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Chinesische Firmenkäufe in Deutschland brechen ein

Neue Auflagen aus Peking und die Abschottungsbemühungen des Westens fordern ihren Tribut bei grenzüberschreitenden Firmenkäufen. So haben chinesische Investoren ihre Shoppingtouren deutlich zurückgefahren, wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurde.

Demnach nahmen die Deals im ersten Halbjahr in Europa gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 111 Transaktionen ab. Das Volumen nahm um mehr als die Hälfte ab auf 14,9 Milliarden Dollar. In Deutschland ging die Zahl der Firmenkäufe aus dem Ausland um vier auf 22 zurück. Der Wert der Investitionen stieg auf 9,9 (2017: 6,7) Milliarden Dollar, was jedoch ausschließlich an einem Megadeal lag: dem Einstieg des chinesischen Autobauers Geely bei Daimler für geschätzte 8,9 Milliarden Dollar.

„Der Gegenwind hat eindeutig zugenommen. Es gibt teilweise politische Bedenken und die Angst vor einem Ausverkauf von Know-how“, sagt Yi Sun, Chinaexpertin bei EY. Zum Teil hätten andere Interessenten die chinesischen Investoren überboten. Und bei einigen geplanten Transaktionen sei die Finanzierung nicht zustande gekommen, da die regulatorischen Anforderungen in China verschärft wurden.

Trotzdem sei China weiter an europäischem Know-how interessiert. „Wenn in Europa ein attraktives Unternehmen als Übernahmeziel gilt, ist eigentlich immer auch ein chinesisches Unternehmen unter den Interessenten“, ergänzt Yi Sun. Stark steigendes Interesse an Zukäufen verzeichne man besonders in den Bereichen Infrastruktur, Energie, Hightech und Pharma.

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Drastisch haben chinesische Investoren vor allem ihre Engagements in den USA zurückgefahren. Hier wirkt sich der schwelende Handelskonflikt zwischen Peking und Washington aus, außerdem sind chinesische Investoren vorsichtiger geworden wegen der sicherheitspolitischen Auflagen der USA.

Laut einer Studie der internationalen Anwaltskanzlei Baker McKenzie lagen die M & A-Aktivitäten der chinesischen Unternehmen in Nordamerika im ersten Halbjahr 2018 bei nur noch rund zwei Milliarden Dollar – ein Rückgang um 92 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der bisherige Höchststand wurde im zweiten Halbjahr 2016 mit 28 Milliarden Dollar erreicht.

Umfang und Tempo der unterschiedlichen Entwicklungen der chinesischen Investments in Europa und den USA seien bemerkenswert, sagt Branchenexperte Thomas Gilles von Baker McKenzie. Besonders der wachsende Einfluss des Regierungskomitees CFIUS (Committee on Foreign Investment in the United States) schreckt nach Auskunft von Insidern potenzielle Investoren aktuell ab, in den USA einzukaufen.

Laut Baker McKenzie wurden im ersten Halbjahr 2018 acht nennenswerte Deals in den USA wegen regulatorischer oder politischer Bedenken storniert, sieben davon wegen nicht gelöster Konflikte mit CFIUS. China wird daher Experten zufolge in Zukunft eher versuchen, in Europa und auch in Deutschland zum Zuge zu kommen.

Kritik am Ausverkauf

Allerdings wächst auch hierzulande der Widerstand gegen den Ausverkauf von Schlüsseltechnologien. So war schon die Übernahme des deutschen Chipanlagenbauers Aixtron wegen Sicherheitsbedenken gescheitert. Außerdem hatte die Bundesregierung versucht, chinesische Investoren von einem Einstieg beim Roboterhersteller Kuka fernzuhalten.

Abseits der Megadeals mit klingenden Namen gibt es einen stetigen Fluss an kleineren Transaktionen mit chinesischer Beteiligung. Die EY-Studie nennt für das erste Halbjahr beispielsweise die Industriefirmen Eyevis Holding, FFT Produktionssysteme sowie Geiger Fertigungstechnologie, bei denen Investoren aus Fernost eingestiegen sind. Auf dem zweiten Platz der Rangliste der größten Investments in Deutschland rangiert – nach dem Geely-Einstieg bei Daimler – die noch laufende Übernahme des Kfz-Zulieferers Grammer mit einem Transaktionswert von 800 Millionen Euro.

Die Aussichten für das zweite Halbjahr fallen nach der bisherigen Entwicklung eher gedämpft aus. Zwar sei das Interesse an deutschen Unternehmen bei chinesischen Investoren nicht erlahmt, sagt ein Investmentbanker in Frankfurt. Allerdings werde die Mischung aus Handelskonflikten und strengeren Regulierungsauflagen aus Peking keine rasche Erholung der chinesischen Übernahmeaktivitäten zulassen.