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China vor neuem Mega-Lockdown: Vermasseln die wachsenden Corona-Infektionen im Land deutschen Händlern das Weihnachtsgeschäft?

Lockdown, den niemand so nennen darf: In Peking und Guangzhou wurden die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung wieder hochgefahren. - Copyright: picture alliance/Kyodo
Lockdown, den niemand so nennen darf: In Peking und Guangzhou wurden die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung wieder hochgefahren. - Copyright: picture alliance/Kyodo

Kurz nachdem Chinas Regierung die Corona-Maßnahmen gelockert hat, steigt die Zahl der Infizierten wieder: Landesweit gab es am Dienstag knapp 28.000 Fälle. Für die Kommunistische Partei und ihre Null-Covid-Politik: eine Katastrophe.

Besonders betroffen sind diesmal Peking, die südwestliche Metropole Chongqing und der wichtige Produktionsstandort Guangzhou. Schon jetzt zeigen sich Auswirkungen auf die Wirtschaft: 20 Prozent des chinesischen BIP ist laut Analysten der Normura-Bank von den aktuellen Maßnahmen negativ betroffen. Das ist fast so viel wie zuletzt beim großen Shanghai-Lockdown im April, der den Angaben zufolge 21,2 Prozent der chinesischen Wirtschaft schwer belastete.

China verzeichnet ein Rekordniveau an Lockdowns“, sagte Ting Lu, Chefökonom für China bei Nomura, der "Financial Times". „Es ist sogar noch ein bisschen schlimmer als während der Abriegelung in Shanghai [im Frühjahr], weil sich derzeit so viele Städte in Teil-Lockdowns befinden.“

Corona-Maßnahmen gerade erst gelockert

Gerade erst war die Dauer der Quarantäne für Auslandsreisende von drei Wochen auf etwa zehn Tage (je nach Stadt) reduziert worden, auch wurde die Kontaktverfolgung von Infizierten und die Überwachung von möglichen Kontaktpersonen leicht zurückgefahren. Doch nun steigen die Zahlen wieder; Grund dafür ist die Omikron-Variante, die sich schneller verbreitet als Varianten zuvor. Zudem liegt die Quote der Menschen mit Booster-Imfung bei 56,8 Prozent – bei der Risikogruppe der über 80-Jährigen jedoch bei unter 30 Prozent, wie die "Global Times" berichtet.

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Vor diesem Hintergrund haben zwei der größten Städte in China am Montag weitere Einschränkungen angekündigt: Peking meldete am Dienstag mehr als 600 neue Infektionen und forderte die Menschen in der Hauptstadt auf, Kontakte möglichst zu reduzieren. Zahlreiche Einkaufszentren, Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Restaurants durften in großen Teilen der Stadt nur noch Essen zum Mitnehmen anbieten. Peking befinde sich in der schwierigsten Lage seit dem Beginn der Pandemie, sagte Liu Xiaofeng, Vizedirektor der Pekinger Seuchenschutzbehörde.

In Guangzhou, der seit Wochen am schwersten betroffenen Stadt des Landes, kamen rund 9000 Corona-Fälle am Montag hinzu. Die südchinesische Metropole verhängte einen Lockdown über den größten Stadtbezirk Baiyun. Die 3,7 Millionen Bewohner durften ihre Wohnungen nur noch nach Vorlage eines negativen Corona-Tests verlassen. Auch wurde der öffentliche Nahverkehr ausgesetzt. Die Maßnahmen sollten zunächst bis Freitag andauern.

Während der Rest der Welt versucht, mit dem Virus zu leben, verfolgt China unverändert eine strikte Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, täglichen Massentests, strenger Kontrolle, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne.

"Generell lässt sich beobachten, dass Lockdowns zum Beispiel in Peking und Guangzhou weniger flächendeckend angewendet werden, sondern dass es eher gezielt und zeitlich begrenzt zu Absperrungen von Wohnhäusern oder Produktionsstätten kommt", erklärt Maximilian Butek, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in China, gegenüber Business Insider. In Guangzhou zum Beispiel befänden sich die meisten unserer Mitgliedsunternehmen nicht im Lockdown. "Da allerdings viele Wohnhäuser abgeriegelt sind, können Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen. Unternehmen reagieren darauf, indem sie versuchen, ihre Mitarbeiter möglichst nah an ihrem Arbeitsort unterzubringen."

