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Chemieriese im Abwärtssog der Ölpreise

BASF-Gewinn sinkt - Chemieriese im Abwärtssog der Ölpreise

Der Chemieriese BASF wird weiter vom starken Verfall der Ölpreise und dem Rückzug aus dem Gashandel gebremst. Ertragssteigerungen in einigen Spezialchemie-Sparten reichten daher auch im zweiten Quartal nicht aus, um einen drastischen Rückgang der Öl- und Gaserträge von fast 80 Prozent zu kompensieren. Der Betriebsgewinn des Gesamt-Konzerns sank daher um 16 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Im gesamten ersten Halbjahr lag er mit 3,6 Milliarden Euro um elf Prozent unter Vorjahresniveau.

Anders als in früheren Jahren ruht die Ertragskraft des Konzerns inzwischen wieder fast ausschließlich auf dem Chemiegeschäft. Der Nettogewinn sank im zweiten Quartal um 14 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Euro, lag im Halbjahr mit rund 2,5 Milliarden Euro aber noch geringfügig über Vorjahresniveau.

Insgesamt hat sich der operative Ergebnisrückgang bei dem Chemieriesen damit im zweiten Quartal sogar noch beschleunigt, obwohl sich die Ölpreise gegen Ende des Quartals wieder etwas erholten. Für das Gesamtjahr bleibt Firmenchef Kurt Bock allerdings bei der bisherigen Prognose. Danach soll der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen nur leicht, das heißt um weniger als zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen.

Im derzeitigen volatilen und herausfordernden Umfeld, so Bock, bleibe das aber ein „unverändert anspruchsvolles Ziel und ist insbesondere von der weiteren Entwicklung des Ölpreises abhängig.“ Diesen sieht die im Jahresdurchschnitt weiterhin bei etwa 40 Dollar je Barrel. Auch seine übrigen Konjunkturannahmen hat der Konzern nicht geändert.

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Für das zweite Quartal sieht der Konzern sogar Zeichen für eine gewisse Aufhellung der Konjunktur. Bock verweist unter anderem auf eine robuste Nachfrage aus der Automobil- und Bauindustrie. „Nichtsdestotrotz bleibt das gesamtwirtschaftliche Umfeld schwer zu berechnen.“

Alles in allem decken sich die Aussagen des BASF-Chefs mit den überwiegend vorsichtigen Aussagen anderer Branchenexperten. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) etwa hatte jüngst seine Prognose für das Gesamtjahr abermals . Auch Bayer hat die Umsatzerwartungen für seine Chemie-Aktivitäten (Bayer Crop Science und Covestro) reduziert. Akzo-Chef Ton Büchner sprach von einem unsicheren Marktumfeld und herausfordernden Bedingungen in etlichen Ländern.


Bedeutung von Öl und Gas schrumpft

Mit Blick auf die Ertragsentwicklung im Gesamtjahr dürfte der BASF allerdings im zweiten Halbjahr rein rechnerisch eine niedrigere Vergleichsbasis aus dem Vorjahr zu Gute kommen. Denn im vierten Quartal 2015 fehlten zum Beispiel bereits die Erträge aus dem verkauften Gashandelsgeschäft. Dieses relativ umsatzstarke, aber margenschwache Geschäft hat die im vergangenen Herbst komplett an den russischen Partner Gazprom abgegeben. Es hatte im ersten Halbjahr 2015 noch 8,6 Milliarden Euro Umsatz und gut 300 Millionen Euro Ebit geliefert, die jetzt fehlen.

Durch den Wegfall des Gashandels hat sich der Umsatz des Gesamtkonzerns deutlich reduziert. Er lag im zweiten Quartal mit 14,5 Milliarden Euro um fast ein Viertel und im Halbjahr mit 28,7 Milliarden Euro um 27 Prozent unter Vorjahresniveau.

Das Gewicht der Öl- und Gassparte hat damit alles in allem drastisch an Gewicht für die Ertragsrechnung des Konzerns verloren. Während sie in früheren Jahren mindestens ein Fünftel des Konzerngewinns beisteuerte, lieferte sie im ersten Halbjahr 2016 gerade noch 159 Millionen Euro operativen Ergebnisbeitrag. Das entspricht einem Anteil von nur noch 4,4 Prozent am gesamten BASF-Ergebnis und einem Rückgang von 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch der Umsatzanteil des Öl- und Gasgeschäfts reduzierte sich, vor allem durch den Verkauf des Gashandels, auf nur noch etwas über vier Prozent. Alles in allem ist die BASF damit – erstmals seit fast zwei Jahrzehnten – wieder zu einem fast reinrassigen Chemiekonzern geworden.

