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US-Investor Indigo Partners gilt als Favorit für den Kauf von Condor

Der Bürgschaftskredit beflügelt den Vorstand um Ralf Teckentrup. Jetzt wird ein neuer Besitzer gesucht. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Am Ende ging es überraschend schnell. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Dienstagvormittag noch davon gesprochen hatte, eine Entscheidung „in einigen Tagen“ treffen zu wollen, fiel diese noch am gleichen Abend. Die Ferienfluggesellschaft Condor bekommt staatliche Hilfe. 380 Millionen Euro stellen der Bund und das Land Hessen als Überbrückungskredit zur Verfügung.

Man brauche das Geld, um über den Winter zu kommen, begründete Airline-Chef Ralf Teckentrup den Antrag. Die Liquidität, die die Airline selbst für den reiseschwächeren Winter aufgebaut hatte, sei bei Thomas Cook gebunden. Die Muttergesellschaft hatte in der Nacht zu Montag Insolvenz angemeldet.

„4900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Partner und Kunden von Condor danken der Bundesregierung und der hessischen Landesregierung für ihre Zusage“, sagte Teckentrup. Und auch außerhalb von Condor war das Lob für die Kreditzusage groß. Industriepräsident Dieter Kempf begrüßte die Maßnahme, „obwohl ich normalerweise sehr skeptisch bin bei der Frage, inwieweit der Staat versuchen soll, insolvenzbedrohte Unternehmen zu retten“.

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Aber Condor sei ein an sich gesundes Unternehmen. „Mit diesem Überbrückungskredit kann das Unternehmen in den nächsten Monaten weiterarbeiten“, freute sich Christine Behle, Bundesvorständin der Gewerkschaft Verdi. Zwei Jahre zuvor war die Resonanz weniger positiv. Als der Bund der angeschlagenen Air Berlin mit 150 Millionen Euro unter die Arme griff, überwog die Kritik. Dabei gibt es Parallelen, nicht nur die große Emotionalität, die mit den Namen Air Berlin und Condor verbunden ist. Beide Unternehmen wählten das Schutzschild der Insolvenz in Eigenregie, um Ansprüche von Gläubigern abzuwehren und den Flugbetrieb zu sichern.

Doch während Air Berlin seit Jahren hohe Verluste einflog, ist Condor profitabel. Condor sei mit dem Fall Air Berlin nicht zu vergleichen, argumentiert Teckentrup: „Bei den 150 Millionen Euro für Air Berlin war jedem klar, dass das Unternehmen abgewickelt werden wird.“ Bei Condor wolle man die Zukunft sichern.

Condor kann beim Verkauf auf alte Kontakte bauen

Doch Teckentrup weiß auch: Nach der Freude kommt die Arbeit. Die Fortführung des Flugbetriebs und die Schaffung neuen Vertrauens bei den Kunden ist ein Projekt. Ein anderes ist die Suche nach einem Investor. „Das kann ein strategischer Investor sein oder ein Finanzinvestor“, so der Condor-Chef. Im ersten Halbjahr 2019 habe es bereits einen Verkaufsprozess für die Airlines gegeben. „Schon da gab es intensive Kontakte mit Kaufinteressenten“, so Teckentrup. Man beginne also nicht bei null.

Tatsächlich hatten sich im Frühjahr zahlreiche Interessenten gemeldet, als Thomas Cook seine Airlines ins Schaufenster stellte. Auf der Liste fanden sich Namen wie Lufthansa, die britische Virgin Atlantic und die portugiesische Chartergesellschaft Hi Fly. Doch vor allem ein Name sticht hervor: der des US-Investors Indigo Partners. Er hatte Interesse an der Airline-Gruppe von Thomas Cook oder Teilen davon geäußert.

Ob es dieses Interesse nach wie vor gibt, ist bisher nicht bekannt. Aber viele Fakten sprechen für Indigo als potenziellen Investor. Die Private-Equity-Firma ist ein sehr erfahrener Airline-Investor. Im Portfolio befinden sich zum Beispiel die US-Airlines Frontier und Sprint Airlines sowie die chilenische JetSmart und die mexikanische Volaris.

