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Corona-Crash: Die Woche, in der sich die Weltbörsen infizierten

Ungläubige Blicke an der NYSE: An der Wall Street scheint wegen des Coronavirus der Himmel einzustürzen (AP Photo/Richard Drew, File)
Ungläubige Blicke an der NYSE: An der Wall Street scheint wegen des Coronavirus der Himmel einzustürzen (AP Photo/Richard Drew, File)

Der große Schockmoment ist da. Über ein Jahrzehnt kannten Anleger, von leichteren Rücksetzern abgesehen, praktisch nur steigende Kurse. Das ist nach dem Corona-Crash in der letzten Woche vorbei. Anleger stehen nun vor der Frage, ob es sich lediglich um eine kurzfristige Korrektur oder den Beginn eines Bärenmarktes handelt.

Was für einen Unterschied zwei Wochen machen können. So lange ist es tatsächlich erst her, als ich in an dieser Stelle darauf hingewiesen hatte, ob die Märkte das Black Swan-Risiko unterschätzen? „Wenn der Schwarze Schwan diesmal im Handelssaal aufkreuzt, können Anleger zumindest nicht behaupten, sie wären nicht gewarnt gewesen“, endete die Analyse vom 17. Februar.

Warum die Corona-Panik an den Märkten anhalten wird

Genau das ist in der vergangenen Handelswoche eingetreten und hat Anleger trotz überdeutlicher Informationen über die explosionsartige Verbreitung des Coronavirus und deutlicher Hinweise von Apple, Alibaba und anderen hoch kapitalisierten Global Playern offenkundig doch vollkommen auf dem falschen Fuß erwischt.

Schnellste Korrektur seit 1929

Die Ausmaße sind gar historisch. In der vergangenen Woche haben die Weltbörsen so massiv verloren wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 nicht mehr: fünf Handelstage, fünf massive Verluste! Der marktbreite S&P 500 büßte 11,2 Prozent ein, während Dow Jones als auch Dax exakt 12,4 Prozent an Wert verloren haben und sind damit so schnell in einen Korrekturmodus gestürmt wie nicht mehr seit der Weltwirtschaftskrise 1929.

Unfassbare 4,3 Billionen Dollar wurden allein an den amerikanischen Aktienmärkten in nur sieben Handelstagen ausradiert, wie das Finanzportal Marketwatch vorrechnet. Seit den Rekordständen am 19. Februar haben die Weltbörsen zusammengenommen gar 7 Billionen Dollar an Wert vernichtet.

Tech-Darlings wie Apple und Microsoft leiden besonders

Überproportional betroffen waren unterdessen Überflieger-Aktien der vergangenen Monate. Apple, das im vergangenen Börsenjahr um 85 Prozent an Wert gewonnen hatte, brach im Wochenverlauf beim Sturz von 313 auf 256 Dollar in der Spitze um 18 Prozent ein, ehe Schnäppchenjäger den Verlust zum Handelsschluss am Freitag auf 13 Prozent begrenzten. Trotzdem büßte Apple in nur einer Woche fast 200 Milliarden Dollar an Börsenwert ein.

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Kaum besser erging es dem nun wieder wertvollsten Konzern der USA. Microsoft musste im Wochenverlauf wegen der Folgen des Coronavirus, das vor allem die Hardware-Produktion in China lahmlegt, eine Umsatzwarnung herausgeben, gab um insgesamt 9 Prozent nach und büßte dabei rund 150 Milliarden Dollar an Börsenwert ein.

Auch Amazon und Alphabet verloren im Wochenverlauf mehr als 100 Milliarden Dollar an Börsenwert, Facebook büßte knapp 60 Milliarden ein, was die Verluste des sogenannten GAFAM-Komplexes auf mehr als eine halbe Billion Dollar anschwellen ließ.

Korrektur oder Bärenmarkt?

