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In China wächst die Angst vor der zweiten Corona-Welle – Peking riegelt Stadtviertel ab

Immer neue Coronafälle schüren in China und weltweit die Angst vor einer neuen Infektionswelle. Zudem könnten sie die langsame Erholung der Wirtschaft gefährden.

Der Großmarkt Xinfadi gleicht einer Festung. Um das riesige Areal im Norden Pekings stehen an diesem Montag alle zehn bis zwanzig Meter Sicherheitskräfte und Polizisten. Die Eingänge sind mit mächtigen Stahlgattern verbarrikadiert, davor patrouilliert die paramilitärisch organisierte Polizeieinheit PAP.

Die Stimmung ist angespannt. „Keine Fotos!“, brüllt einer der Polizisten, sobald man sein Handy zückt. Seit Samstag ist der Markt, dessen Fläche rund 150 Fußballfelder misst, geschlossen. Am Wochenende waren erstmals seit fast zwei Monaten wieder Dutzende neue Fälle von Sars-CoV-2-Infektionen in Peking gemeldet worden.

All diese Neuinfektionen stehen laut offiziellen Angaben in Verbindung mit dem Großmarkt ganz im Süden der mehr als 21-Millionen-Einwohner-Stadt. Auf dem Markt wird Obst und Gemüse umgeschlagen – laut Staatsmedien 80 bis 90 Prozent der in Peking verbrauchten Menge.

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Insgesamt wurden seit Donnerstag in Peking 86 neue Fälle gemeldet, davon sieben asymptomatische. Die Lokalregierung ergriff umfangreiche Maßnahmen, um den erneuten Ausbruch einzudämmen.

Neben dem Xinfadi-Markt haben die Behörden mehrere weitere Märkte abgeriegelt, elf Wohngebiete unter besondere Kontrolle gestellt und Kindergärten geschlossen. Dabei sollte für die Grundschulklassen in Peking eigentlich der Unterricht an diesem Montag wieder losgehen, nun ist die Wiedereröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben.

Einige Bewohner von Chinas Hauptstadt bekamen die Nachricht, dass sie schriftlich angeben sollen, ob sie in den vergangenen zwei Wochen den Markt besucht haben oder Kontakt mit Menschen hatten, die dort waren. Unternehmen wurden angewiesen, Mitarbeiter davon abzuhalten, zur Arbeit zu gehen, die auf dem Xinfadi-Markt waren. Manche Lokalregierungen warnten gar vor Reisen nach Peking.

In der ganzen Stadt bildeten sich lange Schlangen vor Testinstituten. In Peking wurden laut Angaben der Informationsbehörden allein am Sonntag 76.499 Menschen auf das Virus getestet.

Die neuen Fälle schüren weltweit die Angst vor einer neuen Infektionswelle – und sie drohen die ohnehin langsame Erholung der chinesischen Wirtschaft zu gefährden. An diesem Montag veröffentlichte Chinas Statistikbehörde neue Zahlen zu Einzelhandel und Produktion.

Im Mai wuchs die Industrieproduktion zwar um 4,4 Prozent im Jahresvergleich. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten allerdings mit einem deutlicheren Wachstum gerechnet.

Auch der Einzelhandel erholt sich nur langsam. Im Mai gingen die Umsätze um 2,8 Prozent im Jahresvergleich zurück. Die Investitionen der Unternehmen in Maschinen, Fahrzeuge und andere Anlagen fielen von Januar bis Mai um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

„Der Ausbruch in Peking bedeutet, dass die Social-Distancing-Maßnahmen in China verschärft werden könnten, auch wenn dies weitere Hürden für die wirtschaftliche Erholung darstellen könnte“, sagte Iris Pang, China-Chefökonomin bei der ING-Bank, dem Handelsblatt.

Pang hält die Politik für notwendig, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Unternehmen in Peking jedoch haben Angst um ihre Zukunft.

Mitte Mai war Jiang Jintao, Marketingmanager eines Hotels mit rund 350 Betten in Peking, noch voller Zuversicht, hoffte auf eine Erholung der Buchungen nach dem wichtigen politischen Treffen des Volkskongresses Ende Mai. Doch die neuen Fälle lassen die Buchungen wieder einbrechen. „Die Tagungen bei uns im Hotel sind im Prinzip alle abgesagt“, sagte Jiang im Gespräch mit dem Handelsblatt. Dabei hatte sich die Lage gerade wieder etwas erholt, die Buchungsrate war von 30 auf 50 Prozent angestiegen.

Die Angst vor einer neuen Infektionswelle erschütterte auch die Aktienmärkte in Deutschland. Der Dax sackte am Montag im frühen Handel um 2,8 Prozent ab. In Asien gaben die Märkte ebenfalls nach.

Die Lage in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat den Charakter einer Blaupause. Weil das Virus seinen Ursprung in China hatte, ist das Land dem Rest der Welt einige Wochen voraus, auch was die Eindämmung des Krankheitserregers angeht.

In den vergangenen Wochen hatte sich die Lage in China deutlich entspannt. In vielen Städten wie Hangzhou oder Schanghai tragen nur noch wenige Menschen Schutzmasken.

Neuinfizierte nicht aus dem Ausland eingereist

Die staatliche Propaganda schürt teils erfolgreich die Sorge der Chinesen, dass Ausländer die Krankheit wieder einschleppen. Nicht asiatisch aussehende Menschen berichten von Vorfällen, in denen Chinesen bei ihrem Anblick die Straßenseite wechseln oder ihren Kindern Mund und Nase zuhalten, wenn sie einen Ausländer sehen. Dabei lässt Peking seit Ende März nur noch in absoluten Ausnahmefällen Menschen ohne chinesischen Pass ins Land.

Die neuen Fälle in Peking scheinen allerdings nicht von Menschen zu kommen, die aus dem Ausland eingereist sind, von der chinesischen Regierung und den Staatsmedien als „importierte Fälle“ bezeichnet. Die Neuinfizierten haben sich nach derzeitigen offiziellen Angaben innerhalb Chinas angesteckt.

Die genaue Quelle des Virus ist dagegen tatsächlich unklar. Staatliche Medien hatten am Wochenende zunächst verbreitet, dass die Quelle des Virus importierter Lachs gewesen sein könnte. Coronaviren waren laut dem Chef des Xinfadi-Marktes auf einem Brett gefunden worden, auf dem importierter Lachs geschnitten worden war. Mehrere Experten verwarfen die Theorie jedoch wieder.

Am Sonntag warnte Chinas Vizepremierministerin Sun Chunlan laut der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua vor dem hohen Risiko der Virusverbreitung und forderte entschlossene Gegenmaßnahmen.

Tatsächlich meldeten lokale chinesische Gesundheitsbehörden bereits Fälle außerhalb Pekings, die auf den Xinfadi-Markt zurückzuführen sind. In den Provinzen Hebei und Liaoning hat es demnach insgesamt sechs Fälle von Neuinfizierten gegeben, die mit dem Ausbruch auf dem Großmarkt in Verbindung gebracht wurden.

Mehr: Die Entwicklungen im Corona-Liveblog