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Corona hat das Einkaufen nachhaltig verändert

Viele Verbraucher und Verbraucherinnen erledigten ihren Großeinkauf während der Pandemie am liebsten in Supermärkten um die Ecke.
Viele Verbraucher und Verbraucherinnen erledigten ihren Großeinkauf während der Pandemie am liebsten in Supermärkten um die Ecke.

Heute wird anders eingekauft als noch vor ein paar Jahren. Die Besuche im Supermarkt werden seltener, die Einkaufswagen dafür voller. Das liegt an der Corona-Pandemie - aber nicht nur.

Düsseldorf (dpa) - Die Corona-Pandemie hat das Einkaufen in
Deutschland verändert. Mehr als der Hälfte der Verbraucher macht das
Einkaufen von Konsumgütern wie Lebensmitteln oder Zahncreme heute
weniger Spaß als noch vor einigen Jahren, wie eine großangelegte
Studie des Marktforschungsunternehmens NielsenIQ ergab, für die die
Daten von 20.000 Haushalten ausgewertet wurden. Die Folge: Sie gehen
seltener shoppen.

Shoppen als Freizeittrend?

«Die Menschen haben das Bedürfnis, ihre Einkäufe zu reduzieren, das
galt im ersten und im zweiten Lockdown und es gilt noch immer»,
beobachtet Nielsen-Experte Thomas Montiel Castro. Dabei sei die
Ansteckungsangst nur ein Faktor - und vielleicht nicht einmal der
bedeutendste. Gerade junge Menschen wollten nicht mehr so viel Zeit
mit dem Einkaufen verbringen. «Sie haben in Corona gelernt, dass es
spannendere Sachen gibt, mit denen sie ihre Freizeit verbringen
können.»

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Der Trend geht deshalb NielsenIQ zufolge dahin, seltener einzukaufen
und dann möglichst alles auf einen Schlag zu erledigen. Spontane
Einkaufstrips zum Bäcker, in den Drogeriemarkt oder um schnell noch
ein bisschen Aufschnitt an der Fleischtheke zu holen, würden immer
seltener, meint Montiel Castro. Der Trend gehe zum großen
Vorratseinkauf oder wie es der Marktforscher nennt zum «Big Trolley«
- dem großen Einkaufswagen. «Eine ganze Reihe von Haushalten haben
erst in der Pandemie damit begonnen, solche großen Vorratskäufe zu
machen. Hier hat sich das Einkaufsverhalten massiv geändert.»

Mittelgroße Supermärkte steigern ihre Umsätze

Gewinner sind dabei aber nicht die großen SB-Warenhäuser oder die
Discounter, wo die deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher in der
Vergangenheit meist ihre Großeinkäufe erledigten, sondern die
klassischen mittelgroßen Supermärkte wie Rewe oder Edeka. Nach
einer aktuellen Untersuchung des Marktforschers GfK steigerten die
Supermärkte ihre Umsätze im ersten Halbjahr 2021 um 6,3 Prozent,
während die Discounter um 1,4 Prozent weniger verkauften. Bei den
großen SB-Warenhäusern stagnierte das Geschäft.

«Die klassischen Supermärkte sind attraktiv, weil sie einerseits eine
große Auswahl bieten, der Besuch dort aber andererseits nicht so viel
Zeit kostet wie im SB-Markt. In den Zeiten des Homeoffice fahren die
Leute nicht mehr am Samstag auf die grüne Wiese zum SB-Markt um
einzukaufen, sondern sie nutzen häufiger die verlängerte Mittagspause
zum Einkauf im Supermarkt um die Ecke - und sie tun das gerne mitten
in der Woche», berichtet Montiel Castro.

Zeit ist kostbar

Der Marktforscher ist überzeugt, dass die Trends auch nach dem Ende
der Pandemie anhalten werden. Denn die Umwälzungen hingen nicht nur
mit Corona zusammen. «Noch vor 10 Jahren waren vor allem der Preis
und die Sonderangebote entscheidend dafür, wo eingekauft wurde. Aber
bei der jüngeren Kundengeneration spielt das keine so große Rolle
mehr. Für sie ist es wichtiger geworden, nicht mehr so viel Zeit mit
dem Einkaufen zu verbringen.»

Auch Handelsexperte Robert Kecskes vom Marktforschungsinstitut GfK
sieht nachhaltige Veränderungen durch die Krise - etwa die größere
Bedeutung des Essens in den eigenen vier Wänden. Nach seiner
Einschätzung hat mit der Pandemie «eine Art Fahrstuhleffekt
eingesetzt», der den häuslichen Konsum im Jahr 2020 zunächst um vier,
fünf Etagen nach oben gefahren hat, um im ersten Halbjahr 2021 auf
dieser Etage zu verweilen. Es sei anzunehmen, dass sich der
Lastenaufzug mit den häuslichen Konsummengen mit der Rückkehr zu
einem normaleren Leben wieder nach unten bewegen werde. «Er wird
allerdings nicht mehr in das Erdgeschoss des Jahres 2019
zurückfahren», ist Kecskes überzeugt.

Anders einkaufen

Nach einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens
IRI will rund ein Viertel der Verbraucher auch nach dem Ende der
Pandemie mehr Zeit zu Hause mit Freunden und der Familie verbringen
und öfter selber kochen. Fast 40 Prozent der Befragten zeigten sich
überzeugt, dass sich auch nach dem Ende der Pandemie anders einkaufen
werden als vorher.

Zu den Gewinnern der Pandemie gehört auch der E-Commerce. Die
Konsumgüterumsätze im Internet stiegen 2020 Nielsen zufolge um 34
Prozent. Dennoch spielt der Onlinehandel bei Lebensmitteln,
Tierfutter und anderen Konsumgütern in Deutschland weiterhin nicht so
eine große Rolle wie in anderen europäischen Ländern. Während
hierzulande der Marktanteil des E-Commerce bei Konsumgütern trotz des
Corona-Booms aktuell gerade einmal 1,2 Prozent erreicht, liegt er in
Frankreich bei 10,2 und in Großbritannien bei 11,9 Prozent.

Hier spiegele sich die hohe Ladendichte in Deutschland, aber auch die
Zurückhaltung großer deutscher Handelsketten beim Thema E-Commerce,
meint Montiel Castro. «Der E-Commerce-Boom durch die Corona-Pandemie
ist bei Konsumgütern deutlich schwächer ausgefallen, als viele
erwartet haben.»