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Die Chipindustrie wächst rasant

So gut ging es der Halbleiterbranche schon lange nicht mehr: Den Marktforschern von Gartner zufolge wird die Industrie dieses Jahr einen Umsatz von 411 Milliarden Dollar erzielen, knapp ein Fünftel mehr als 2016. Ein dermaßen starkes Plus verzeichneten die Anbieter letztmals vor sieben Jahren. Als sich die Weltwirtschaft nach der Finanzkrise erholte, kletterten die Einnahmen sogar um mehr als 30 Prozent.

Der Halbleiterbranche geht es damit wesentlich besser, als die Experten aus den USA ursprünglich erwartet hatten. Im Frühjahr noch hatte Gartner ein Plus von lediglich rund zwölf Prozent vorher gesagt.

Von dem Aufschwung profitieren allerdings vor allem die Speicherchip-Produzenten. Die Hersteller können gar nicht so viel liefern, wie die Elektronikproduzenten gerne abnehmen würden. Das treibt die Preise. Speicherchips werden in den unterschiedlichsten Geräten verwendet, von Smartphones über Tablets bis zu PCs. Doch auch der Umsatz mit Sensoren steige zweistellig, betonen die Experten von Gartner.

„Speicherplatz ist weiterhin der wichtigste Wachstumsfaktor. Hier wird ein Umsatzanstieg von 57 Prozent erwartet, da die Dynamik von Angebot und Nachfrage die Preise erhöht. Mangel an Speicherplatz treibt die Halbleiter-Umsätze in die Höhe“, erklärte Jon Erensen, Research Director von Gartner.

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Starke Ausschläge war die Halbleiterindustrie lange gewohnt. Über Jahrzehnte folgte auf ein rasantes Wachstum ein kräftiger Einbruch. Das lag an den Produzenten selbst: Wenn es gut lief, steckten die Konzerne Milliarden in neue Werke. Einmal in voller Fahrt, überschwemmten die neuen Fabriken den Markt mit Chips, die Preise sanken. In der Folge fuhren die Anbieter ihre Investitionen zurück, doch mit der Zeit erholten sich die Preise wieder. Dann ging der sogenannte Schweinezyklus von vorne los.


Warum sich die Firmen nicht zu sehr freuen sollten

In den vergangenen Jahren schien dieses Muster in der Branche überwunden. Vom stürmischen Wachstum war zwar nur noch wenig übrig, doch das Geschäft wurde berechenbarer. Zum Vergleich: Zwischen 1991 und 2000 verzeichnete die Industrie ein durchschnittliches jährliches Plus von knapp zehn Prozent. Seither beträgt da Umsatzwachstum im Schnitt nur noch vier Prozent. Vergangenes Jahr sind die Umsätze sogar lediglich um anderthalb Prozent geklettert.

Dieses Jahr ist das erstmals wieder anders. Eine riesige Nachfrage nach Speicherplatz trifft auf vollausgelastete Fabriken. Doch allzu sehr sollten sich die Firmen nicht über den Boom freuen. Denn die Gartner-Experten gehen davon aus, dass das Plus nächstes Jahr nur noch vier Prozent beträgt. 2019 gingen dann neue Fabriken in Betrieb, und der weltweite Umsatz werde sogar leicht fallen.

Aus dem extrem volatilen Geschäft mit Speicherchips sind die meisten Hersteller längst ausgeschieden. Infineon, Deutschlands größte Chipfirma, hat sich schon vor zehn Jahren davon verabschiedet. Heute teilen sich vier Konzerne fast 90 Prozent des Speichermarktes: Samsung und Hynix aus Korea, dazu kommen Toshiba aus Japan und der US-Konzern Micron. Diese vier Anbieter sind die größten Profiteure des diesjährigen Booms. Vor sieben Jahren kämpften noch 15 Speicherchiphersteller um die Kunden.

Allerdings rechnen auch Firmen wie Infineon mit anhaltendem, wenn auch nicht sprunghaftem Wachstum. Der Münchener Dax-Konzern verspricht den Investoren ein durchschnittliches jährliches Umsatzplus von acht Prozent. Für das Ende September abgelaufene Geschäftsjahr stellte Vorstandschef Reinhard Ploss sogar bis zu elf Prozent mehr Umsatz in Aussicht.

KONTEXT

Die größten Chiphersteller der Welt

Intel

Mit einem Umsatz von rund 50 Milliarden Dollar ist Intel der mit Abstand größte Chiphersteller der Welt. Seit fast einem Vierteljahrhundert führt Intel die Rangliste nun schon an. Der Konzern aus dem Silicon Valley lebt vor allem von seinen Prozessoren. Sie sind das Gehirn eines jeden Rechners. Die Halbleiter des Unternehmens stecken insbesondere in PCs, Notebooks und Servern. Im Geschäft mit Smartphones konnte Intel nie so recht Fuß fassen. Alles in allem erreicht Intel auf dem Halbleitermarkt einen Anteil von mehr als 15 Prozent.

Samsung Electronics

Die Chipsparte des koreanischen Elektronikkonzerns ist nach Intel weltweit die Nummer zwei und kommt den Experten von Gartner zufolge auf gut elf Prozent Markanteil. Die Asiaten sind vor allem stark in Speicherchips. Samsung beliefert unter anderem auch Apple. Halbleiter sind freilich nur ein Geschäft von vielen von Samsung Electronics. Die Koreaner liefern auch viele andere elektronische Bauteile sowie Waschmaschinen, Smartphones, Fernseher und sogar Kühlschränke und Staubsauger.

