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Corona-Studie: Zahlen zeigen kaum Infektionsrisiko an Schulen — im Gegensatz zum Arbeitsplatz

Wenn am 7. Juni die allgemeine Impfpriorisierung fällt, sollen auch Teenager sich um einen Termin bemühen können. Das war auf dem letztwöchigen Impfgipfel beschlossen worden — und hatte, auch angesichts der ausbleibenden Empfehlung der Stiko, prompt für Debatten über Notwendigkeit und Angemessenheit der Impfung der 12- bis 15-Jährigen gesorgt.

Neue statistische Analysen von Wissenschaftlern der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München zeigen jedoch, dass die Impfung von Minderjährigen für das Infektionsgeschehen an Schulen quasi unerheblich ist. Dort gebe es nämlich so gut wie keine Infektionsgefahr: Die Daten aus Bayern würden zeigen, dass im Mittel nur "etwa ein Prozent der gemeldeten Fälle bei Kindern" seit Mitte Februar "auf Infektionen an der Schule zurückzuführen" sei, heißt es in ihrem Bericht.

Wenn es Ansteckungen bei Kindern gegeben habe, dann woanders, so das Fazit. Das „ZDF“ hatte hierzu berichtet. Angesichts der Daten sagte Professor Göran Kauermann von der Covid-19 Data Analysis Group (CODAG) der LMU dem Sender: "Warum alle glauben, Schulen seien die Pandemietreiber, ist uns ein Rätsel."

Seit Mitte Februar kaum Ausbrüche an bayerischen Schulen

Die Forschungsgruppe nutze für ihre Analyse Daten des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, das Corona-"Ausbrüche" erfasst — also Fälle, in denen zwei oder mehr Infektionen auftreten, die miteinander in Zusammenhang stehen. Dabei zeigte sich, dass Ausbrüche an Schulen, trotz der schrittweisen Rückkehr in den Präsenzunterricht in Bayern seit Mitte Februar, kaum eine Rolle für das Infektionsgeschehen gespielt haben.

Im Vergleich zu anderen Ansteckungsorten waren die Fallzahlen an Schulen gering. Insbesondere am Arbeitsplatz wurden hingegen deutlich mehr beziehungsweise schwerere Ausbrüche verzeichnet. Und gerade über die Osterfeiertage war es dort auch zu einem sprunghaften Infektionsrückgang gekommen, der nur teilweise auf den Meldeverzug zurückzuführen sei, so die Autoren. Entscheidend sei hier vielmehr gewesen, dass deutlich weniger Menschen über die Feiertage zur Arbeit gegangen waren.

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Das Forschungsteam merkt aber auch an, dass deshalb noch keine pauschalen Rückschlüsse auf das Risiko am Arbeitsplatz möglich seien. Denn im Vergleich zu Schulen oder Krankenhäusern seien die Bedingungen an Arbeitsplätzen zu verschieden. Ob Menschen sich beispielsweise eher in Büros oder in großen Produktionshallen anstecken, lasse sich anhand der Daten nicht abschätzen.

Anstieg nach Ostern auf Testpflicht zurückzuführen

Unter Minderjährigen waren die Fallzahlen insbesondere nach Ostern angestiegen. Hier hatte es mehr Präsenzunterricht gegeben, auch bei Inzidenzen bis 50, 100 und darüber hinaus. In der zeitlichen Folge war die Zahl der gemeldeten Fälle zwar angestiegen — aber sei dieser Anstieg nicht auf Ansteckungen an der Schule zurückzuführen, heißt es im Bericht. Dort habe es weiterhin kaum Ausbrüche gegeben, wie auch aus den Grafiken hervorgeht.

Der kurzfristige Anstieg der Fallzahlen sei vielmehr auf Schnelltests zurückzuführen, die in Bayern seit der 15. Kalenderwoche an Schulen und seit der 16. Kalenderwoche auch am Arbeitsplatz durchgeführt wurden. Langfristig würden die Inzidenzen nach dem Testbeginn wieder sinken. Ein weiterer Vorteil der Teststrategie: Durch die Schnelltests gebe es kaum mehr unerkannte Corona-Infektionen. Die gemeldeten Fallzahlen würden das Infektionsgeschehen nun also fast vollständig abbilden, so das Forschungsteam.

CODAG: Schulen offen lassen und Infektionen durch Tests „herausfischen“

Wie das „ZDF“ hinweist, hatte die CODAG schon in einem Bericht Anfang März festgestellt, dass die Zahlen die These, Minderjährige seien Infektionstreiber, nicht unterstützen würden. Vielmehr hatten im Zeitraum von Mitte November bis Mitte Dezember hohe Inzidenzen bei den 40- bis 65-Jährigen zu steigenden Inzidenzen bei Fünf- bis Elfjährigen in der jeweiligen Folgewoche geführt. Ähnlich war es bei der Altersgruppe der Zwölf- bis 20-Jährigen. Umgekehrt aber konnten die Forscher keinen Zusammenhang feststellen — weder in Phasen des Home Schoolings noch während des Präsenzunterrichts.

Professor Helmut Küchenhoff, Sprecher der CODAG, hatte daher bereits am Donnerstag bei einer Expertenanhörung des Parlamentarischen Begleitgremiums zur Covid-19-Pandemie im Bundestag über die Ergebnisse gesprochen, so das „ZDF“. Ihm zufolge bekomme man die Pandemie eher in den Griff, wenn man Schulen offen lasse und Infektionen durch Tests „herausfische“.

sb