In seinen Chemiesparten machte der Konzern vor allem im Segment Performance-produkte erhebliche Fortschritte. Der Bereich, der eine Vielzahl von Spezialprodukten wie Pigmente, Vitamine und Kosmetikvorprodukte produziert, steigerte sein Ebit im zweiten Quartal um ein Drittel auf 486 Millionen Euro und im gesamten Halbjahr um ein Fünftel auf gut eine Milliarde Euro. Er profitierte damit offenbar von den zahlreichen Restrukturierungsmaßnahmen und Bereinigungen der Vorjahre.


Agro-Verkauf kein Thema

Auch bei Funktionmaterialien (Katalysatoren, Kunststoffe, Lacke) legte der Konzern zu. Der Bereich Chemikalien (Grundprodukte) verdiente dagegen ein Viertel weniger als im Vorjahr. Belastet wird der Konzern hier unter anderem auch von Verzögerungen beim Hochfahren einer neuen Großanlage für Kunststoff-Vorprodukte (TDI), die auch acht Monate nach der offiziellen Einweihung noch nicht voll läuft. Die Start-up-Kosten sind daher höher als geplant. „Das ist eine Belastung, die wir schon gerne vermieden hätten“, räumte Bock ein.

Die Agrochemiesparte der BASF verbuchte leichte Einbußen. -Chef Bock führte das Umsatzminus von neun Prozent und den Ergebnisrückgang von drei Prozent im Halbjahr vor allem auf die schwache Marktentwicklung in Südamerika und ungünstige Witterungsverhältnisse in Europa zurück. Auch im Gesamtjahr werde das Ergebnis der Sparte womöglich etwas niedriger ausfallen als erwartet.

Vermutungen, der Konzern könne sich vom Agrochemiegeschäft trennen erteilte Bock indessen eine relativ klare Absage. „Wir haben ja bereits ziemlich deutlich gemacht, dass unser Pflanzenschutzgeschäft nicht zum Verkauf steht“, sagte er. In den vergangenen Wochen gab es wiederholt Spekulationen, der US-Konzern Monsanto bemühe sich um einen Kauf der BASF-Sparte, um auf diese Weise dem Übernahmeangebot von Bayer zu entfliehen. BASF und Monsanto sind in dem Bereich seit längerem bereits über eine Forschungs-Kooperation in der Saatgutforschung miteinander verbunden.

Was die regionale Ertragsstruktur angeht, machte der Ludwigshafener Konzern unterdessen vor allem in Asien erhebliche Fortschritte. Der Ergebnisbeitrag aus der Region hat sich im ersten Halbjahr von niedrigem Niveau aus um 61 Prozent auf 411 Millionen Euro verbessert. Bock führt das vor allem auf höhere Produktions- und Absatzmengen zurück, nachdem man in den letzten Jahren die Kapazitäten deutlich ausgebaut hat. Zum anderen profitierte der Konzern von Kostensenkungsmaßnahmen.

KONTEXT

Die größten Chemiekonzerne der Welt

Platz 10

PPG Industries (USA)15,36 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz

Quelle: Firmenangaben, Thomson Reuters via statista.de / Stand Oktober 2015, jeweils letzte verfügbare Angaben

Platz 9

Air Liquide (Frankreich)18,57 Milliarden US-Dollar

Platz 8

Henkel (Deutschland)19,86 Milliarden US-Dollar

Platz 7

Linde (Deutschland)20,61 Milliarden US-Dollar

Platz 6

DuPont (USA)34,91 Milliarden US-Dollar

Platz 5

Lyondell Basell (USA)41,77 Milliarden US-Dollar

Platz 4

Saudi Basic Industries (Saudi-Arabien)50,14 Milliarden US-Dollar

Platz 3

Bayer (Deutschland)51,08 Milliarden US-Dollar

Platz 2

Dow Chemical (USA)58,17 Milliarden US-Dollar

Platz 1

BASF (Deutschland)89,87 Milliarden US-Dollar