SK Hynix

Der zweite große südkoreanische Halbleiteranbieter heißt SK Hynix und liegt in der Weltrangliste auf Platz drei. Der Umsatz: Mehr als 16 Milliarden Dollar. SK Hynix produziert insbesondere Speicherchips und wurde in der Vergangenheit vom Staat gestützt, um eine Insolvenz abzuwenden. Als einer der ganz wenigen großen Chipkonzerne ist SK Hynix 2015 gewachsen.

Qualcomm

In der Öffentlichkeit ist Qualcomm zu gut wie unbekannt, doch in der Halbleiterbranche sind die Kalifornier die Nummer vier mit zuletzt rund 16 Milliarden Dollar Umsatz. Die Firma liefert vor allem Chips für Smartphones. So stark ist Qualcomm auf diesem Feld, dass der Konzern wiederholt mit den Kartellämtern Probleme hatte. Das Unternehmen betreibt keine eigenen Fabriken sondern lässt alle seine Chips in sogenannten Foundries fertigen. Zudem verdient Qualcomm an Lizenzgebühren, weil jeder Handyhersteller auf geistiges Eigentum der Amerikaner zurückgreifen muss. 2015 war jedoch kein gutes Jahr für Qualcomm, der Umsatz ist kräftig gefallen. Mit einem Kurseinbruch von einem Drittel lief es auch auf dem Parkett alles andere als rund.

Micron Technology

Der US-Konzern arbeitet eng mit Intel zusammen und steht auf Rang fünf der Umsatzrangliste der Halbleiterindustrie. Zuletzt lagen die Erlöse bei rund 14,5 Milliarden Dollar. Micron verkauft hauptsächlich Speicherchips. Gemeinsam mit Intel hofft Micron derzeit auf eine ganz neue Generation an Speicherchips. Die neuen Chips sollen 1000 Mal schneller sein als die derzeit gebräuchlichen NAND-Speicherchips. Gleichzeitig können die fortschrittlichen Halbleiter zehn Mal mehr Daten fassen als die herkömmlichen Arbeitsspeicher, die sogenannten DRAMs. Im Gegensatz zu den DRAM-Chips, und ähnlich wie bei NAND, gehen die Informationen bei der neuen Technik nicht verloren, wenn der Strom erlischt. NAND hat in den vergangenen Jahren in vielen Rechnern die Festplatten verdrängt und wird jetzt womöglich selbst durch die neue Technik abgelöst. Intel und Micron haben die neue Technik 3D Xpoint genannt.

Texas Instruments

Vielen Menschen ist der US-Konzern vor allem wegen der Taschenrechner ein Begriff. Dabei lebt Texas Instruments vor allem von Chips und gilt als einer der verlässlichsten und über Jahrzehnte hinweg profitabelsten Anbieter. Der Umsatz lag zuletzt bei gut elf Milliarden Dollar, damit rangiert die Firma auf Platz sechs der Weltrangliste.

Toshiba Semiconductor

Der größte japanische Chiphersteller kam zuletzt auf Erlöse von 8,5 Milliarden Dollar, das reicht für Platz sieben in der Weltrangliste. Der Marktanteil beträgt fast drei Prozent.

Broadcom

Der US-Konzern ist der große Wettbewerber von Qualcomm im Geschäft mit Handychips und liegt auf Platz acht der größten Halbleiterhersteller. Allerdings wird es Broadcom nicht mehr lange geben. Arvago schluckt den Konkurrenten gerade und gibt dafür die Rekordsumme von 37 Milliarden Dollar aus. So viel wurde in der Industrie noch nie bei einer Übernahme auf den Tisch gelegt.

ST Microelectronics

Bislang der größte europäische Halbleiterhersteller, doch diese Position wird der Konzern nicht mehr lange behalten. Der Grund: NXP aus Eindhoven hat Ende 2015 den amerikanischen Rivalen Freescale übernommen und ist wird damit vom Umsatz her an ST Microelectronics vorbei ziehen. Das französisch-italienische Unternehmen ST Microelectronics erreichte zuletzt einen Jahresumsatz von fast sieben Milliarden Euro, das ergab den Marktforschern von Gartner zufolge Platz neun. Die Firma mit Hauptsitz in Genf beliefert zahlreiche Industrien, tut sich aber seit Jahren wirtschaftlich schwer. Eine Bürde ist die Historie, weil es viele Standorte in den beiden Ursprungsländern Frankreich und Italien gibt.

Infineon

Der wichtigste deutsche Chipproduzent und der einzige Hersteller hierzulande in den Top-ten der Branche. Die Münchener sind 2015 um rund ein Drittel gewachsen, vor allem aufgrund der Übernahme des US-Rivalen International Rectifier. Auch an der Börse lief es vergangenes Jahr prächtig, mit einem Kursplus von gut 50 Prozent gehörte die ehemalige Siemens-Sparte zu den größten Gewinnern im Dax. Infineon wird seinen Platz unter den zehn größten Herstellern vermutlich bald verlieren, weil der holländische Wettbewerber NXP den amerikanischen Rivalen Freescale jüngst geschluckt hat.

Autor: Joachim Hofer