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China erholt sich langsam, aber die Aussichten für die Wirtschaft sind düster

Chinas Präsident Xi besucht überraschend das Epidemie-Epizentrum Wuhan. Die Botschaft: China hat die Coronakrise im Griff. Doch Wirtschaftsprognosen zeichnen ein anderes Bild.

Xi Jinping hat ein Zeichen gesetzt: Chinas Staats- und Parteichef besuchte an diesem Dienstagvormittag zum ersten Mal seit dem Covid-19-Ausbruch im Januar die Stadt Wuhan, wo das neuartige Coronavirus am heftigsten gewütet hatte. Er landete mit dem Flieger in der zentralchinesischen Metropole und stattete medizinischen Fachkräften, Soldaten und Gemeindearbeitern einen Besuch ab. Die Botschaft: China hat die Krise in den Griff bekommen. Inzwischen betritt also sogar der wichtigste und mächtigste Mann des Landes das seit dem 23. Januar abgeriegelte Seuchengebiet – ohne große Sorge, sich anzustecken.

Die zentralchinesische Provinz Hubei prüft sogar, ob seine Einwohner aus Gebieten, deren Risiko als mäßig oder niedrig eingeordnet worden waren, wieder reisen dürfen, berichteten chinesische Staatsmedien am Dienstag. Die Entscheidung, wer sich für die Mobilitätsfreiheit qualifiziert, soll mittels eines „Gesundheitscodes“ erfolgen, den Behörden als mobiles Überwachungssystem in den vergangene Wochen eingeführt hatten.

Die offiziellen Zahlen geben der chinesischen Führung recht, der Abwärtstrend bei Neuinfektionen und Todesopfern ist unübersehbar. Vom Montag bis Dienstag wurden nach Angaben der nationalen Gesundheitskommission lediglich 19 neue Fälle registriert, 17 davon in der Elf-Millionen-Einwohner Metropole Wuhan.

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Damit sind es nun 80.754 Infektionen in ganz Festlandchina. Knapp 60.000 Menschen sind aber inzwischen auch wieder aus den Krankenhäusern entlassen worden. Doch es sind weitere 17 weitere Patienten gestorben, die Zahl der Todesopfer stieg damit auf 3136. Zudem ist der Zustand von knapp 4800 Infizierten noch immer ernst oder kritisch.

Die asiatischen Märkte reagierten positiv auf die Nachricht von Xis Besuch in Wuhan. Der Hang-Seng-Index kletterte zum Mittag um 1,89 Prozent, der Shanghai Composite um 1,68 Prozent, Shenzhen CSI um 2,13 Prozent, und der Nikkei legte im Vergleich zum Vortag um ein Prozent zu.

Die Wirtschaft und der Alltag scheinen in China in dieser Woche wieder in Schwung gekommen zu sein. So schätzt die Bank Nomura, dass am Montag 74 Prozent aller Unternehmen wieder den Betrieb aufgenommen haben. Nach Daten von WeBank, der Digitalbank des Tech-Giganten Tencent, haben rund 68 Prozent aller Büros und Fabriken wieder ihre Arbeit aufgenommen. Wobei sich die ost- und südchinesischen Regionen, wo Elektronik, Maschinen und Textilien hergestellt werden, schneller zu erholen scheinen als die inländischen Provinzen wie Henan und Hubei.

Dennoch sind die Wirtschaftszahlen vom Februar düster. Denn Chinas Erholung geht nur langsam voran, und die Angst vor Neuansteckungen sowie einer weltweiten Rezession bleibt. Dementsprechend haben viele Analysten und Ökonomen ihre Prognosen für die kommenden Monate nach unten korrigiert.

So meldete das chinesische Statistikamt am Dienstag, dass sich Chinas Verbraucherpreisindex im Februar im Vergleich zum Vorjahr um 5,2 Prozent erhöht hat. Vor allem die Kosten für Lebensmittel wuchsen mit 21,9 Prozent beträchtlich. Der Preis für Schweinefleisch verteuerte sich in den vergangenen zwölf Monaten um 135,2 Prozent. Fabrikpreise hingegen verlangsamten sich, und der Erzeugerpreisindex fiel um 0,4 Prozent.

David Qu, Ökonom bei Bloomberg Economics in Hongkong, geht sogar davon aus, dass Lebensmittelpreise noch weiter steigen könnten, da der Coronavirus-Ausbruch die Produktion einiger Artikel unterbrochen hat. „Die schwache Nachfrage nach Konsumgütern könnte aber die Gesamtinflation in Schach halten“, meint er.

Ähnlich schlecht waren die Außenhandelszahlen. So sackten nach Angaben der chinesischen Zollverwaltung vom Samstag Chinas Exporte im Januar und Februar im Vergleich zu den ersten zwei Monaten des Vorjahres um 17,2 Prozent auf umgerechnet 292,45 Milliarden Dollar (259 Milliarden Euro) ab. Die Einfuhren gingen um vier Prozent auf 299,54 Milliarden Dollar zurück. Insgesamt schrumpfte der Außenhandel damit um elf Prozent. Grund dafür, so hieß es, seien hauptsächlich die Auswirkungen des Coronavirus und die Frühlingsferien.

Ökonomen haben dementsprechend ihre Prognosen für Chinas Wirtschaftswachstum nach unten korrigiert. So geht die Beratungs- und Marktforschungsfirma Economist Intelligence Unit beim Bruttoinlandsprodukt für 2020 nur noch von einem Anstieg von 4,4 Prozent statt den vorher festgelegten 5,4 Prozent aus.

Für das erste Quartal geht China-Ökonomin Iris Pang von der Bank ING nun von 4,4 Prozent Wachstum aus. Eine Mehrheit von 40 Wirtschaftswissenschaftlern, die von der Nachrichtenagentur Reuters Anfang März befragt wurden, rechnen sogar nur mit 3,5 Prozent für die ersten drei Monate des Jahres – einen ganzen Prozentpunkt weniger noch als in einer Befragung drei Wochen vorher.

„Mittelschwere bis starke Auswirkungen“

Für das Gesamtjahr rechnen die Analysten im Durchschnitt mit einem Wirtschaftswachstum von 5,6 Prozent. Der Internationale Währungsfonds hingegen teilte vergangene Woche mit, dass man „aufgrund der geografischen Verbreitung“ des Virus nun mit einem niedrigeren Wachstum rechne.

Die Unsicherheit und die sich fortwährend verändernde Lage der Covid-19-Epidemie führe dazu, dass US-Unternehmen ihre Prognosen und Prioritäten für das Jahr immer wieder neu bewerten müssten, so teilte die US-Handelskammer in China an diesem Dienstag mit.

Auch deutsche und europäische Firmen kämpfen mit den Folgen. Fast 90 Prozent der Firmen berichteten in einer Ende Februar getätigten Umfrage der Handelskammern von „mittelschweren bis starke Auswirkungen“.