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Chinesischer Kuka-Aufsichtsratschef: „Unsere Investoren waren definitiv nicht zufrieden“

Midea-Vertreter Andy Gu vermittelt im Aufsichtsrat zwischen den Welten. Auf der Kuka-Hauptversammlung stärkt er Vorstandschef Mohnen den Rücken.

Für das Aktionärstreffen hat Andy Gu eine Krawatte im Kuka-Orange angelegt. Der Aufsichtsratschef und Vertreter des chinesischen Eigentümers Midea will bei der Hauptversammlung des Roboterbauers nach turbulenten Monaten Farbe bekennen. Ende des vergangenen Jahres hatte der chinesische Investor die Trennung vom langjährigen Vorstandschef Till Reuter durchgesetzt.

Reuter verdiene „Respekt und herzlichen Dank“, weil er Kuka von einem Mittelständler zum globalen Technologiekonzern gemacht habe, sagte Gu auf Englisch in seiner kurzen Eröffnungsansprache. Doch sei die geschäftliche Entwicklung des Jahres 2018 nicht zufriedenstellend gewesen. Reuter musste gehen.

Andy Gu, der eigentlich Gu Yanmin heißt, ist der starke Mann bei Midea. Als Vizepräsident führt er die internationalen Geschäfte des chinesischen Hausgeräte-Konzerns und ist dabei auch für die wichtigste Beteiligung Kuka verantwortlich. Die Chinesen hatten den Roboterbauer vor knapp drei Jahren für den stolzen Preis von mehr als vier Milliarden Euro übernommen und damit Ängste vor einem Ausverkauf deutscher Hochtechnologie ausgelöst.

Doch die Chinesen wurden erst einmal nicht glücklich mit dem teuren Zukauf: Nach zwei Gewinnwarnungen musste Reuter gehen. „Unsere Investoren waren definitiv nicht zufrieden mit der Performance von Kuka“, sagte Gu im Gespräch mit dem Handelsblatt. Zunächst führte Finanzvorstand Peter Mohnen die Geschäfte kommissarisch. Kurz vor der Hauptversammlung bekam er nun einen dauerhaften Vertrag. „Kontinuität ist wichtig“, sagte Gu. Wenn Mohnen seine Pläne umsetze, werde Kuka auf den richtigen Weg kommen. „Herr Mohnen hat unser volles Vertrauen.“

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Gu muss zwischen zwei Welten pendeln. Die kulturellen Unterschiede erwiesen sich als groß. So ist Midea ist extrem zahlen- und renditeorientiert. Zudem sind die Chinesen mit ihren Hausgeräten im Endkundengeschäft aktiv. Neue Produkte werden schnell entwickelt und können auch einmal nachoptimiert werden.

Kuka steht dagegen für klassische deutsche Ingenieurskunst: auch einmal langsamer, dafür möglichst perfekt. „Die Chinesen sind eher schnell, das stimmt schon. Aber gut geplant ist auch nicht schlecht“, sagte Mohnen im Handelsblatt-Interview.

Vermittler zwischen den Welten

Seine Aufgabe sei es, zwischen den Kulturen zu vermitteln, sagt Gu. Der Manager mit der randlosen Brille ist freundlich und spricht sehr gutes Englisch, das hilft bei der Kommunikation. Als rechte Hand des Unternehmenschefs Fang Hongbo fädelte er das Übernahmeangebot für Kuka ein und reiste nach Deutschland, um die Anteilseigner des Roboterbauers von dem Deal zu überzeugen.

In China hatte Gu Ökonomie studiert, in den USA Soziologie und machte einen Doktortitel in Demografie. Er gilt als offener, weltgewandter Mensch. Bei seinen Flügen liest er sehr viel, vor allem Bücher über Politik und Geschichte.

Als um die Jahrtausendwende Midea-Manager an der National University Singapur nach hoffnungsvollen Talenten unter den Studenten suchten, fiel ihnen der Assistenz-Professor Gu auf. Dem erschien ein Wechsel in die Wirtschaft reizvoll, und er stieg rasch in der Konzernhierarchie auf.

Gu weiß, dass der Fall in China wie in Deutschland von hoher Bedeutung ist. Die Übernahme des Roboterbauers schlug hohe Wellen, in der Folge des Deals wurde das Außenwirtschaftsgesetz verschärft. „Uns ist völlig klar, dass wir unter einer besonderen Beobachtung stehen“, sagte er dem Handelsblatt. Dabei versucht er vor allem auch, die deutschen Arbeitnehmer mit ins Boot zu nehmen. „Ich verstehe die deutsche Mitbestimmung. Manche Kollegen in China haben damit noch ein Problem.“

Bekenntnis zum Standort Augsburg

Der Aufsichtsratsvorsitzende selbst aber bindet die Arbeitnehmer mit ein. „Ich komme super mit ihm klar“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Michael Leppek von der IG Metall dem Handelsblatt. Er tausche sich regelmäßig mit dem Chinesen aus. Es sei sehr positiv, dass Gu kurz vor der Hauptversammlung in der „Augsburger Allgemeinen“ ein Bekenntnis zum Standort Augsburg abgegeben habe. „Wir haben das aber auch nicht anders erwartet.“ Die Chinesen wüssten, was sie an Kuka haben, die Weichen für die Zukunft seien richtig gestellt.

Kuka-Chef Mohnen bedankte sich für das Vertrauen. Die letzten Monaten hätten ihm gezeigt, dass sein Aufsichtsratschef Gu, die anderen Kontrolleure, Unternehmensführung und Betriebsrat „gemeinsam an einem Strang ziehen, um Kuka wieder auf Erfolgskurs zu bringen“. Er führe sehr gern das Team.

Der frühere Finanzchef räumte ein, dass die Ergebnisse des vergangenen Jahres „nicht zufriedenstellend“ waren. Der Umsatz war um sieben Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gesunken. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen brach um zwei Drittel auf 34 Millionen Euro ein. Mohnen machte dafür die konjunkturelle Abkühlung, aber auch Probleme bei Projektgeschäften verantwortlich.

Mehr: „Die Chinesen sind eher schnell“ – Kuka-Chef Peter Mohnen spricht über den Druck vom chinesischen Eigentümer Midea, sein Sparprogramm und seine Zukunftspläne für den Roboterbauer.