Proteste in weltgrößter iPhone-Fabrik

Dieses Vorgehen gelingt mal besser, mal schlechter: So kam es rund um das größte iPhone-Werk der Welt wegen der strengen Corona-Maßnahmen laut Berichten in sozialen Medien erneut zu Protesten und Ausschreitungen. Hunderte Arbeiter des Apple-Zulieferers Foxconn marschierten eine Straße in der ostchinesischen Metropole Zhengzhou entlang, wie in am Mittwoch geteilten Videos zu sehen war. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften mit Schlagstöcken und Plastik-Schutzschildern versuchte, die Menschen zurückzudrängen. Dabei kam es zu Zusammenstößen. Zu sehen war auch, wie einige Arbeiter offenbar verletzt am Boden lagen.

Rund um das Werk in Zhengzhou, wo rund 200 000 Menschen beschäftigt sind, war es bereits vor einigen Wochen zu Unruhen gekommen. Tausende Mitarbeiter hatten aus Angst vor einer Infektion oder den strikten Maßnahmen die Flucht ergriffen. Foxconn stellte Mitarbeitern daraufhin höhere Löhne in Aussicht, wenn sie sich dafür entscheiden sollten, trotz der Einschränkungen zurückzukehren. Doch das Werk operierte weiter in einem sogenannten "geschlossenen Kreislauf". Mitarbeiter durften damit das Werksgelände nicht verlassen.

Zuletzt hatte Apple vor gut zwei Wochen gemeldet, dass es aufgrund eines Corona-Lockdowns in der größten Zulieferer-Fabrik des Unternehmens zu Lieferschwierigkeiten im Weihnachtsgeschäft kommen könnte. Betroffen war das Foxconn-Werk in Zhengzhou, wodurch das iPhone 14 Pro und iPhone 14 Pro Max nur in geringer Stückzahl produziert wurden.

Folgen für die deutsche Wirtschaft

Die Folgen der jüngsten Lockdowns für internationale Lieferketten und die deutsche Wirtschaft lassen sich derzeit noch nicht absehen. Der Lockdown in Guangzhou, wo vor allem die Textilindustrie ansässig ist, dürfte die größten Auswirkungen haben. Wie die "Deutsche Verkehrszeitung" unter Berufung auf den US-amerikanischen Supply-Chain-Plattformanbieter Project44  berichtet, seien schon erste Fabriken geschlossen. Allerdings dürften für die meisten für das Weihnachtsgeschäft relevanten Produkte schon produziert und auf dem Weg nach Europa sein.

Sollten die Befürchtungen wahr werden und auch die beiden Häfen von Guangzhou beziehungsweise die Zufahrtswege dorthin im Zuge der Pandemie-Bekämpfung länger abgeriegelt werden, sei jedoch in den kommenden Wochen mit "erheblichen" Lieferverzögerungen zu rechnen. Aktuell gebe es bei den Containerschiffen vor Guangzhou noch keine übermäßig langen Verweildauern, in benachbarten Häfen von Shenzhen sei dies aber durchaus der Fall. Mehr als 90 Containerschiffe würden aktuell im chinesischen Perflussdelta inklusive Hongkong, Shenzhen und Guangzhou vor Anker liegen.

"Als es im Frühjahr vermehrt zu Lockdowns kam, waren die Lieferketten deutscher Unternehmen in China massiv gestört und die Produktionskapazitäten stark reduziert. Die Auswirkungen haben auch Firmen und Konsumenten in Deutschland zu spüren bekommen", erinnert sich Maximiliam Butek. Sein Ausblick auf die kommenden Wochen fällt pragmatisch bis düster aus: "Seither hat es in China im Ansatz zur Pandemiebekämpfung zwar leichte Anpassungen gegeben. Dennoch müsste im Fall einer weiteren Ausbreitung des Virus mit Produktions- und Lieferkettenengpässen in ähnlichem Ausmaß gerechnet werden."

Die Null-Covid-Strategie sei mit Abstand die größte Herausforderung, mit der deutsche Unternehmen im chinesischen Markt konfrontiert sind. Dass nun in Peking und Guangzhou auf das altbekannte Mittel des Lockdowns zurückgegriffen werde, erzeuge in Wirtschaftskreisen Nervosität. Butek macht sich wenig Hoffnung auf eine baldige Öffnung des Landes: "Solange es keine grundsätzliche Abkehr von der Null-Covid-Strategie gibt und sich das Virus weiter ausbreitet, werden Lockdowns in China weiterhin zum Alltag gehören."