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CONTINENTAL IM FOKUS: Stresstest beim Autozulieferer verschärft sich weiter

HANNOVER (dpa-AFX) - Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental <DE0005439004> kämpft seit geraumer Zeit mit der Flaute an den Automärkten. Zuerst brach in China das Geschäft wegen Zollkonflikten ein, dann kamen teure Abschreibungen und Sonderkosten hinzu. Nun setzt die Coronavirus-Pandemie den Hannoveranern zu. Was im Unternehmen los ist, was die Analysten nach dem trüben Ausblick sagen und wie die Aktie gelaufen ist.

WAS IM UNTERNEHMEN LOS IST:

Es ist schon länger kein Geheimnis mehr, dass die Märkte nicht gerade zugunsten von Conti laufen. Das Management kappte in den vergangenen Jahren mehrfach die Gewinnerwartungen. Als der Konzern aber im Oktober eine milliardenschwere Abschreibung auf früher zugekaufte Firmen vornahm, weil er in den kommenden fünf Jahren nicht mit wesentlicher Besserung der weltweiten Automobilproduktion rechnet - da wurde das Problem so deutlich wie selten zuvor.

Ein neuer Tiefschlag nach dem Milliardenverlust und der Dividendenkürzung für 2019 waren vor zwei Wochen die sehr trüben Aussichten auf das neue Jahr. Vor allem die Autozulieferung macht dem Konzern schwer zu schaffen, doch auch die Reifenmärkte schwächeln mittlerweile als Folge. Conti fährt mit den Pneus normalerweise den Großteil des Gewinns ein, weshalb die aufziehende Flaute bei der sonst so stabilen Ertragsperle ebenfalls schwer ins Gewicht fällt.

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In der Autozulieferung geht Conti 2020 nur noch von drei bis vier Prozent Umsatzrendite aus, bei Reifen und Kunststoffen zwischen zehn und elf Prozent. Beides ist nochmal weniger als im vergangenen Jahr und auch weniger als von Experten zuvor erwartet. Konzernweit soll die Marge nur noch zwischen 5,5 und 6,5 Prozent liegen - und das nach dem schon deutlichen Rückgang im Vorjahr auf 7,4 Prozent. Und: Ob sich diese zwei Wochen alten Einschätzungen mit der Entwicklung rund um die Viruskrise nicht schon wieder überholt haben, das ist die große Frage.

Denn nicht nur die Autobauer fahren mittlerweile in Europa ihre Werke für mindestens zwei Wochen herunter, darunter Großkunden wie Volkswagen, Daimler und BMW. In der Folge muss auch Conti die Arbeit in einem Teil seiner Betriebe bis auf weiteres einstellen. Die Produktion in den Werken wird weltweit vorübergehend teilweise auf null zurückgefahren. Das soll dem Schutz der Mitarbeiter dienen und geschehe in Abstimmung mit Kunden und Lieferanten. Continental will damit seine Kostenstrukturen auch "an die stark reduzierten Abrufe" der Kunden anpassen.

Die Branchenlage mit schwachen Aussichten an der Börse brachte den weltweit zweitgrößten Autozulieferer schon vor einiger Zeit dazu, den in Augenschein genommenen Teilbörsengang der Antriebstechnik zu einem reinen Spin-off an der Börse herunterzustufen - Conti verschenkt die neuen Aktien am Vitesco getauften Unternehmen also an die eigenen Aktionäre und verzichtet wegen ohnehin unsicherer Aussichten auf Einnahmen. Doch mit der Verschiebung der Hauptversammlung droht auch dieser Zeitplan in Verzug zu geraten - die Eigentümer müssen nämlich erst grünes Licht geben, bevor weitere Schritte unternommen werden können. Das gilt inhaltlich auch als ausgemachte Sache, weil der Großaktionär, die Industriellenfamilie Schaeffler, bisher keine Zweifel daran erkennen ließ.

WAS DIE ANALYSTEN SAGEN:

Die Experten sind skeptisch, wie es nun weitergeht mit der Aktie. Von den 13 Analysten, die sich im März bisher geäußert haben und im dpa-AFX-Analyser erfasst sind, raten zwei zum Kaufen und genauso viele zum Verkaufen. Neun würden eher abwarten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei gut 94 Euro, rund 40 Euro über dem aktuellen Kurs.

Dabei gibt es große Unterschiede bei den einzelnen Kurszielen. Die optimistischste der jüngeren Stimmen ist die von Marc-Rene Tonn von Warburg Research, der zuletzt noch 160 Euro auf dem Zettel hatte. Der Ausblick des Reifenkonzerns und Autozulieferers sei schwächer als befürchtet ausgefallen, schrieb er. Die Anlagestory bleibt aus seiner Sicht aber intakt.

Am anderen Ende steht nun die Schweizer Großbank UBS, denn Experte David Lesne halbierte das Kursziel am Donnerstag nach dem jüngsten Kursrutsch nahezu von 120 auf 62 Euro. Die wegen des Coronavirus in China ausgefallene Produktion dürfte nicht gänzlich wieder aufgeholt werden, schrieb er. Zudem sei weltweit mit einem Produktionsrückgang in der Automobilindustrie von knapp zehn Prozent zu rechnen.

Auch Tom Narayan vom Analysehaus RBC ist einer der Skeptiker, er senkte Kursziel in dieser Woche auf 75 Euro. Er hält in diesem Jahr einen Einbruch der globalen Autoproduktion in einem Größenmaß wie zu Zeiten der großen Rezession im Jahr 2009 für möglich. George Galliers von Goldman Sachs legte hingegen Wert auf die Feststellung, dass die Konzerne der europäischen Automobilbranche derzeit wesentlich besser positioniert seien als im Jahr 2007 vor der Finanzkrise.

WIE DIE AKTIE ZULETZT LIEF:

Der Kursrutsch der vergangenen Wochen nach der mauen Prognose und infolge der Coronakrise sorgte dafür, dass die Aktien mit weniger als 60 Euro so wenig wert ist wie seit vielen Jahren nicht mehr. Schon in den beiden vergangenen Jahren war Conti jeweils einer der schwächsten Werte im Dax <DE0008469008> gewesen: 2018 minus 46 Prozent, 2019 minus 5 Prozent. Seit Beginn des laufenden Jahres steht nun ein weiterer Kursverlust von rund der Hälfte zu Buche, allein in den vergangenen zwei Wochen seit der Prognose sind es minus 40 Prozent.

Beim derzeitigen Niveau ist der Conti-Kurs auch weit entfernt vom Rekordhoch bei 257,40 Euro im Januar 2018. Danach konnte die Aktie generell kaum mehr von Impulsen profitieren. Im Januar war die Conti-Aktie erstmals seit Mitte 2013 wieder unter die Marke von 100 Euro gefallen.

46 Prozent der Conti-Aktien gehören seit dem missglückten Übernahmeversuch in der Finanzkrise der Industriellenfamilie Schaeffler <DE000SHA0159>, die den gleichnamigen fränkischen Auto- und Industriezulieferer kontrolliert. Der Börsenwert von Conti ist zuletzt auf nur noch rund 12 Milliarden Euro geschrumpft.