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China will mit erneuerbaren Energien zur grünen Supermacht werden

China hat sich im Feld der erneuerbaren Energien in vielen Bereichen die Poleposition gesichert. Und einige Milliarden-Investitionen kommen erst noch.

Egal ob Solaranlagen, Windräder oder Elektroautos: China dominiert die Welt der erneuerbaren Energien – und ist auf dem Weg zur grünen Supermacht. Das Land ist der weltweit größte Hersteller, Exporteur und Installateur von Solarmodulen, Windturbinen und Elektrofahrzeugen und trug 2017 mehr als 45 Prozent zu den weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien bei.

„Und da wird noch mehr kommen“, hat Felix Zhang, Mitgründer des chinesischen Energieriesen Envision Energy, am Mittwoch auf dem Handelsblatt Energie-Gipfel in Berlin angekündigt. „China tut, was es muss. Das Land braucht viel Energie und wird künftig noch mehr brauchen. Deswegen ist es für uns sehr wichtig, erneuerbare Energien auszubauen und die Technologien weiterzuentwickeln“, erklärte Zhang.

China plant, zwischen 2021 bis 2030 jährlich zusätzliche Kapazitäten in der Photovoltaik von 80 bis 160 Gigawatt zu erreichen, ist dem neuen China Renewable Outlook 2018, den das Land auf der Klimakonferenz in Katowice vorgestellt hat, zu entnehmen. Bei der Windkraft sollen die Expansion zwischen 70 bis 140 Gigawatt liegen.

Die Ziele seien ambitioniert, aber notwendig, um die Energiewende voranzubringen. „Erneuerbare sind dank der niedrigen Preise endlich wettbewerbsfähig mit fossilen Energieträgern“, sagte Zhang in Berlin.

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Envision ist nicht nur der zweitgrößte Windkonzern Chinas. Das Unternehmen vertreibt außerdem eine Energie-Managementsoftware und hat erst vor wenigen Monaten die Batteriesparte des Autobauers Nissan gekauft. Der japanische Autokonzern behält nach dem Deal noch 25 Prozent seiner Lithium-Ionen-Fertigung.

Auch das Thema E-Auto wird für China immer wichtiger. Die Regierung in Peking steckt Milliarden in Batterieproduzenten wie CATL oder BYD. „Im letzten Jahr sind die Autoverkäufe in China zurückgegangen, aber der Absatz von E-Autos ist gestiegen“, erklärt Jennifer Zhu Scott, Gründerin der Investmentfirma Radian Partners.

Noch stehe China am Anfang bei der E-Automobilproduktion. „Aber schon 2025 werden in chinesischen Fabriken über 20 Millionen E-Autos pro Jahr vom Band laufen“, prognostiziert die studierte Finanzwissenschaftlerin. Über 500 Start-ups arbeiten laut Scott in China aktuell an der Entwicklung von Stromern. Und natürlich produzieren chinesische Firmen mit Blick auf die Zukunft nicht nur für den heimischen Markt.

Unternehmen wie Envision investieren schon jetzt stark in Zukäufe oder Übernahmen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg. Eine Milliarde Dollar wolle man in den nächsten drei Jahren so allein in Europa ausgeben, hatte der Schanghaier Windriese noch vor einem Jahr angekündigt. So wurden unter anderem der Ladesäulen-Marktführer Chargepoint oder das norwegischen Softwareunternehmen Bazefield gekauft.

Auf dem Energie-Gipfel kündigte Zhang allerdings bereits an, dass die Investitionen die Milliardenmarke deutlich übersteigen werden. „Mit dem Kauf der Batteriesparte von Nissan werden auf jeden Fall noch eine Menge mehr Investments in diesem Bereich von uns kommen, auch in Europa“, sagte Zhang.

Während die Energiewende in ihrem Ursprungsland Deutschland stockt, dominieren chinesische Ökokonzerne dank staatlicher Subventionen längst nicht mehr nur auf dem heimischen Markt, sondern expandieren in einem rasanten Tempo im Rest der Welt.

Bis zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049, so der Plan der chinesischen Regierung, soll die Marke „Made in China“ nicht mehr für billige Massenware, sondern für Innovation, Qualität und Effizienz stehen – und das Land zur führenden Industrie-Supermacht aufsteigen.

Dazu hat die Regierung unter Staatschef Xi Jinping zehn Kernbereiche ausgemacht, in denen sie weltweit Vorreiter sein will, darunter auch die erneuerbaren Energien.

Weg vom Schmuddel-Image

Das Bild von China als Klimasünder hat sich festgesetzt bei vielen, die sich Sorgen über Treibhausgase und Luftverschmutzung machen. Staatschef Xi will mit aller Kraft und hohen Investitionen weg vom Schmuddel-Image. Mehr als 100 Milliarden Dollar investiert China laut einer McKinsey-Studie pro Jahr in den Ausbau erneuerbarer Energien, das sind mehr als die USA und Europa zusammen.

„Deutschland und China sind beide Game Changer im Bereich der Energiewende“, sagt Zhang. China zum Beispiel sei bei der Photovoltaik Spitzenreiter, aber nur weil deutsche Unternehmen vorher den technologischen Weg gezeigt hätten.

Vor drei Jahren noch überschwemmte China den europäischen Markt mit Billigmodulen. Wo vorher deutsche Modulhersteller wie Solarworld, QCells oder Phoenix Solar den Takt vorgaben, führt mittlerweile die chinesische Konkurrenz von Jinko Solar bis Suntech die Ranglisten an.

Unter den Top Ten der größten Solarkonzerne findet sich heute kein einziges mehr aus Europa. 60 Prozent aller Solarzellen kamen 2017 nach Zahlen der Internationalen Energieagentur (IEA) bereits von chinesischen Produzenten.

Und auch in der Windindustrie wächst die Konkurrenz aus Fernost. Mit Goldwind stammt nach der dänischen Vestas und dem deutsch-spanischen Gemeinschaftsunternehmen Siemens Gamesa der drittgrößte Windkonzern der Welt ebenfalls aus China. Envision hat sich laut dem aktuellen Ranking der größten Turbinenhersteller des Marktforschungsunternehmens FTI Intelligence bereits auf den sechsten Platz vorgearbeitet und will weiter nach oben.

Die Staatsführung in China hat die Gründe für grüne Energie und die Einhaltung von Klimazielen fest im Blick: bessere Luft – und die Führungsrolle in einer weltweit wichtigen Industrie.

Nur der Kohleausstieg ist für den größten Kohleproduzenten der Welt noch kein Thema. China konzentriert sich aber darauf, alte Kraftwerke durch moderne, sauberere Anlagen auszutauschen. Trotzdem ist Envision-Geschäftsführer Zhang davon überzeugt, dass auch China in ein paar Jahren schon mit dem Ausstieg aus der Kohle beginnen kann.

Bilder vom Handelsblatt Energie-Gipfel 2019 finden Sie auch bei Facebook.