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Corona-Impfung und Stillen: Was junge Mütter wissen sollten, bevor sie sich entscheiden

Sollen stillende Mütter gegen Corona geimpft werden oder nicht? Die Antwort auf diese Frage fällt offenbar von Bundesland zu Bundesland und von Arztpraxis zu Arztpraxis unterschiedlich aus. Auf Twitter etwa berichten Frauen von Fällen, in denen ihnen von einer Impfung abgeraten wurde oder sie keinen Termin erhalten haben. In Bayern muss dafür etwa eine individuell ausgestellte Empfehlung des Hausarztes vorliegen.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat bisher keine generelle Impfempfehlung für stillende Mütter – und übrigens auch nicht für Schwangere – ausgegeben. Das ist erst mal nicht ungewöhnlich: Zwar sind bisher keinerlei Risiken bekannt, doch die Datenlage ist äußerst dünn, sodass mögliche Risiken auch nicht ausgeschlossen werden können. Da Säuglinge und stillende Mütter als besonders verletzlich gelten, waren sie – wie bei den allermeisten Medikamentenstudien – bisher nicht Teil der Impfstoff-Studien.

https://twitter.com/WorkingAndMom/status/1388237161154101251

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Die Frauenärztin Marianne Röbl-Mathieu, die Mitglied der Stiko ist, erklärt dazu in einem Youtube-Video: „Zur Anwendung der Impfung in der Stillzeit liegen keine ausreichenden Daten vor. Und deshalb wird die Impfung für Stillende nicht generell empfohlen. Die Stiko hält es aber für unwahrscheinlich, dass von der Impfung der stillenden Frau ein Risiko für den gestillten Säugling ausgeht. Dafür gibt es auch keine biologisch plausiblen Mechanismen.“

Tatsächlich gibt es keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Säuglinge durch die Muttermilch mit Impfstoff in Kontakt kommen können. Dafür gibt es nicht nur keine plausiblen biologischen Modelle, sondern auch die jahrzehntelange Erfahrung mit anderen Impfstoffen zeigt, dass Stillende normalerweise bedenkenlos geimpft werden können. Die einzige Ausnahme bildet dabei die Impfung gegen Gelbfieber – da diese mit Lebendviren erfolgt.

Möglicherweise können geimpfte Mütter Antikörper an Kinder weitergeben

Da keiner der Coronaimpfstoffe mit solchen Viren arbeitet, besteht aus dieser Perspektive kein Einwand gegen eine Impfung. Eine Studie, die von Stephanie Gaw an der University of California in San Francisco durchgeführt wurde, bekräftigt dies. Gaws Team konnte in der Muttermilch von geimpften Müttern keinerlei mRNA-Stoffe, die die Basis der Vakzine von BionTech und Moderna bilden, nachweisen. Allerdings ist die Studie bisher nur im Preprint erschienen – sie ist also noch nicht begutachtet – und darin wurden nur sechs Milchproben untersucht, über einen Zeitraum von zwei Tagen hinweg.

Während es also aus wissenschaftlicher Sicht bisher kein schwerwiegendes Argument gegen eine Impfung für Stillende gibt, gibt es Indizien dafür, dass geimpfte Mütter ihre Immunität an ihre Säuglinge weitergeben können – was ein Argument für eine Impfung wäre. Während diese Weitergabe von Antikörpern bei anderen Erkrankungen gut dokumentiert ist, verdichten sich die Hinweise, dass dies auch für Corona zutreffen könnte.

Kathryn Gray, Spezialistin für Mutter-Fötus-Medizin am Brigham and Women's Hospital in Boston, hat mit ihren Kolleginnen Blut und Muttermilch von stillenden, frisch geimpften Müttern untersucht. Dabei fanden die Forscherinnen und Forscher in jeder Probe hohe Konzentrationen von Covid-19-Antikörpern. Dies gilt als Indiz dafür, dass ein Impfschutz zumindest teilweise über die Muttermilch weitergegeben werden kann, ein Beleg ist es jedoch keineswegs. Dafür ist die Funktionsweise von mütterlichen Antikörpern im Körper von Säuglingen noch viel zu wenig verstanden.

Weder sprechen zwingende Gründe dafür, noch dagegen

Aufgrund der speziellen Situation, in der sich stillende Mütter und Säuglinge befinden, gibt es aus nachvollziehbaren Gründen keine groß angelegten und aussagekräftigen Studien zum Nutzen-Risiken-Verhältnis bei stillenden Müttern. Eine der bisher größten Studien dazu – die allerdings auch eine sehr geringe Teilnehmerinnenzahl aufweist – stammt aus Israel. Sie wurde im April im „Journal of the American Medical Association“ veröffentlicht.

Untersucht wurden 84 stillende Frauen. Alle wurden zuvor mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff vollständig geimpft. Bei keiner der Mütter traten ernste gesundheitliche Probleme auf, die über typische Impfnebenwirkungen hinausgingen. Allerdings entwickelten vier von 84 Säuglingen Fieber-Symptome während des Beobachtungszeitraums. Drei dieser Babys bedurften keinerlei weiterer Behandlung, in einem Fall mussten jedoch Antibiotika eingesetzt werden. Ob das Fieber der Säuglinge in einem Zusammenhang mit der Impfung der Mutter steht, ist damit allerdings nicht belegt.

All das zeigt, dass es keine zwingenden medizinischen Gründe gibt, die gegen eine Impfung stillender Mütter sprechen. Eindeutige Vorteile einer Impfung für die Säuglinge lassen sich allerdings auch noch nicht belegen, obwohl es Indizien dafür gibt, dass durch Muttermilch ein „Nestschutz“ für die Babys entstehen könnte.

Entscheidung für oder gegen eine Impfung bleibt eine individuelle

Während es keinerlei Gründe gibt, anzunehmen, dass die Impfung für die stillenden Mütter eine besondere Gefahr darstellt, zeigt die israelische Studie, dass gesundheitliche Folgen für die Säuglinge bestehen könnten, deren Zusammenhang mit der Impfung der Mutter allerdings erst weiter untersucht werden muss. Belegt sind gesundheitliche Risiken für die Säuglinge jedoch nicht.

Anderseits setzt die Entscheidung gegen eine Impfung selbstverständlich die Mutter dem Risiko aus, an Covid zu erkranken und im schlimmsten Fall dann sogar das eigene Baby zu infizieren. Auch wenn die Gruppe der Kinder generell ein sehr geringes Risiko für einen ernsthaften Krankheitsverlauf hat, ist das Risiko für die unter Zweijährigen erhöht. Allerdings können stillende Mütter und Säuglinge durch soziale Isolation relativ gut gegen eine mögliche Infektion geschützt werden.

Während die Stiko aufgrund der dünnen Studienlage weiterhin von einer generellen Impfempfehlung für stillende Mütter absieht und diese erst nach Abwägung des individuellen Risikos empfiehlt, forderten die deutschen Fachgesellschaften und Berufsverbände für Frauen- und Geburtsmedizin bereits im Mai eine allgemeine Impfung für Stillende. Die Entscheidung für oder gegen eine Impfung bleibt eine Abwägung, die letztlich nur die stillende Mutter treffen kann.

tf