Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.088,70
    -48,95 (-0,27%)
     
  • Euro Stoxx 50

    4.989,88
    -18,29 (-0,37%)
     
  • Dow Jones 30

    38.357,09
    -146,60 (-0,38%)
     
  • Gold

    2.339,70
    -2,40 (-0,10%)
     
  • EUR/USD

    1,0692
    -0,0013 (-0,12%)
     
  • Bitcoin EUR

    60.461,97
    -2.009,45 (-3,22%)
     
  • CMC Crypto 200

    1.397,89
    -26,21 (-1,84%)
     
  • Öl (Brent)

    82,68
    -0,68 (-0,82%)
     
  • MDAX

    26.346,07
    -278,95 (-1,05%)
     
  • TecDAX

    3.299,60
    +12,69 (+0,39%)
     
  • SDAX

    14.207,63
    -52,08 (-0,37%)
     
  • Nikkei 225

    38.460,08
    +907,92 (+2,42%)
     
  • FTSE 100

    8.040,38
    -4,43 (-0,06%)
     
  • CAC 40

    8.091,86
    -13,92 (-0,17%)
     
  • Nasdaq Compositive

    15.666,50
    -30,14 (-0,19%)
     

Chinesischer Großaktionär will Autozulieferer Grammer übernehmen

Der bayerische Autozulieferer Grammer könnte chinesisch werden: Dabei war der Investor Ningbo Jifeng angeworben worden, um eine feindliche Übernahme abzuwenden.

Der bayerische Autozulieferer Grammer steht voraussichtlich vor einem Verkauf nach China. Der Hersteller von Mittelkonsolen, Armlehnen, Kopfstützen und Lkw-Sitzen befindet sich in fortgeschrittenen Verhandlungen mit seinem chinesischen Großaktionär Ningbo Jifeng. Der will ein 772 Millionen Euro schweres Übernahmeangebot vorlegen will, wie Grammer am Dienstag mitteilte.

Jifeng war vor gut einem Jahr von Grammer an Bord geholt worden, um den unerwünschten Großaktionär Hastor abzuwehren. Jifeng hält 25,5 Prozent an dem Unternehmen aus Amberg in der Oberpfalz und will nun laut Finanzkreisen auf mindestens 50 Prozent aufstocken.

Die Chinesen böten den rund 13.000 Grammer-Mitarbeitern eine Beschäftigungsgarantie über siebeneinhalb Jahre, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei mit den Plänen vertraute Personen.

Eine Einigung auf einen Fusionsvertrag gebe es noch nicht, betonte ein Grammer-Sprecher. Die Aktionäre setzen aber darauf, dass die Übernahme zustande kommt.

WERBUNG

Die im Kleinwerteindex SDax notierte Aktie schoss um 20 Prozent auf 61,60 Euro nach oben und lag damit leicht über den 61,25 Euro, die Jifeng einschließlich der geplanten Dividende von 1,25 Euro für 2017 bietet.

Unter den Kunden stößt die geplante Übernahme durch die Chinesen nicht auf Widerstand. „Damit können wir leben“, sagte ein Insider aus der Autobranche. Schon der Einstieg der Chinesen vor einem Jahr war auf Wohlwollen der großen Autohersteller gestoßen.

Ganz im Unterschied zu Prevent: Grammer hatte nach dem Einstieg der deutsch-bosnischen Zuliefergruppe Aufträge aus der Automobilindustrie verloren – und sich daher mit aller Macht gegen die feindliche Übernahme gestemmt.

Der Abwehrkampf hatte den Nettogewinn des Unternehmens 2017 jedoch um fast 30 Prozent einbrechen lassen. Nach einer Übernahme durch Jifeng könne sich der Ordereingang wieder normalisieren, schreibt DZ-Bank-Analyst Michael Punzet.

Die deutsch-bosnische Zuliefergruppe Prevent und deren Eigentümerfamilie Hastor wollten die geplante Übernahme von Grammer nicht kommentieren. Im Frühjahr 2017 hatte Prevent versucht, die Mehrheit an Grammer zu übernehmen, wurde aber durch den plötzlichen Einstieg von Ningbo Jifeng gestoppt. Prevent dürfte nun endgültig keine Chance mehr besitzen, an die Mehrheit von Grammer heranzukommen.

Finanziell hat sich der Einstieg trotzdem gelohnt. Für die Familie Hastor, den Eigentümer des Autozulieferers Prevent, biete das Angebot eine gute Möglichkeit zum Ausstieg, schreibt Analyst Punzet.

Wenn Prevent seinen 20-Prozent-Anteil zum von Ningbo Jifeng geplanten Übernahmepreis von 61,25 Euro je Aktie verkaufen sollte, würde die deutsch-bosnische Gruppe mehr als 150 Millionen Euro einstreichen. Ungefähr doppelt so viel, wie die Aktien vor zwei Jahren gekostet haben.

Prevent liegt mit mehreren deutschen Autobauern, allen voran Volkswagen, im Clinch. Prevent hatte nach einem Streit mit Volkswagen über Konditionen die Produktion des Autobauers tagelang lahmgelegt – und seither einen zweifelhaften Ruf in der Branche.

Die Autozulieferbranche gehört neben dem Maschinenbau zu den Branchen, die chinesische Firmen in Deutschland vorzugsweise ins Visier nehmen. Vor allem über die milliardenschwere Übernahme des Roboter-Herstellers Kuka war kontrovers diskutiert worden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bei ihrem Besuch in China kürzlich auf gleiche Rechte für deutsche Unternehmen bei Übernahmen in China gepocht. Bisher sind sie dort meist auf Gemeinschaftsprojekte mit chinesischen Partnern angewiesen.

Den Einstieg von Jifeng bei Grammer hat die Bundesregierung bereits durchgewinkt, so dass die Chinesen auch bei einer Übernahme keine Hürden erwarten. Jifeng habe von Anfang an auf einen größeren Anteil spekuliert, sagte einer der Insider.

Erst jetzt habe das von der Familie Wang beherrschte Unternehmen, das kleiner ist als Grammer, aber die Finanzierung der Übernahme gesichert. Inklusive Schulden müssten die Chinesen, mit denen Grammer schon vor dem Einstieg zusammengearbeitet hatte, mehr als eine Milliarde Euro finanzieren. Ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, für den Jifeng 75 Prozent der Anteile bräuchte, sei nicht geplant, sagten Insider.

Grammer hatte erst vor einer Woche die größte Übernahme seiner Geschichte in Angriff genommen, um bei US-Autobauern stärker Fuß zu fassen: Der umgerechnet 233 Millionen Euro teure Zukauf des Kunststoff-Spezialisten Toledo Molding & Die (TMD) aus dem US-Bundesstaat Ohio soll mit Krediten finanziert werden.

Von der Übernahme erhofft sich Grammer einen besseren Zugang zu Kunden aus den USA und eine „nachhaltige Verbesserung“ der Ertragskraft. Nun Könnte der Amberger Autozulieferer jedoch selbst vollständig in fremde Hände fallen.

Mit Material von Reuters.