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Bei einem Chaos-Brexit müssten viele Flieger am Boden bleiben

Die Warnungen noch unmittelbar vor der Abstimmung im britischen Parlament waren deutlich. Ohne Vertrag hätte ein Ausstieg der Briten aus der EU für die Luftfahrt dramatische Folgen, hieß es zu Wochenbeginn in EU-Kreisen in Brüssel. Viele Flugzeuge müssten dann am Boden bleiben, auch in Deutschland.

Der Brexit trifft die Airline-Industrie an gleich mehreren Stellen empfindlich. Erstens geht es um die Verkehrsrechte zwischen Europa und Großbritannien. Bislang ist der Flugverkehr europaweit geregelt. Airlines mit Sitz in Europa dürfen auch europaweit fliegen.

Nach einem Brexit gilt das zumindest für Großbritannien als Ziel und Start nicht mehr. Ohne ein neues Abkommen wäre es für Airlines auf beiden Seiten unmöglich, Verbindungen zwischen dem Festland und der britischen Insel anzubieten.

Zwar hat die EU für Flüge zwischen Großbritannien und Europa eine Übergangsregelung in Aussicht gestellt. Doch da gibt es noch das Problem der Eigentümerfrage, bei dem die Kommission bisher Härte zeigt.

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Kann eine Fluggesellschaft nicht nachweisen, dass mindestens 50 Prozent plus eine Aktie in der Hand europäischer Investoren liegen, gehen die innereuropäischen Verkehrsrechte verloren. Vor diesem Problem steht zum Beispiel gerade Iberia, die Tochter der britisch-spanischen Airline-Holding IAG.

Viele Airlines haben in den letzten Monaten versucht, soweit wie möglich Vorsorge zu treffen. Der britische Billiganbieter Easyjet hat in Österreich einen eigenen Flugbetrieb (AOC) gegründet. Dorthin wurden große Teile der Flotte übertragen, auch viele Piloten sind dort mittlerweile angestellt.

Einen ähnlichen Weg könnte der irische Rivale Ryanair wählen. Man könnte den innereuropäischen Verkehr etwa an den polnischen Ableger Ryanair Sun übertragen. Auch die Beteiligung an Laudamotion in Österreich bietet hier Möglichkeiten für eine Verlagerung. Ryanair ist zwar eine irische Airline, hat aber nach Managementangaben etwa 54 Prozent britische Anteilseigner.

Dennoch hilft diese Lösung nur begrenzt. Denn weiterhin müssen die Ableger von Easyjet und Ryanair belegen, dass sie mehrheitlich in europäischer Hand sind. Ryanair-Chef Michael O'Leary droht deshalb mit der Entmündigung britischer Aktionäre.

Lufthansa könnte mittelfristig profitieren

Auch Condor ist betroffen. Die Ferienfluggesellschaft sitzt zwar in Deutschland und hat eine deutsche Betriebserlaubnis (AOC). Die Airline gehört aber dem Reisekonzern Thomas Cook, der mehrheitlich im Eigentum britischer Aktionäre ist.

Ähnlich ist die Situation bei Tuifly. Mutterkonzern Tui entstand aus der Fusion der deutschen Tui und der britischen Tui Travel. Bedingt durch den Aktientausch dürfte die Mehrheit der Anteilseigner britischer Herkunft sein. Beide Airlines halten sich zu den Details ihrer Brexit-Planungen bedeckt, betonen aber, dass man für den Fall eines ungeordneten EU-Austritts Vorsorge getroffen habe.

Weniger betroffen dürfte Lufthansa sein. Der Anteil des Verkehrs von und zur britischen Insel macht nur knapp sechs Prozent der gesamten Verkehrsleistung aus. Da sind Ausfälle also verkraftbar.

Mittelfristig könnte die Airline sogar profitieren. So hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr mehrfach darauf verwiesen, dass sich Verkehr wegen der Unsicherheit nach einem Brexit vom Drehkreuz London nach Frankfurt und München verlagern könnte. An beiden Standorten hat Lufthansa eine starke Präsenz.

Es gibt aber auch noch ein Zulassungsproblem. Flugzeuge und Flugzeugteile müssen zertifiziert werden. Das macht die europäische Agentur Easa. Nach einem Brexit wäre Großbritannien dort nicht mehr Mitglied. Ohne Regelung verlieren also Flugzeuge, die in Großbritannien registriert sind, ihre Zulassung in Europa.

Weil viele Maschinen geleast werden – etwa bei britischen Leasinggebern – dürfte davon eine nicht unbeträchtliche Zahl betroffen sein. Die müssten dann vorerst am Boden bleiben.

Auch Airbus macht dieses Problem zu schaffen. Der Konzern fertigt die Flügel für seine Jets weitgehend in Großbritannien. Die wären dann nicht mehr zugelassen. Der Konzern versucht mit einem Ausbau der Lagerhaltung zumindest vorübergehend vorzusorgen.