Der Schock an den Weltbörsen sitzt tief, zumal nicht abzusehen ist, wie weit die Korrekturen reichen und ob auf sie ein Bärenmarkt folgt, also ein Absturz von mindestens 20 Prozent gegenüber den Allzeithochs, zu denen im deutschen und amerikanischen Eliteindex nur noch sechs Prozent fehlen würden.

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So brutal der Einbruch im Chartverlauf des letzten Monats auch aussieht, so sehr relativieren sich die Verluste doch auf Sicht von mehreren Jahren, in denen die Aktienmärkte scheinbar nur eine Richtung kannten – nach oben. So ist der Dow Jones lediglich auf den tiefsten Stand seit vergangenem August zurückgefallen, also auf ein 6-Monatstief – noch zum Jahreswechsel 2019 notierte der amerikanische Leitindex signifikant tiefer als heute, nämlich bei 23.000 Zählern.

Der Dax notierte auf dem aktuellen Niveau unter 12.000 Zählern das letzte Mal gar erst im vergangenen Oktober. Noch weniger dramatisch sieht es unterdessen bei den großen Tech-Aktien aus: Microsoft ist lediglich auf das Niveau von Ende Januar zurückgefallen, Apple von Mitte Dezember.

Technische Gegenreaktion erwartet

Zumindest technisch gesehen schreit der total überverkaufte Markt nach einer Gegenreaktion. „Die Panik verbreitet sich schneller als das Virus“, merkt etwa Hedgefondsmanager Doug Kass an, der im Kursrutsch Kaufchancen identifizierte.

Lediglich in drei anderen Fällen in den letzten 75 Jahren dauerte im Dow Jones eine Verluststrecke von nunmehr sechs Handelstagen länger. Doch diese drei Fälle haben es in sich: Der große Crash von 1987, die folgenden Tage nach den Terroranschlägen vom 11. September und eben die große Finanzkrise.

Rezessionsangst geht um

Die Frage, die sich Anleger rund um den Erdball in diesen Stunden unterdessen stellen, ist der Vergleich mit der letzten schweren Finanzkrise Ende des vorvergangenen Jahrzehnts. Im Herbst 2008 / Winter 2009 halbierten sich Dow und Dax von ihren Allzeithochs aus dem Vorjahr und büßten dabei in wenigen Monaten fast mehr als 40 Prozent ihres Wertes ein.

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Ein solches Szenario hält unterdessen der berühmt-berüchtigte Nationalökonom Nouriel Roubini für denkbar. „Diese Krise wird zum Desaster werden“, diktierte der 60-Jährige vergangene Woche dem Spiegel. „Ich glaube, dass die globalen Aktienmärkte in diesem Jahr um 30 bis 40 Prozent fallen“, prognostiziert der auch als „Dr. Doom“ bekannte Ökonom.

Voraussetzung dafür dürfte der Absturz in eine Rezession sein, die nach mehr als zehn Jahren anziehender Konjunktur rechnerisch nahezu überfällig erscheint. Vor allem die Folgen von Chinas Shutdown seit Jahresbeginn lassen sich ökonomisch bislang erst erahnen.

Bill Gates warnt: „Das Coronavirus könnte der Jahrhunderterreger sein“

Und dann ist da schließlich noch der eigentliche Auslöser der Corona-Krise: das Virus an sich, das sich nunmehr explosionsartig im Rest der Welt verbreitet. Ausgerechnet einer der klügsten Köpfe der Tech-Branche hat am Wochenende ein Worstcase-Szenario in Aussicht gestellt.

„Das Coronavirus könnte der Jahrhunderterreger sein, vor dem wir immer warnen“, erklärte Bill Gates, der seit seinem Ausstieg bei Microsoft mit die größte Privatstiftung der Welt betreibt, die sich dem weltweiten Kampf gegen Krankheiten verschrieben hat. Bestätigt sich Gates’ Warnung auch nur annähernd, dürfte die gegenwärtige Korrektur an der Börse kaum abgeschlossen sein.

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