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Chris Townsend – Ein Weltenbummler zieht in den Allianz-Vorstand ein

Der Brite startet im Januar seinen neuen Job bei der Allianz in München. Berufserfahrung hat er in drei Jahrzehnten auf vier Erdteilen gesammelt.

Der Umzug nach München bringt Chris Townsend zwar in eine bislang unbekannte Stadt. Umzüge an sich sind für den 52-jährigen Briten jedoch seit drei Jahrzehnten Normalität. Neun Mal ist er bei seinen bisherigen Arbeitgebern AIG und Metlife beruflich weitergezogen. Er hat in vier Kontinenten gearbeitet und bis zu 80 Länder bereist. Ab dem neuen Jahr gehört Townsend dem Vorstand der Allianz an.

Er wird dann einer von zwei Neuen sein, die in den zehnköpfigen Vorstand des Versicherungskonzerns einziehen werden. Neben ihm wird Barbara Karuth-Zelle hinzukommen, die die operativen Abläufe und die IT verantworten wird. Beide Personalien stehen seit Ende September fest. Townsend übernimmt im Konzern ein breites Aufgabenspektrum vom Industrieversicherer AGCS, dem Kreditversicherer Euler Hermes, der Rückversicherung bis hin zu den Märkten im Mittleren Osten und in Afrika.

Von Allianz-Chef Oliver Bäte erhält Townsend vorab viel Lob: „Er ist eine ausgeprägte Führungspersönlichkeit, mit 30 Jahren Erfahrung im Versicherungsgeschäft und tief greifenden Kenntnissen in vielen verschiedenen Märkten.“

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Dabei entsprechen Townsend und Karuth-Zelle auch den personellen Vorstellungen, die Bäte für die Weiterentwicklung des Konzerns hat. Internationaler, weiblicher und digitaler soll die Allianz werden. Neben Bäte selbst werden so künftig nur noch drei weitere Deutsche dem Vorstand angehören, zudem sind drei Frauen im zehnköpfigen Gremium vertreten.

Chris Townsend soll dabei künftig die Rolle des international erfahrenen Topmanagers übernehmen, der durch seine Erfahrung für eine Vielzahl von Aufgaben taugt. Schließlich hat der Brite, der aus einem 1000-Seelen-Dorf im Süden Englands stammt, auf seinem beruflichen Weg um die Welt unter anderem Station in den internationalen Finanzzentren in New York, London, Hongkong, Singapur und Sydney gemacht.

Nun also München, die Stadt, die viele gerade wegen der beiden Finanzgiganten Allianz und Munich Re als die heimliche Finanzhauptstadt Deutschlands bezeichnen.

Von Asien beeindruckt

Besonders Asien hat Townsend auf seiner beruflichen Reise um die Welt beeindruckt. Weil sich dort die Versicherungswelt mit großem Tempo auf die Digitalisierung fokussiert. Außerdem gebe es dort „eine ungeheure Breite und Kreativität der Geschäftsmodelle“. Einfache, auf die Bedürfnisse der Kunden bezogene Anwendungen und Produkte will auch die Allianz ihren Kunden in Zukunft bieten.

Im vergangenen Jahr stellte Vorstandschef Bäte die seither laufende Dreijahresstrategie unter das Motto „Simplicity wins“. Hinderlich waren da jedoch ständige Probleme mit der Technik oder im Kundenkontakt. „Da gab es das eine oder andere Gerumpel in der Kundenzufriedenheit“, formuliere Bäte deshalb offen die Schwächen während der vergangenen Hauptversammlung. Chris Townsend wird deswegen auch mit seiner Digitalerfahrung aus Asien im Vorstandsgremium gefragt sein.

Seine größte Herausforderung wird jedoch die Industrieversicherungstochter AGCS sein. Sie schreibt seit Jahren rote Zahlen. Die Sanierung läuft bereits seit 2019, als der neue Chef Joachim Müller übernahm. Im Corona-Jahr 2020 wurde jedoch besonders das Versicherungsgeschäft von ausgefallenen Großevents finanziell belastet. Hier hat die Allianz traditionell eine starke Position.

Townsend dürfte auch hier als Teamplayer agieren, der den einzelnen Teams viele Freiräume lässt, sobald die Kernstrategie festgelegt ist. Der Hintergrund ist klar: Die lokalen Teams stehen in direktem Kontakt zu den Kunden und wissen am besten, was die wünschen. Townsends Erkenntnis basiert auch auf schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, als er Dinge zu schnell und zu forsch ändern wollte. „Die Gegenreaktion kam schnell. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Manager allein keine Veränderungen herbeiführen können“, gibt er unumwunden zu. Dazu müsse das gesamte Team mitgenommen werden.

Auf eines wird Townsend trotz der neuen Nähe zu den Alpen jedoch vorerst verzichten müssen. Wegen der geschlossenen Liftanlagen kann der leidenschaftliche Skifahrer nicht auf die Bretter steigen. Dabei war es gerade dieses Hobby, das ihn schon früh in die Berge führte.

Ein Job als Tellerwäscher in den französischen Alpen ermöglichte ihm in jungen Jahren eine Saison im Schnee. Zum Hochseesegeln, seiner weiteren großen Leidenschaft, ist es von München aus dagegen deutlich weiter. Trotzdem nimmt er auch hieraus Anleihen für seinen neuen Job. „Es gibt wenige Sportarten, die so sehr für ineinandergreifende Teamarbeit stehen wie das Hochseesegeln.“