In diesem Artikel:
Peking (dpa) - Chinas Außenhandel ist seit Monaten auf Talfahrt - doch nun macht sich Hoffnung breit, dass das Schlimmste überstanden sein könnte. Wie die Pekinger Zollbehörde mitteilte, sanken die chinesischen Exporte und Importe im August zwar erneut deutlich. Der Rückgang fiel aber geringer aus als von Analysten befürchtet.
Die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft sanken nach den offiziellen Angaben im Jahresvergleich um 8,8 Prozent. Die Importe gingen um 7,3 Prozent zurück, so dass sich für den gesamten Außenhandel ein Minus von 8,2 Prozent ergab. Im Vergleich zum Vormonat legte der chinesische Handel allerdings um 3,2 Prozent zu.
Trotz der Anzeichen einer Stabilisierung kommentierte die deutsche Handelskammer (AHK) in Peking die Zahlen zurückhaltend. Die Stimmung der in China aktiven Firmen sei nach wie vor gedämpft. «Die Kombination aus schwachem Konsumvertrauen in China und der konjunkturellen Schwäche in wichtigen Absatzmärkten setzt dem Außenhandel zu», sagte Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kammer: «Gerade Importe aus Deutschland haben nachgelassen». Zwar greife die Regierung den Unternehmen mit Steuererleichterungen unter die Arme. Nötig seien aber «substanziellere Maßnahmen».
Nach Angaben des Pekinger Statistikamtes ging der gegenseitige Handel mit Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 13,9 Prozent zurück. Damit fiel der Rückgang noch deutlicher aus als im Handel zwischen China und den USA, wo das Minus bei 9,2 Prozent lag.
China und USA im Handelsstreit
Die beiden größten Volkswirtschaften befinden sich seit Jahren in einem erbitterten Handelsstreit. Mit der Ankündigung, bestehende Sonderzölle zu verlängern, machten die USA in dieser Woche deutlich, dass der Konflikt weitergehen wird.
Angesprochen auf die Verlängerung der Einfuhrzölle für gewisse chinesische Produkte durch die USA bis Ende dieses Jahres sagte Außenamtssprecherin Mao Ning am Donnerstag: «Grundsätzlich lehnen wir Zoll-Krieg immer ab. Wir glauben, dass niemand einen Zoll-Krieg gewinnen wird. Die einseitige Erhebung von Zöllen durch die USA ist nicht gut für China, die USA und die Welt.»
Nach einem starken Jahresauftakt hat sich die chinesische Konjunktur zuletzt deutlich abgekühlt. Das Wachstum bleibt hinter den Erwartungen zurück, obwohl Ökonomen nach dem Ende der strengen Pandemiemaßnahmen mit einem kräftigen Aufschwung gerechnet hatten.
Andauernde Immobilienkrise in China
Sorgen bereitet derzeit vor allem, dass Peking die Immobilienkrise des Landes nicht in den Griff zu bekommen scheint. Viele Immobilienentwickler, die sich auf der Jagd nach immer mehr Profit hoch verschuldet und oft am Bedarf vorbei gebaut haben, wissen nicht mehr, wie sie das geliehene Geld zurückzahlen sollen. Allein Evergrande, der größte Entwickler des Landes, hat Schulden von über 300 Milliarden Dollar angehäuft.
So macht sich Verunsicherung bei den Menschen breit, weil der Wert ihrer Eigentumswohnungen sinkt. Das macht sich auch an der Ladenkasse bemerkbar. Viele Chinesen halten sich beim Konsum zurück. Vor allem die Pandemie sowie die harten Regulierungsmaßnahmen der Regierung, etwa im Technologie- oder Immobiliensektor, aber auch geopolitische Risiken trüben die wirtschaftlichen Aussichten der Bevölkerung. Für Enttäuschung sorgt auch, dass die Führung in Peking im derzeitigen Abschwung auf große Hilfspakete für die Wirtschaft verzichtet.