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Commerzbank-CFO hält Kostensenkungen für „wichtiger denn je“

Das Institut fühlt sich mit seinen Kapital- und Liquiditätspuffern „sehr wohl“. Doch durch die Coronakrise steigt der Druck, den Sparkurs zu verschärfen.

Bettina Orlopp hat den Posten als Finanzchefin der Commerzbank erst vor wenigen Wochen übernommen. Und sie hätte sich dafür kaum einen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können.

Denn wegen der Coronakrise stehen auch Finanzinstitute massiv unter Druck. Der Commerzbank-Kurs ist seit Jahresanfang um rund 40 Prozent eingebrochen.

Orlopp war deshalb am Donnerstag bei einer Investorenkonferenz von Morgan Stanley sichtlich bemüht, Zuversicht auszustrahlen. „Wir fühlen uns sehr wohl mit unserer Kapital- und Liquiditätssituation“, sagte sie. Doch Orlopp machte auch deutlich, dass durch die Corona-Krise der Druck auf die Bank steigt, ihren Sparkurs zu verschärfen.

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Im Herbst 2019 hatte die Commerzbank angekündigt, ihre Kosten bis 2023 um 600 Millionen auf unter 6,3 Milliarden Euro zu drücken. Im Februar erklärte das Institut dann, ein Projektteam suche nach zusätzlichen Einsparpotenzialen.

„Daran hat sich durch die Krise nichts geändert – im Gegenteil“, sagte Orlopp. „Es ist wichtiger denn je, dass wir über zusätzliche Einsparmaßnahmen nachdenken.“

Deutschlands zweitgrößte Privatbank könne in ihrem bestehenden Geschäftsmodell weitere Effizienzen heben, sagte Orlopp. Zudem könne sie die Komplexität reduzieren, indem sie die Zahl der Produkte und Angebote reduziere. Details zu den zusätzlichen Einsparmaßnahmen, die auch Investoren und Aufsichtsbehörden angemahnt hatten, will die Bank spätestens bei der Vorlage ihrer Halbjahreszahlen verkünden.

Im Zuge der Coronakrise stehe die Commerzbank in engem Austausch mit ihren Firmenkunden, sagte Orlopp. „Wir sehen, dass sie ihre Kreditlinien ziehen und neue Kredite aufnehmen.“

Viele Kunden würden ihre Kreditlinien ziehen, die Liquidität dann aber gleich wieder auf ihren Konten parken. „Momentan handelt es sich also nur um eine Verschiebung von Liquidität.

Wie sich die Kreditnachfrage weiter entwickle, hänge auch von den staatlichen Hilfsprogrammen ab, sagte Orlopp. Aber: „Wir erwarten ganz klar, dass es mehr wird.“

Die Commerzbank wolle für ihre Kunden da sein. „Es ist unsere Aufgabe, für die Kunden da zu sein und sie mit allem zu unterstützen, was sie brauchen.“

Flexibilität bei Zahlung der Dividende

Die Bank hat dafür nach Einschätzung von Orlopp ausreichende Liquiditäts- und Kapitalpuffer. Das Institut habe das Jahr 2019 mit einer Kernkapitalquote von 13,4 Prozent abgeschlossen und sei deshalb von einer guten Position aus in die Krise gestartet, sagte Orlopp. Zudem habe das Institut bei den jüngsten Liquiditätshilfen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der britischen Notenbank zugegriffen und sich so weitere Mittel gesichert.

Darüber hinaus haben die Aufsichtsbehörden die Kapitalanforderungen für alle Banken im Zuge der Krise gelockert. „Es ist gut, flexibel zu sein und die Möglichkeit zu haben, die Kapitalquote abzusenken“, sagte Orlopp. „Aber wir halten klar an unserem Ziel fest, eine sehr gesunde Kapitalquote zu haben.“

Von Investoren wurde Orlopp gefragt, ob sie angesichts der Coronakrise darüber nachdenke, die für das Geschäftsjahr 2019 in Aussicht gestellte Dividende wieder zu streichen. Aktuell sei weiterhin eine Ausschüttung von 15 Cent je Aktie geplant, antwortete Orlopp – ließ sich allerdings ein Hintertürchen offen. „Die Entscheidung trifft letztendlich die Hauptversammlung“, sagte die Finanzchefin. „Bis dahin haben Sie die Flexibilität, ihre Entscheidung zu überdenken.“

Aktuell ist das Aktionärstreffen der Commerzbank am 7. Mai geplant. Doch ob die Veranstaltung angesichts der Corona-Krise dann tatsächlich stattfinden wird, ist offen.

Mehr Kreditausfälle erwartet

Im Rahmen ihrer Strategie „Commerzbank 5.0“ wollen die Frankfurter die Direktbank Comdirect komplett integrieren und die polnische Tochter M-Bank verkaufen. An dem Plan habe sich durch die Corona-Krise nicht geändert, sagte Orlopp.

Die M-Bank werde allerdings nur verkauft, wenn Preis und Transaktionsstruktur den eigenen Erwartungen entsprächen. „Ansonsten wird es keinen Deal geben.“

Im operativen Geschäft hätten sich die Erträge im Privat- und Firmenkundengeschäft im Januar und Februar „sehr gut“ entwickelt, sagte Orlopp. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite sei sehr gering gewesen.

Auch im März erwartet Orlopp keine Welle an Kreditausfällen. Allerdings werde die Bank im Rahmen des neuen Bilanzierungsstandards IFRS 9 möglicherweise vorsorglich Risikovorsorge bilden.

Im zweiten und dritten Quartal erwartet Orlopp einen Anstieg der Risikovorsorge. Wie hoch sie ausfalle, sei aktuell aber sehr schwer abzuschätzen. Viel hänge davon ab, wie die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung für Unternehmen wirkten.

In Branchen, die unter der Coronakrise besonders stark leiden, ist die Commerzbank laut Orlopp nicht stark aktiv. Der Ölsektor mache weniger als ein Prozent des gesamten Kreditengagements aus, Fluggesellschaft 0,5 Prozent. Auch die Finanzierung von Reiseanbietern und Restaurants gehöre nicht zum Kerngeschäft der Commerzbank.