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Mit Gaia X soll die deutsche Wirtschaft ihre KI-Kompetenz stärken

Bundeswirtschaftsminister Altmaier will mit Gaia X nicht Amazon und Google Konkurrenz machen, sondern ein Experimentierfeld für KI-Anwendungen schaffen.

Peter Altmaier will die KI-Kompetenzen der deutschen Industrie stärken. Foto: dpa
Peter Altmaier will die KI-Kompetenzen der deutschen Industrie stärken. Foto: dpa

Peter Altmaier trägt eine Sorge mit sich herum, die mit jedem Tag ein wenig schwerer wird. Der Bundeswirtschaftsminister fürchtet, dass der industrielle deutsche Mittelstand die technologischen Umbrüche der kommenden Jahre nicht übersteht. Wettbewerber holen auf, vor allem die Chinesen. Schon bald könnten Anbieter aus Fernost dank neuer KI-basierter Fertigungsprozesse so effizient werden, dass deutsche Maschinenbauer erst ihre Technologieführerschaft und dann ihre Konkurrenzfähigkeit verlieren.

Deshalb ist es Altmaier so wichtig, die KI-Kompetenzen der deutschen Industrie zu stärken. Genau darum geht es bei einem der interessantesten, aber nebulösesten Projekte des Wirtschaftsministeriums: bei Gaia X, Altmaiers „KI-Airbus“. KI steht für Künstliche Intelligenz, darunter versteht man etwa Softwareprogramme, die lernfähig sind und sich eigenständig verbessern. Die Integration von KI-Anwendungen in Fabriken soll das nächste Kapitel der Industriegeschichte aufschlagen.

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KI benötigt Daten, um sich zu entwickeln – und da beginnen in Deutschland die Probleme. Daten sind für deutsche Unternehmen eine knappe Ressource. Diesen Mangel will Altmaier angehen. „Daten werden der bedeutendste Rohstoff der Zukunft“, schreibt sein Ministerium in einem Informationsblatt zu Gaia X.

„Deutschland und Europa benötigen deshalb eine Dateninfrastruktur, die 1. unsere Datensouveränität gewährleistet und es 2. ermöglicht, dass Daten breiter als derzeit und sicher zur Verfügung stehen.“ Auf Grundlage dieser neuen Dateninfrastruktur, einer Art Cloud, sollen große Industriekonzerne, Mittelständler und Start-ups kooperativ KI-Anwendungen entwickeln. Autohersteller etwa könnten sich Daten mit Verkehrsbetrieben teilen, Gesundheitsdienstleister sich mit Start-ups zusammenschließen.

Der Staat hilft dabei, ein Experimentierfeld für Unternehmer zu schaffen – das ist die Idee hinter Gaia X. Was Gaia X nicht wird: ein deutscher Herausforderer für Datenmonopolisten wie Google oder Amazon. Dem Wirtschaftsministerium geht es nicht darum, bestehende Cloud-Produkte nachzuahmen.

Gaia X sei etwas Neuartiges

Gaia X soll etwas Neuartiges sein, ein „dezentraler Hyperscaler“. Statt ein riesiges Datenmeer aufzustauen, wie es Google und Amazon tun, soll Gaia X die individuellen Datenpools der deutschen Unternehmen verbinden. An den Planungen arbeiten im Wirtschaftsministerium etwa zehn Beamte, etliche Unternehmen beteiligen sich, darunter die deutsche Telekom und SAP. Zudem stimmt sich die Bundesregierung mit der EU-Kommission und den Franzosen ab.

Der Bedarf an einer neuen Dateninfrastruktur ist groß: Bisher nutzen nur etwa 20 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Anwendungen und haben so überhaupt erst die Möglichkeit, Produkte und Fertigungsweisen mit KI zu verbessern. 80 Prozent meiden die Cloud, etwa, weil sie den US-Anbietern nicht trauen.

Kann ein deutscher Autozulieferer guten Gewissens Daten bei Google speichern, wo der Tech-Konzern doch selbst am Auto der Zukunft bastelt? Sorge bereitet der Bundesregierung auch der Cloud-Act, auf dessen Grundlage die US-Justiz die Herausgabe von Daten erzwingen kann. Gaia X soll dagegen Datensouveränität garantieren, also „Freiheit vor ausländischem Zugriff“, wie das Wirtschaftsministerium schreibt. Einsatzbereit ist die Plattform wohl erst Ende 2020.

Der grüne Digitalpolitiker Dieter Janecek findet die Pläne des Wirtschaftsministeriums „grundsätzlich begrüßenswert“. Es sei richtig, dass Altmaier, anders als der Begriff „KI-Airbus“ suggeriere, nicht versuche, Google und Amazon hinterherzulaufen. Janecek hat zusammen mit Danyal Bayaz, dem Start-up-Beauftragten der Grünen, ein Konzept für „dezentrale Datenpools“ entwickelt, das Altmaiers Ideen ähnelt und dem Handelsblatt vorliegt.

Der Staat soll darin die Rolle eines Datentreuhänders übernehmen und selbst Daten zur Verfügung stellen. Dies soll Misstrauen abbauen und Unternehmen zum Mitmachen motivieren.

Mehr: Die Regierung alleine kann die Probleme deutscher Cloud-Anbieter nicht lösen. Deswegen sollten diese in Zukunft selber mit hohem Datenschutz punkten.