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Chinas Regulatoren lassen Jack Ma nachsitzen

Kurz vor dem geplanten Mega-Börsengang der Ant Group tritt Chinas Regierung überraschend auf die Bremse. Firmengründer Ma wird eine Lektion erteilt.

Jack Ma, Mitbegründer und Vorsitzender von Alibaba, bei einem Interview im Jahr 2018. Foto: Huang Zongzhi/XinHua/dpa Foto: dpa
Jack Ma, Mitbegründer und Vorsitzender von Alibaba, bei einem Interview im Jahr 2018. Foto: Huang Zongzhi/XinHua/dpa Foto: dpa

Investmentbankern in Shanghai und Hongkong war schon den ganzen Tag unwohl. Sie betraten am Dienstag mit der Nachricht ihre Büros, dass Jack Ma am Vortag von Vertretern der chinesischen Finanzaufsicht zu einem mysteriösen Treffen gebeten worden war. Details zum Inhalt gab es zwar zunächst kaum. Gutes konnte der Termin aber nicht bedeuten.

Wie gravierend die Auswirkungen des Gespräches tatsächlich waren, wurde in der asiatischen Zeitzone erst weit nach Feierabend klar: Da ploppten plötzlich die Eilmeldungen auf den Smartphones auf, dass der größte Börsengang des Jahres nicht wie geplant über die Bühne gehen wird.

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Ma darf die Ant Group, den Finanzarm des Online-Giganten Alibaba, vorerst weder in Hongkong noch in Shanghai an die Börse bringen.

Für die beiden Finanzzentren ist das so, als würden Ostern und Weihnachten gleichzeitig abgesagt. Denn seit Wochen fiebern sowohl Hongkong als auch Shanghai dem Doppel-IPO entgegen.

Das geplante Aktiendebüt hätte mit 34,5 Milliarden US-Dollar den bislang größten Börsengang von Saudi Aramco in Höhe von 29 Milliarden Dollar übertreffen können. Die Ant Group wäre mit dem Börsengang mehr als 200 Milliarden US-Dollar wert gewesen. Kein anderes Fintech-Unternehmen wird derart hoch bewertet.

Der Aktienkurs des Mutterhauses Alibaba ist weiter eingebrochen. Nach einem Rückgang um rund acht Prozent am Dienstag an der New Yorker Börse setzte sich der Tiefflug der Aktie am Mittwoch in Hongkong mit einem Minus von rund sieben Prozent fort. Der weltgrößten Online-Handelsplattform gehört rund ein Drittel der Ant Group.

Mit der abrupten Absage in letzter Minute, so lautete die erste Mutmaßung einiger Banker, wollen die chinesischen Regulatoren Ma und Alibaba eine Lektion erteilen. Zwar ist die fortschrittliche Technologie der Ant Group ein internationales Aushängeschild für China. Allerdings sieht Peking auch die zunehmende Macht des digitalen Finanz-Konzerns mit Sorge.

Ant betreibt den in China weit verbreiteten, größten mobilen Bezahldienst Alipay. Den Markt teilt sich Alipay mit dem Konkurrenten WeChat-Pay des chinesischen Internetkonzerns Tencent. Milliarden Chinesen bezahlen heute in Geschäften fast nur noch mit dem Handy, indem Nutzer einen QR-Code einscannen. Allein Alipay zählt mehr als 700 Millionen aktive User – pro Monat.

Ant steht zudem in Partnerschaft mit mehr als 2000 Finanzinstituten. Angeboten werden in zunehmendem Maße auch Kredite, Versicherungen und Vermögensverwaltung. Doch genau dieses lukrative Geschäft hat Ant zuletzt immer mehr Kritik eingebracht.

Unter den chinesischen Aufsehern herrscht so die Sorge, dass Ant zu einer Krake im Finanzsystem werden könnte, die sich nicht mehr kontrollieren lässt. Für Misstrauen sorgten zuletzt auch die Beschwerden von einigen Kunden. Sie beklagten, dass das Design der Alipay-App so verwirrend angelegt sei, dass mit ein paar Klicks nicht nur ein schneller Einkauf bezahlt werden konnte, sondern gleichzeitig ein ungewollter Kredit aufgenommen worden sei.

Das Fass zum Überlaufen könnte gebracht haben, dass Ma erst Ende Oktober auf einem Finanzgipfel in Shanghai ungewöhnlich vorlaut gegen Chinas Staatsbanken ausholte, denen er eine „Pfandhausmentalität“ vorwarf. „Gute Innovation hat keine Angst vor Regulierung, aber sie hat Angst vor veralteten Vorschriften“, wurde Ma zudem zitiert. Die Zukunft dürfe nicht „mit Methoden von gestern“ reguliert werden. Ganz nach dem Motto: Die Ant Group ist der trägen chinesischen Regierung und den staatlichen Geldhäusern um Lichtjahre voraus.

Dass der Ant-Börsengang endgültig ins Wasser fallen wird, gilt unter Beobachtern als unwahrscheinlich. Viel mehr, so wird vermutet, soll Ma nun erstmal etwas nachsitzen und über seine Respektlosigkeit gegenüber der chinesischen Führung nachdenken. Es überwiegt die Überzeugung, dass Ant für die Regierung zu wertvoll ist, als dass sie den Konzern in ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde.

Alibaba und Ant, digitaler Einkaufskorb und Portemonnaie in einem, sind schließlich schlagkräftige Instrumente, die der Regierung helfen, den heimischen Konsum in der derzeitigen Schwächephase anzukurbeln.

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