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Polnische Airline LOT übernimmt Condor

Die polnische Airline will die Ferienfluggesellschaft als Plattform für ihre Expansion in Deutschland nutzen – mit Unterstützung deutscher Reiseveranstalter.

Die Ferienfluggesellschaft ist im vergangenen Jahr durch die Insolvenz der britischen Mutter Thomas Cook in Schwierigkeiten geraten. Foto: dpa
Die Ferienfluggesellschaft ist im vergangenen Jahr durch die Insolvenz der britischen Mutter Thomas Cook in Schwierigkeiten geraten. Foto: dpa

Die 4900 Mitarbeiter und viele Tausend Kunden von Condor können vorerst aufatmen. Die Ferienfluggesellschaft hat einen Käufer gefunden. Die polnische Airline LOT soll Condor übernehmen. Das ist aus verhandlungsnahen Kreisen zu hören. Am Vormittag gaben Sachwalter Lucas Flöther und Condor-Chef Ralf Teckentrup die Entscheidung bekannt.

LOT-Chef Rafal Milczarski eröffnete die Pressekonferenz zunächst auf Deutsch. „Es ist ein schöner Tag für uns“, sagte der Manager. „Gemeinsam werden wir eines der größten europäischen Luftfahrtunternehmen werden.“ Condor werde überleben, werde wachsen, so der LOT-Chef.

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„Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken, es war eine großartige Leistung“, ergänzte Teckentrup: „Wir glauben, dass wir mit der Unterstützung unseres neuen Eigentümers noch viel mehr als bisher machen können.“ Die Marke Condor bleibe, wie sie ist.

„LOT hat das beste Angebot abgegeben, um Condor als Ganzes zu erhalten“, sagte Christoph Debus, der Finanzchef von Condor. Der Gläubigerausschuss habe die beste Entscheidung für das Unternehmen, die Mitarbeiter, die Kunden und die Partner getroffen.

Die Bundesregierung hat den Verkauf der Fluggesellschaft Condor an die polnische Airline LOT als „gutes Signal“ bezeichnet. Das sagte ein Sprecher von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Freitag in Berlin. Der staatliche Überbrückungskredit vom vergangenen Herbst an Condor sei gewährleistet worden, damit die Gesellschaft über die „klassische Durststrecke“ von Airlines im Winter komme. Der Verkauf habe nun erst einmal keine direkten Auswirkungen auf den Überbrückungskredit, dieser müsse genau so wie vorher zurückgezahlt werden.

Wie viel LOT geboten hat, blieb im Dunkeln. „Ein echter Gentleman spricht nicht über den Preis“, sagte Milczarski: „Wir haben einen fairen Preis geboten, einen, mit dem der KfW-Kredit komplett zurückgezahlt werden kann.“

LOT will offensichtlich mit Condor als Plattform die Expansion in Deutschland starten. Da die Fluggesellschaft komplett in staatlicher Hand ist, dürfte sie dafür die Unterstützung der polnischen Regierung haben. LOT selbst ist mit gut 90 Flugzeugen und zehn Millionen Passagieren pro Jahr eine eher kleinere Airline in Europa.

„Ich möchte bei dem Premierminister bedanken, der polnische Staat finanziert die Transaktion“, sagte Milczarski. Nachdem man gezeigt habe, dass LOT ein stark wachsendes Unternehmen geworden sei, habe sich die Strategie komplett geändert. „Wir sind auf Wachstumskurs.“

Die Airline wurde in der Vergangenheit immer wieder mal selbst als Übernahmeziel gehandelt. Als potenzieller Käufer wurde unter anderem Lufthansa genannt. Nun scheinen Verkaufspläne vom Tisch zu sein, die polnische Regierung ist offenbar gewillt, den Staat-Carrier zu stärken.

Unterstützung von den Reiseveranstaltern

Bei der Zukunftssicherung von Condor setzt LOT angeblich auf Hilfe von Reiseveranstaltern. Zwar soll Condor seinen „Direktvertrieb“, also den Einzelplatzverkauf über das Internet, in den letzten Monaten auf über 50 Prozent deutlich ausgebaut haben Dennoch braucht die Airline mit den von ihr angesteuerten Urlaubszielen Reiseveranstalter, die bei Condor Pakete ordern, um die Touristen zu den Hotels oder zu den Kreuzfahrtschiffen zu fliegen. Denn von der insolventen ehemaligen Condor-Mutter Thomas Cook kommen die nicht mehr.

„Ich möchte mich bei den Reiseveranstaltern bedanken. Ohne deren Support wäre das, was wir geschafft haben, wäre das, was wir erreicht haben, schlechterdings nicht möglich gewesen“, sagte Teckentrup. Er hoffe, dass das jetzt so weiter gehe.

