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Corona-Regeln: Kommen bald nur noch Geimpfte und Genesene in Bars, Clubs und Restaurants?

Eine Kellnerin bedient zwei Gäste im Peters Brauhaus in Köln.
Eine Kellnerin bedient zwei Gäste im Peters Brauhaus in Köln.

In Corona-Zeiten sind essen, trinken und feiern mitunter gefährlich. Das Virus verbreitet sich vor allem in Innenräumen, also auch in Bars, Restaurants, Clubs und in größeren Menschenmassen. Seit dem Ende des Corona-Lockdowns im Frühjahr, gelten in Deutschland deshalb klare Regeln für die Gastronomie- und Event-Branche: Wer drinnen Speisen, Drinks oder Party will, muss geimpft, genesen oder negativ getestet sein.

Weil noch nicht alle Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft sind, mischen sich unter Geimpfte und Genesene in Bars, Restaurants und Veranstaltungen häufig Schnellgetestete. Bisher ging das gut, die Corona-Inzidenz in Deutschland stieg zuletzt zwar leicht an, liegt jedoch weiterhin auf niedrigem Niveau.

Ein Vorfall in den Niederlanden in der vergangenen Woche macht nun jedoch Sorgen. Bei einem Festival in Utrecht steckten sich 1000 von insgesamt 20.000 Teilnehmern mit dem Coronavirus an, obwohl alle Gäste geimpft, genesen oder eben gestestet waren.

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Grundsätzlich kann das viele Grüne haben. Das digitale Impfzertifikat bekommen Niederländer direkt nach der zweiten Impfung, es wird nicht angezeigt, wann der Impfschutz vollständig ist. Das bedeutet, dass zwar vollständig Geimpfte, aber noch nicht vollständig Geschützte auf dem Festival waren. Auch gibt es Berichte, dass einige Festivalbesucher bei ihren Testergebnissen tricksten. Die Veranstalter akzeptierten zudem Tests, die bis zu 40 Stunden alt — und damit teilweise womöglich nicht mehr aussagekräftig waren.

So oder so, Corona-Schnelltests liefern keine hundertprozentig sicheren Ergebnisse über eine mögliche Corona-Erkrankung. Gerade in den ersten Tagen einer Infektion ist es möglich, dass sie nicht anschlagen. Die Universität Würzburg führte in diesem Jahr eine Studie durch, bei der über 5000 Personen sowohl mit Schnelltests, als auch mit PCR-Tests auf Corona getestet wurden. Das Ergebnis: Nur knapp 43 Prozent der bei den Probanden aufgetretenen Corona-Infektionen wurden durch die Schnelltests erkannt. Letztlich gilt also, dass sich Veranstalter und Gastronomen auf Schnelltests nicht vollends verlassen können, wenn es darum geht, dass alle ihre Gäste gesund sind.

Lassen sie bald also nur noch Geimpfte und Genesene rein? Das glaubt etwa Karl Lauterbach, der SPD-Gesundheitsexperte reagierte auf die Infektionswelle in Utrecht auf Twitter: "Wenn Geimpfte, Genesene und Getestete zusammen feiern, zum Beispiel im Club, steckt ein Delta Träger, den Test übersah, die meisten Getesteten einfach an. Viele Clubs und Bars werden im Herbst daher nur Geimpfte und Genesene zulassen."

Business Insidern hat bei Vertretern der Gastronomie nachgefragt, ob Lauterbach mit seiner Vorhersage recht hat.

"Nur noch Geimpfte und Genesene hereinzulassen, wird ein Thema sein"

„Es wird in naher Zukunft ein Thema sein, ob wir nur noch Geimpfte und Genesene in Hotels und Gaststätten hineinlassen", sagt Thomas Lengfelder, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Berlin, zu Business Insider. "Im Moment ist die Branche so am Boden, das wir erstmal der Politik vertrauen, dass die Schnelltests überwiegend korrekt sind." Ungeimpfte und Nicht-Genesene würden bis dahin weiterhin mit Schnelltests Zutritt zu Gastronomie und Hotels bekommen.

Karin Vladimirov, Pressesprecherin der Gewerkschaft für Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), fordert auf Anfrage von Business Insider, "dass die Gastronomie tragfähige Hygiene-Konzepte vorliegt, damit Beschäftigte bestmöglich geschützt werden." Dazu, ob deshalb in naher Zukunft nur noch Geimpfte und Genese Zugang zu Gastrobetrieben bekommen sollen, will sie sich nicht äußern. Mitarbeiter sollen jedoch nicht ohne Schnelltests auskommen müssen: "Die Gastronomie kann nicht fordern, dass sich Mitarbeiter impfen lassen müssen. Das würde einer Impfpflicht gleichkommen."

Von der Berliner Clubkommission, heißt es, die Clubs in der Hauptstadt setzten zunächst weiter auf Veranstaltungen unter freiem Himmel. "Dabei wollen wir sowohl Getesten, als auch Genesenen und Geimpften Zugang gewähren", sagte Sprecher Lutz Leichsenring. Bisher setzt man dabei auch auf Abstand und Maskenpflicht.

Klar ist auch, dass Clubs und Konzerte wohl am schlechtesten mit der Corona-Pandemie zu vereinbaren sind. Selbst Sicherheitsvorkehrungen können Ansteckungen nicht immer verhindern, wie das Beispiel des Musikfestivals in Utrecht zeigt. "Dort wurden beim Hygienekonzept Fehler gemacht", sagte Leichsenring Business Insider.

Die Regierung von Premierminister Boris Johnson hat unterdessen angekündigt, dass Clubbesucher in England nachweisen müssen, dass sie voll geimpft sind. Diese Entscheidung kommentierte Leichsenring so: "Was im Herbst kommt, können wir jetzt noch nicht absehen."

Corona-Schnelltests könnten bald teuer werden

Bisher zumindest gibt es keine konkreten Pläne von Bund und Ländern, den Zugang zu Bars, Restaurants, Clubs und Festivals für Ungeimpfte und Nicht-Genesene einzuschränken.

Allerdings könnten Schnelltests für Ungeimpfte bald teurer werden. Zuletzt forderten etwa der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die Bremer Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und die ehemalige Familienministerin Franziska Giffey (SPD), Ungeimpften in Zukunft nicht mehr die Kosten für Corona-Schnelltests zu erstatten. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich vergangene Woche zwar dafür aus, an den kostenlosen Schnelltests für alle festzuhalten. In einer späteren Phase der Pandemie könne man jedoch sicher darüber nachdenken, Ungeimpften kein kostenloses Angebot mehr zu machen. "Wer sich heute nicht impfen lässt, darf sich nicht beschweren, wenn er morgen nicht zur Party eingeladen wird", sagte Spahn.

Der Staat erstattete bei Antigen-Tests bisher zwischen 18 und 21 Euro. Es ist gut möglich, dass private Käufer noch mehr zahlen müssten. Für Ungeimpfte könnten Restaurantbesuche und Clubnächte ab Herbst also deutlich teurer werden.