einer sich abschwächenden Konjunktur“ seine Kriterien für die Bonitätsbewertung präventiv nachgeschärft.

Keine Einigung auf Kreditvergabe mit Staatsgarantie

Hilfreich wäre es nach Ansicht der Plattformbetreiber, wenn sie Kredite mit staatlicher Garantie vergeben dürften. Dafür setzen sich October, Creditshelf, Auxmoney sowie weitere Plattformen bereits seit Mitte März ein.

Sie wollen erreichen, dass bei der Vergabe der KfW-Coronahilfen das sogenannte Hausbankprinzip durchbrochen wird und auch sie solche Kredite vermitteln dürfen. „Wir sind dazu weiterhin in vertraulichen Gesprächen mit der Politik und der KfW, können bisher aber noch kein Ergebnis vermelden“, sagt Bartsch. Auch Johnen berichtet von weiterhin „konstruktiven Gesprächen“.

Immerhin weise das Kreditportfolio von Creditshelf bisher „keine kurzfristigen Ausfälle durch die Coronavirus-Pandemie auf“, sagt Bartsch. Auch Johnen sieht „weiterhin keine Veränderung bei Kreditausfällen“ im Portfolio von Auxmoney.

Bei den Zinssätzen hat sich den Anbietern zufolge ebenfalls wenig getan. „Wir haben bisher weder Zinsen noch Gebühren verändert und planen im Moment auch nicht, das zu tun“, sagt Seeger von October. Die beiden Konkurrenten geben sich etwas bedeckter, Creditshelf spricht von „leichten“, Auxmoney von „keinen wesentlichen“ Anpassungen bei den Kreditzinsen.