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Claus Kleber tief besorgt über die Demokratie in den USA: "Das ist alles sehr brüchig"

"Meine große Sorge ist die Existenz der Demokratie in den USA", sagte der ehemalige "heute journal"-Sprecher Claus Kleber bei "maybrit illner" im ZDF.  (Bild: ZDF)
"Meine große Sorge ist die Existenz der Demokratie in den USA", sagte der ehemalige "heute journal"-Sprecher Claus Kleber bei "maybrit illner" im ZDF. (Bild: ZDF)

Die Ergebnisse der Krisengipfel der NATO und der G7-Staaten waren das zentrale Thema bei "maybrit illner" am Donnerstag im ZDF. Der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg lobte die Führungsrolle Deutschlands. Der ehemalige "heute journal"-Moderator Claus Kleber zeigte sich besorgt ob der politischen Zukunft.

Die bereits vorhandene schnelle Eingreiftruppe der NATO soll binnen drei Jahren von 40.000 auf 300.000 Soldaten erhöht werden. Zudem wollen die USA eine Militärbasis in Polen einrichten: Die Ergebnisse der Krisengipfel der NATO und der G7-Staaten waren das zentrale Thema, welches die ZDF-Talkshow "maybrit illner" am Donnerstag bestimmte.

Unter dem Motto "Krisengipfel gegen Putin - wie lange hält der Westen durch?" sprach die 57-jährige Moderatorin mit dem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, dem Parteivorsitzenden der Grünen, Omid Nouripour, der ehemaligen NATO-Chefstrategin, Stefanie Babst, der Direktorin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Professor Nicole Deitelhoff, und dem Journalisten und ehemaligem Moderator des "heute journals", Claus Kleber. Der Fraktionsvorsitzende der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), war zudem in Vertretung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder angereist, der aufgrund von Terminproblemen kurzfristig abgesagt hatte.

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"Wir sind, Claus Kleber, in welcher Situation in der Welt angekommen", wollte Illner zu Beginn der Sendung von ihrem Ex-Kollegen wissen: "Ist das vergleichbar mit den 70er-Jahren, dem Kalten Krieg damals?" Es sei schon anders, antwortete Kleber: "Wir haben eine völlig andere Situation schon deshalb, weil es kein kalter Krieg ist, sondern ein in Europa stattfindender heißer Krieg." Große Sorgen macht sich der 66-Jährige um die "Existenz der Demokratie in den USA": "Die Zukunft dieser Führungsmacht, die intern zerstritten ist, die nur zögernd unter einem Joe Biden zurückgefunden hat in eine leitende Rolle in der sogenannten westlichen Wertegemeinschaft. Das ist alles sehr brüchig im Moment. Brüchiger als es damals war."

Maybrit Illner (unten Mitte) diskutierte am Donnerstag die Frage: "Krisengipfel gegen Putin - wie lange hält der Westen durch?" Zu Gast waren der EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber (CSU, von links), der Grünen-Fraktionschef Omid Nouripour, die Direktorin der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK), Prof. Nicole Deitelhoff, der Journalist Claus Kleber und die ehemalige NATO-Chefstrategin Stefanie Babst (Bild: ZDF / Svea Pietschmann)

"Dieser Krieg wird wahrscheinlich am Verhandlungstisch enden"

Ähnlich sah es auch der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg: "Wir befinden uns in einer gefährlicheren Welt, einer Welt, in der es einen heißen Krieg in Europa gibt", begann er das im Vorfeld der Sendung aufgezeichnete Gespräch. Die Pläne der NATO begründete er mit dem Ziel, die Selbstverteidigung der Ukraine zu stärken: "Die Nato hat zwei Ziele: Die Unterstützung der Ukraine und die Verhinderung einer Eskalation", erklärte er. Die Bereitschaft Deutschlands, eine "besondere Brigade" als Schutz des Baltikums bereitzustellen, würdigte der Norweger als "vorbildlich". Beim NATO-Gipfel in Madrid, berichtete er weiter, habe es zudem Lob für die Ankündigung der Bundesregierung, zusätzliche 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr auszugeben, gegeben.

Die Lage in der Ukraine, so Stoltenberg, sei sehr gefährlich und besorgniserregend. Deshalb müsse die Ukraine noch stärker militärisch unterstützt werden. Die Frage, ob die NATO auch Kampfpanzer in die Ukraine schicken sollte, wollte er allerdings nicht beantworten: "Die Nato trifft keine Entscheidungen über spezifische Waffengattungen." In der Rammstein-Gruppe unter Führung der USA gehe es vor allem um die Koordinierung der Waffenlieferungen. Die Frage, ob die Ukraine den Krieg immer noch gewinnen könne, ließ Stoltenberg ebenfalls unbeantwortet: "Dieser Krieg wird wie die meisten Kriege wahrscheinlich am Verhandlungstisch enden", vermutete er nur.

"Wir befinden uns in einer gefährlicheren Welt, einer Welt, in der es einen heißen Krieg in Europa gibt", fasste der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die aktuelle Lage zusammen. (Bild: ZDF)
"Wir befinden uns in einer gefährlicheren Welt, einer Welt, in der es einen heißen Krieg in Europa gibt", fasste der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg die aktuelle Lage zusammen. (Bild: ZDF)

"Das ist eine völlig neue Aufgabe"

Im weiteren Verlauf der Sendung wurde zudem unter anderem die Abhängigkeit der NATO von den USA diskutiert. Vor allem Kleber, der lange als US-Korrespondent arbeitete, sah in den Ergebnissen des NATO-Gipfels gravierende Veränderungen. Die Stationierung der NATO-Truppen im Baltikum sei bislang eher abschreckender Natur gewesen: "Das ist keine Truppe, die dazu geeignet wäre, die russische Armee aufzuhalten." Dies werde nun geändert: "Die Truppen sollen künftig in der Lage sein, selber einen russischen Angriff massiv zurückzuschlagen. Das ist eine völlig neue Aufgabe, die Deutschland nirgendwo im Ausland bislang hatte."

In der Öffentlichkeit sei diese Änderung noch gar nicht wahrgenommen worden: "Was wird die deutsche Bevölkerung sagen, wenn sie mit dem vollen Ausmaß dieser Reformprojekte konfrontiert wird? Was werden deutsche politische Parteien dazu sagen, zum Beispiel in einem Wahlkampf? Das wird nicht populär sein", vermutete Kleber. Dann stellte Illner ihrem Gast eine drängende, wenn auch unangenehme Frage: Wen könnte Putin als Nächstes angreifen? - "Die Republik Moldau ist eine Option", zählte Kleber auf: "Georgien ist eine Option, aber dann natürlich das Baltikum als die Achillesferse der NATO." Ein Angriff auf das deutsche Nachbarland Polen sei jedoch aus verschiedenen Gründen weniger wahrscheinlich.