In Europa ist der Investor am ungarischen Billiganbieter Wizz Air beteiligt. Indigo will in Europa wachsen. So hatte die Gesellschaft Interesse an einem Einstieg bei der isländischen Billigairline Wow Air. Der Deal kam dann aber im Frühjahr nicht zustande. Indigo könnte auch ein Problem von Condor-Chef Teckentrup lösen: die Ablösung der veralteten Flotte. Bei Airbus hat Indigo zum Beispiel 430 Flugzeuge der A320-neo-Familie bestellt. Vor wenigen Monaten orderte der Investor zudem für seine Beteiligungen die Langstreckenversion A321 XLR – 50 an der Zahl.


Indigo in der Pole-Position

Hier zeigt sich der große Vorteil, den die Anbindung einer Airline an einen großen Investor wie Indigo bietet. Der Einkauf von Jets kann gebündelt erfolgen – mit entsprechenden Preisnachlässen. Indigo wiederum kann die Flugzeuge so auf die Beteiligungen verteilen, dass sie den größten wirtschaftlichen Nutzen haben.

Hinter Indigo steht der Luftfahrtveteran William „Bill“ Franke, in der Branche eine Legende. Der 82-Jährige war unter anderem Chef von America West Airlines, die dann in US Airways aufgingen. Heute sitzt er bei zahlreichen Fluggesellschaften im Verwaltungsrat. Unter anderem auch in dem von Wizz Air, die in Deutschland etwa Bremen, Dortmund, Frankfurt, Hannover und Hamburg ansteuert. Hier gäbe es also potenzielle Synergien mit Condor.

Infrage käme aber auch der deutsch-schwedische Finanzinvestor Triton. Er hatte sich im Frühjahr für die skandinavischen Airlines von Thomas Cook interessiert. Allerdings hat Triton anders als Indigo wenig Erfahrung mit Fluggesellschaften. Und diese gelten im Allgemeinen als recht unattraktiv für branchenunerfahrene Finanzinvestoren. Die Marge ist niedrig, gleichzeitig sind die Unternehmen sehr kapitalintensiv.

Interesse von Lufthansa ist deutlich abgekühlt

Bei den strategischen Investoren fällt vor allem der Name Lufthansa. Europas größte Fluggesellschaft hatte ein Angebot für Condor abgegeben, kam aber nicht zum Zuge, weil Thomas Cook den Verkaufsprozess beendete – angeblich wegen zu niedriger Gebote. Bekannt ist, dass Lufthansa vor allem an der Langstrecke interessiert ist.

Zwar hätte die Airline nach dem Brückenkredit nun mehr Zeit, eine Übernahme von Condor kartellrechtlich prüfen zu lassen. Doch wie aus dem Unternehmensumfeld zu hören ist, ist das Interesse abgekühlt. Die Kartellhürden wären wohl zu hoch. Offiziell äußert sich die „Hansa“ nicht zu dem Thema.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat den Langstreckenmarkt von Condor in Frankfurt mittlerweile selbst besetzt – über den Billigableger Eurowings. Damit hat der oberste Lufthanseat an potenzielle Bieter das Signal ausgesendet, mit der Condor die Lufthansa auf der Langstrecke besser nicht herauszufordern.

„Lufthansa hat eine sehr komfortable Position und kann das Treiben von der Seitenlinie aus beobachten“, beschreibt ein Luftfahrtmanager die aktuelle Situation. Zumal ein großer Teil der Fluggäste für die Condor-Langstrecke in Frankfurt von Lufthansa zugefüttert wird. Ohne die Lufthansa würde sich ein Investor mit Condor also schwertun. In der Branche geht man deshalb davon aus, dass Condor unter einem neuen Eigner schrumpfen und sich etwa auf Mittelmeerziele konzentrieren wird.

Und dann ist da noch ein Interessent, der sich bisher bei jeder Airline, die zum Verkauf stand, gemeldet hat: Hans-Rudolf Wöhrl. Er habe Interesse an einem Einstieg, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Den Kaufpreis würde er zusammen mit anderen Investoren aufbringen. Ein mittlerweile bekanntes Versprechen.

Zu Jahresbeginn hatte sich Wöhrl, der eine Leidenschaft für das Fliegen hat und aus der Münchener Modefamilie Wöhrl stammt, mit dem früheren Air-Berlin-Chef Joachim Hunold zusammengetan, um die insolvente Germania zu übernehmen. Doch der Insolvenzverwalter betrachtete das Angebot als nicht tragfähig. Ähnlich verlief Wöhrls Gebot für Air Berlin. Bleibt also abzuwarten, wie die Sache im Fall Condor enden wird.