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Pandemie schickt 638 000 Menschen in die Arbeitslosigkeit

Auch im Juni lässt die Corona-Krise die Zahl der Arbeitslosen steigen. Der vergleichsweise moderate Anstieg lässt Hoffnung aufkeimen - doch Volkswirte warnen bereits vor zu großem Optimismus.

Ein Mann im Wartebereich hinter einer Stellwand für Stellenangebote in Stuttgart.
Ein Mann im Wartebereich hinter einer Stellwand für Stellenangebote in Stuttgart.

Nürnberg (dpa) - Die Corona-Krise scheint ihre Fesseln um den deutschen Arbeitsmarkt allmählich zu lockern. Im Juni stieg zwar die Arbeitslosenzahl nochmals für die Jahreszeit untypisch auf 2,853 Millionen.

Im Vergleich zum Mai ging es aber mit einem Plus von 40.000 vergleichsweise moderat nach oben. Insgesamt sind durch die Corona-Krise nach Berechnungen der Bundesagentur für Arbeit zwischen April und Juni 638.000 Menschen arbeitslos geworden. «Das heißt jeder fünfte in diesem Zeitraum ist sozusagen der Corona-Pandemie geschuldet», sagte der Vorstandschef der Bundesagentur, Detlef Scheele, am Mittwoch bei der Vorstellung der Juni-Statistik in Nürnberg.

Kurzarbeit-Prognose

Die Kurzarbeit sei im April auf den höchsten jemals erreichte Stand in der Bundesrepublik geschnellt. Demnach waren im April 6,83 Millionen Menschen in Kurzarbeit nach 2,49 Millionen, die noch im März gemessen wurden. Für den Mai rechnet Scheele mit 6 Millionen Kurzarbeitern. Die Prognose der Bundesagentur liegt damit deutlich unterhalb der des Münchner Ifo-Institutes, das für den Mai 7,3 Millionen Kurzarbeiter und für den Juni 6,7 Millionen ermittelt hatte.

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Insgesamt haben in der Corona-Krise inzwischen Betriebe für mehr als 12 Millionen Menschen Kurzarbeit angemeldet. Zu den 11,8 Millionen im März, April und Mai kamen im Juni noch einmal Anzeigen für 342.000 Menschen hinzu, berichtete die Bundesagentur. Erfahrungsgemäß wird Kurzarbeit nicht in allen angezeigten Fällen realisiert. Die Bundesagentur rechnet mit den Betrieben mit einer Verzögerung von drei Monaten ab.

Am Finanzbedarf ändern die neuen Zahlen laut Scheele nichts. Die Bundesagentur rechnet für dieses Jahr weiter mit einem Defizit von mehr als 30 Milliarden Euro, das durch Mehrausgaben für Kurzarbeitergeld, Arbeitslosengeld und andere Leistungen zustande kommt, aber auch durch Mindereinnahmen über Beiträge aus der Arbeitslosenversicherung. Die Bundesagentur verfügt über eine Rücklage von 26 Milliarden Euro, den Rest des Defizits muss der Bund über einen Zuschuss oder einen Kredit ausgleichen.

Wucht der Corona-Krise

Die Bundesagentur hat im laufenden Jahr für Kurzarbeit bisher 7,847 Milliarden Euro ausgegeben. Im gesamten Jahr 2019 wurden hierfür nur 200 Millionen Euro aufgewendet. Im Jahr der Finanzkrise 2009 - dem Jahr mit den bisher meisten Kurzarbeitern vor Corona - flossen 4,6 Milliarden Euro für Kurzarbeitergeld. Keine signifikante Steigerung hat es bisher bei der Finanzierung von Insolvenzen gegeben. Die Ausgaben der Bundesagentur liegen hier bei 492 Millionen Euro und damit nur um 3,6 Prozent über dem Haushaltsansatz. «Wir haben kein Indiz für die Kette: Kurzarbeit, arbeitslos, insolvent», sagte Scheele.

Um die Wucht der Corona-Krise für den Arbeitsmarkt abzulesen, lohnt auch ein Blick auf den Jahresvergleich. Im Juni 2020 waren 637 000 Menschen mehr arbeitslos als noch vor einem Jahr. Gestiegen ist in der Pandemie auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in Deutschland. Deren Zahl habe im Juni bei 4,076 Millionen gelegen, 152.000 Personen mehr als im Juni 2019. Damit waren im Juni nach Angaben der Bundesagentur 7,5 Prozent der Personen im erwerbsfähigen Alter auf Hilfe angewiesen.

Auch deshalb warnen Volkswirte vor allzu frühem Optimismus. «Auch wenn es hier und da Licht am Ende des Tunnels gibt – der Tunnel ist lang. Mehr als die Hälfte der Maschinenbauunternehmen erwarten eine Rückkehr zum Vor-Corona-Umsatzniveau nicht vor 2022», sagte der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinenbauer (VDMA), Ralph Wiechers. Die Verlängerung der bisher auf maximal zwölf Monate befristeten Kurzarbeit sei deshalb wichtig. Sein Kollege Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, sagte: «Der Höhepunkt der Arbeitslosigkeit ist noch nicht erreicht.» Er erwarte bis zu drei Millionen Arbeitssuchende in diesem Jahr.

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Laut Scheele dürfte diese Zahl zumindest im Sommer nicht erreicht werden. Und was im Winter kommt, hänge von vielen Unwägbarkeiten ab, darunter auch die Frage, ob es zu einer weiteren Viruswelle im Herbst kommt. «Wenn eine zweite Welle ausbleibt, wenn die Lockerungen insbesondere im Tourismus und der Gastronomie über den Sommer greifen, wenn sich die Stimmung der Konsumenten ändert, wenn wir wissen, was die Pandemie generell an Verhaltensänderung ausgelöst hat, bei Reisen, dann würde ich sagen, sind wir auf einem guten Weg.» Er rief die Unternehmen auf, die Kurzarbeit ihrer Mitarbeiter schon jetzt für Transformationsprozesse zu nutzen - sie also mit Hilfe von Fortbildungen auf sich verändernde Herausforderungen des Arbeitslebens einzustellen.

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