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Thomas Cook hat von Aktionär Fosun Angebot fürs Reisegeschäft erhalten

Wenn der britische Reiseveranstalter Thomas Cook zuletzt eine Pressemitteilung verschickt hat, enthielt sie meist keine guten Nachrichten. Doch diese kurze Erklärung von Pfingstmontag sorgte bei den Investoren für Freude: Thomas Cook könne Medienberichte bestätigen, dass man sich mit Fosun in Gesprächen über eine Veräußerung seines Reisegeschäfts austausche, teilte das Unternehmen mit. Der britische Nachrichtensender Sky News hatte zuvor darüber berichtet.

Es sei nicht sicher, ob es zu einer Offerte kommen werde, betonte man in London, die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium. Aber die Börsenhändler freuten sich: Die Thomas-Cook-Aktie, die im vergangenen Jahr mehr als 85 Prozent an Wert verloren hatte, legte zwischenzeitlich um mehr als 20 Prozent zu.

Es sehe ganz danach aus, als würde Thomas Cook auf die eine oder andere Weise zerschlagen, urteilte Börsenanalyst Neil Wilson von Markets.com. Das sei zwar traurig, aber nicht unbedingt die schlechteste Lösung – es sei offensichtlich, dass der Konzern mit seinem großen Reisegeschäft schwer zu steuern sei.

Thomas Cook hat einen milliardenschweren Schuldenberg angehäuft. Der heiße Sommer hatte im vergangenen Jahr vielen Urlaubern die Lust auf eine Reise in die Ferne genommen. Noch dazu leidet der Konzern, zu dem Marken wie Neckermann Reisen und die Fluglinie Condor gehören, wegen des Brexits unter der Unsicherheit seiner Kunden in der britischen Heimat – wegen des niedrigen Pfund-Kurses bleiben viele der sonst so reisefreudigen Briten zu Hause.

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Konzernumbau geplant

Zudem müssen Reisekonzerne mit immer höheren Rabatten versuchen, Kunden anzulocken. Obendrein musste Thomas Cook noch eine milliardenschwere Abschreibung vornehmen. Im Winterhalbjahr bis Ende März verzeichnete das Unternehmen so einen Nettoverlust von 1,5 Milliarden britischen Pfund (etwa 1,7 Milliarden Euro). Die sogenannte Netto-Finanzverschuldung – die Finanzverbindlichkeiten abzüglich der Barmittel – betrug 1,2 Milliarden Pfund (1,4 Milliarden Euro).

Viele Investoren befürchteten angesichts dieser Zahlen das Schlimmste, Analysten der Citigroup stuften die Aktien gar als „wertlos“ ein. Es wurden Vergleiche zur Situation 2011 gezogen, als der Konzern wegen finanzieller Schwierigkeiten vor dem Kollaps gestanden hatte.

Aber Thomas-Cook-Chef Peter Fankhauser, der das Unternehmen seit Ende 2014 führt, gibt nicht auf: Er kündigte einen Umbau des Konzerns an. Mehr als 20 Reisebüros in Großbritannien wurden schon geschlossen, der Fokus soll künftig auf dem Internetangebot liegen. Darüber hinaus soll mehr in eigene Hotels investiert werden, um die Abhängigkeit von Hoteliers zu verringern und die Marge zu steigern.

Das Geld dafür will Fankhauser vor allem durch den Verkauf der konzerneigenen Airlines bekommen. Im Februar stellte er Condor sowie Thomas Cook Airlines Scandinavia, Thomas Cook Airlines Balearics und Thomas Cook Airlines UK zum Verkauf.

Mehrere Unternehmen und Investoren haben Interesse an Teilen oder der gesamten Airlinegruppe gezeigt, darunter Lufthansa, Virgin Atlantic, der US-Airline-Investor Indigo, der Finanzinvestor Triton Partners. Auch die chinesische Fosun-Gruppe war als Interessent gehandelt worden, sogar für den gesamten Konzern.

Als Investor aus China kann Fosun wegen der Eigentümervorschriften für EU-Airlines nicht für die Fluggesellschaften, sondern nur für das Reiseveranstaltergeschäft bieten – und hat genau das nun offenbar getan. Aus Sicht von Experten ergäbe eine stärkere Zusammenarbeit von Fosun und Thomas Cook Sinn. Schließlich erhoffen sich viele Reiseanbieter gute Geschäfte mit den zunehmend reisefreudigen Chinesen.

Daten der Welttourismus-Organisation UNWTO zufolge gaben diese im vergangenen Jahr 277 Milliarden Dollar für Reisen aus, fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als alle anderen Nationen. Zum Vergleich: Die Deutschen kamen auf 94,2 Milliarden Dollar, die Briten auf 76 Milliarden.

Bei Fosun dürfte man sich auch sehr wohl bewusst sein, worauf man sich einlässt: Der Investor, hinter dem Milliardär Guo Guangchang steht, war vor vier Jahren mit 150 Millionen Euro bei Thomas Cook eingestiegen. Nach mehreren Aufstockungen ist der Mischkonzern nun mit 18 Prozent größter Einzelinvestor bei den Briten. Aber Thomas Cook ist bei Weitem nicht das einzige Investment: Unter anderem ist Fosun auch an Club Med, Tom Tailor und Cirque du Soleil beteiligt.

Mehr: Die chinesische Fosun-Gruppe will den Modekonzern Tom Tailor übernehmen. Dahinter steckt Guo Guangchang, der in kurzer Zeit ein Firmenimperium aufgebaut hat.