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Commerzbank lehnt Aufsichtsratsposten für Cerberus ab

Das Institut weist die Forderung des Großaktionärs nach zwei Posten im Kontrollgremium zurück. Der Konflikt mit dem Finanzinvestor dürfte sich nun zuspitzen.

Der Finanzinvestor Cerberus hat mit einem Brandbrief an die Commerzbank in dieser Woche für mächtig Wirbel in der deutschen Finanzszene gesorgt. Mit der Antwort dürften die Amerikaner, die gut fünf Prozent am Frankfurter Geldhaus halten, allerdings nicht zufrieden sein.

Denn Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann hat die Forderungen des Finanzinvestors nach zwei Aufsichtsratssitzen sowie einem Beratungsmandat für die Tochter Cerberus Operations Advisory Company (COAC) darin freundlich, aber bestimmt zurückgewiesen. „Bis auf Weiteres sehen wir weder eine Notwendigkeit noch eine Basis dafür, die Zusammensetzung des Aufsichtsrats zu ändern“, heißt es in seinem Antwortschreiben vom 12. Juni, das dem Handelsblatt vorliegt.

Es gebe im Kontrollgremium aktuell keine Vakanzen, alle Mitglieder seien mit überwältigender Mehrheit für fünf Jahre bis 2023 gewählt worden, schrieb Schmittmann in dem Brief an die Cerberus-Manager Frank Bruno, Matt Zames und David Knower. Darüber hinaus seien im Aufsichtsrat Personen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Kompetenzen und Nationalitäten vertreten. „In keinem Treffen mit Aktionären hat es jemals irgendwelche Kritik an der Zusammensetzung des Aufsichtsrats gegeben“, erklärte Schmittmann.

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Aus dem Schreiben geht hervor, dass Schmittmann den Wunsch von Cerberus nach Aufsichtsratsmandaten bereits im April zurückgewiesen hatte. Das Kontrollgremium habe sich bei seinem letzten Treffen am Mittwoch nochmals mit dem Thema befasst, aber die Antwort bleibe unverändert, schrieb Schmittmann.

Profitabilität nicht zufriedenstellend

Der Chefkontrolleur sicherte Cerberus gleichwohl zu, dass er als „sehr wichtiger Aktionär“ weiterhin reichlich Möglichkeiten bekommen werde, dem Vorstand und Aufsichtsrat seine Einschätzung der Lage zu schildern. „Lassen Sie mich nochmals betonten, dass wir Ihre Beteiligung an der Bank und Ihre Anregungen schätzen.“

Cerberus hatte in einem am Dienstag verschickten Brief den Kurs der Commerzbank scharf kritisiert und einen Kurswechsel gefordert. Die Bank habe zu lange auf unprofitables Wachstum gesetzt und die Kosten nicht deutlich genug gedrückt. Eine große Mitschuld daran trägt aus Sicht von Cerberus der Aufsichtsrat, der die letzten beiden Strategiepläne abgesegnet habe.

Um einen Wandel herbeizuführen, forderten die Amerikaner zwei Sitze im Kontrollgremium. Zudem drohten sie offen mit einer Aktionärsrevolte, falls es bei der Commerzbank zu keinem Kurswechsel kommt.

Schmittmann machte in seinem Antwortschreiben deutlich, dass er den Unmut von Cerberus über die Entwicklung der Bank verstehen kann. „Weder der Aufsichtsrat noch der Vorstand sind der Ansicht, dass die Profitabilität der Bank zufriedenstellend ist“, schrieb Schmittmann. Um profitabler zu werden, arbeite der Vorstand gerade „mit Nachdruck und Entschlossenheit“ an einem Nachschärfen der im September 2019 vorgestellten Strategie „Commerzbank 5.0“.

Die Bank werde dabei die Rückmeldungen von Cerberus und anderen Investoren berücksichtigen. „Der Eindruck des Aufsichtsrats ist es, dass der Vorstand vielfach zu ähnlich Schlussfolgerungen kommt. Wir erwarten, dass Sie bei der Vorlage der angepassten Strategie sehen werden, dass viele ihrer Vorschläge berücksichtigt und Bedenken adressiert wurden.“

Die Commerzbank will ihre überarbeitete Strategie im August vorgelegen. Dabei dürfte vor allem das Filialnetz stärker ausgedünnt werden als bisher geplant. Finanzkreisen zufolge wird im Rahmen der Strategieanpassung über zusätzliche Einsparungen in einer Größenordnung von 500 Millionen Euro diskutiert. Wie hoch die Kürzungen am Ende tatsächlich ausfallen, ist Insidern zufolge aber noch nicht entschieden.

„Risiko von ernsthaften Interessenskonflikten“

Bei ihrer neuen Ausrichtung lässt sich die Bank von Bain und McKinsey beraten. Das Institut hat sich Schmittmann zufolge bewusst für die Unterstützung durch unabhängige, angesehen Beraterfirmen entschieden – und damit gegen die Cerberus-Beratungstochter COAC.

„Wie Sie wissen, hat der Vorstand ein mögliche Beratungsmandat für COAC in der Vergangenheit bereits sorgfältig geprüft“, schrieb Schmittmann. „Wegen des Risikos von ernsthaften Interessenskonflikten zwischen Cerberus als Aktionär und in seiner Rolle als Berater hat der Vorstand dieses Option damals ablehnt.“ An der Position des Vorstands zu diesem Thema habe sich nichts geändert. „Der Aufsichtsrat teilt diese Einschätzung.“

Cerberus ist mit der Antwort unzufrieden. Das Unternehmen werde sich damit nicht abspeisen lassen und die Auseinandersetzung mit der Commerzbank nun Schritt für Schritt fortsetzen, heißt es im Umfeld von Cerberus. Um einen Kurswechsel bei der Bank herbeizuführen, könnte der Großaktionär versuchen, andere Investoren auf seine Seite zu ziehen – etwa durch die Veröffentlichung von Analysen und Präsentationen. So war in den vergangenen Jahren bereits der britische Hedgefonds Petrus Advisers im Streit über den Umgang mit der Commerzbank-Onlinetochter Comdirect vorgegangen.

Als Ultima Ratio könnte Cerberus außerdem eine außerordentliche Hauptversammlung beantragen und es dort zu einer Kampfabstimmung kommen lassen. Die Amerikaner waren im Sommer 2017 bei der Commerzbank eingestiegen. Die Aktien von Deutschlands zweitgrößter Privatbank haben seitdem mehr als die Hälfte ihres Werts verloren.

Ob Cerberus sich in der Auseinandersetzung am Ende durchsetzt, ist aktuell schwer abzuschätzen. Zahlreiche andere Aktionäre teilen zwar die inhaltliche Kritik am Kurs der Commerzbank. Die Cerberus-Forderung nach zwei Aufsichtsratsmandaten halten die meisten aber für unangemessen. Auch der aggressive Ton im Cerberus-Brandbrief vom 9. Juni sowie der Zeitpunkt des Vorstoßes mitten in der Coronakrise kommt bei einigen nicht gut an.