Einige Reiseveranstalter haben bereits ihre Unterstützung für Condor erklärt. Sie sind froh, wenn es Alternativen für den Kauf von Sitzplatz-Paketen bei Airlines gibt. Zwar gibt es mit der Lufthansa-Tochter Eurowings und Tuifly zwei Anbieter in Deutschland. Aber die Reisebranche hätte gerne einen dritten, nachdem Air Berlin ausgeschieden ist.

Condor-Chef Teckentrup betonte, dass über bereits beschlossene Personalmaßnahmen im Zuge der Übernahme keine weiteren geplant seien. Angesprochen auf die mittlerweile betagte Flotte von Condor sagte der LOT-Chef: „Condor braucht in der Langstrecke eine Verjüngung. Als Investor haben wir eine große Erfahrung bei der Erneuerung der Flotte.“ LOT nutze zum Beispiel bereits moderne Dreamliner.

Condor ist im vergangenen Jahr durch die Insolvenz der britischen Mutter Thomas Cook in Schwierigkeiten geraten. Um den Flugbetrieb vorübergehend zu sichern, ist Condor unter das Dach des sogenannten Schutzschirmverfahrens geschlüpft, das vorübergehend vor den Forderungen von Gläubigern – darunter auch die der ehemaligen Mutter – schützt. Gleichzeitig hat die Fluggesellschaft vom Bund und dem Land Hessen einen Überbrückungskredit in Höhe von 380 Millionen Euro zur Verfügung gestellt bekommen.

„Condor hat gezeigt, wie wirksam das Schutzschirmverfahren ist, wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät, aber im Grunde kerngesund ist“, sagte Sachwalter Flöther.

LOT will diesen Kredit nach Angaben aus Verhandlungskreisen umgehend zurückzahlen, wenn die Transaktion in trockenen Tüchern ist. Am Donnerstagabend hatten die Gläubiger den Informationen zur Folge zwar einem Verkauf an LOT zugestimmt.

Doch die Details des Deals müssen wohl noch endverhandelt werden. Der Bürgschaftskredit läuft bis Ende März und muss Mitte April zurückgezahlt werden. Bei der Finanzierung der Übernahme dürfte der polnische Staat eine wichtige Rolle spielen.

Hoher Zeitdruck

Zuletzt waren noch drei Bieter bei Condor im Rennen: Neben LOT waren das die beiden Finanzinvestoren Greybull und Apollo. Während Apollo angeblich schwer zu erfüllende Forderungen gestellt hatte und deshalb ausschied, wurde das Angebot von Greybull wohl von dem Fehlschlag des Finanzinvestors bei der britischen Airline Monarch belastet.

Monarch ist mittlerweile insolvent. Zudem sollen die Gewerkschaften, die bei einer Komplettübernahme von Condor deutliche Zugeständnisse versprochen haben, Bedenken gegen einen Finanzinvestor geäußert haben. LOT dagegen sagt zu, kaum Stellen abzubauen.

Dass die Vorentscheidung so schnell ging, ist auch dem großen Zeitdruck geschuldet. In diesen Tagen laufen die Buchungen für den kommenden Sommer hoch. Um den Kunden dabei Sicherheit zu geben, musste schnell Klarheit über die Zukunft von Condor her.

„Wir haben die ganze Nacht gesessen und unglaublich hart gearbeitet“, so Milczarski. „Dennoch sitzen wir alle heute hier, mal sehen, wie lange das gut geht“, sagte ein sichtlich gelöster Teckentrup.

Spannend wird die Frage sein, wie sich Lufthansa nun verhalten wird. Condor gehörte einst zum Reich der deutschen Airline. Lufthansa hatte auch selbst Interesse an Condor, wäre aber wohl an wettbewerbsrechtlichen Hürden gescheitert. Gleichzeitig drängt man vom wichtigen Condor-Standort Frankfurt mit dem Ableger Eurowings selbst in den Touristikmarkt.

Bislang ist Lufthansa ein wichtiger Zubringer für Condor. LOT ist zwar Partner von Lufthansa in der Star Alliance und nutzt zudem mit Miles & More das gleiche Bonusprogramm. Doch die Frage ist, ob Lufthansa LOT/Condor künftig weiter unterstützen oder ob man als Konkurrent gegen das Duo antreten.

Der LOT-Chef geht nicht davon aus, dass Lufthansa nun verstärkt gegen LOT/Condor antreten wird. „Ich erwarte ein ganz normale Geschäftsbeziehung von Lufthansa mit uns“, sagte Milczarski. „Wir sind ein Partner, aber auch ein Wettbewerber.“