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CDU und FDP wollen mit verschiedenen Konzepten die Rente reformieren: Von dieser Idee profitieren Jüngere mehr

„Wie soll ich von dem Geld leben?" — Das fragen sich viele junge Millennials, wenn sie ihren ersten Brief mit Rentenbescheid aufmachen. Mal sind es 700, mal knapp über 800 oder 900 Euro, die sie monatlich aus der gesetzlichen Rente im Alter bekommen sollen. Davon können sich viele nicht mal ihre Wohnung leisten.

Einige finden sich mit dem Gedanken ab, später nicht viel Rente zu bekommen. Doch der Großteil hat Angst vor Altersarmut, wie eine Studie des Marktforschungsinstituts GfK im Auftrag des Versicherers Generali aus diesem Jahr zeigt: Unter mehr als tausend 18- bis 32-Jährigen sorgen sich über zwei Drittel der Befragten davor, im Alter arm zu sein. Die jungen Menschen halten die zunehmende Altersarmut demnach für das drittgrößte Problem ihrer Generation, hinter dem Klimawandel und Pandemien. Aber auch für eins der wichtigsten Wahlthemen in diesem Jahr, wie eine Umfrage von Business Insider zeigt.

Dabei ist die Angst der jüngeren Generationen nicht unbegründet: Schon jetzt bekommt ein Rentner, der 45 Jahre lang gearbeitet und immer das Durchschnittsgehalt in Deutschland erhalten hat (aktuell 3975 Euro brutto), weniger als 1400 Euro nach Abzug von Sozialbeträgen. Künftig wird die staatliche Rente jedoch immer weiter sinken. Zeitgleich geht die geburtenstarke Babyboomer-Generation in Rente. Aus vielen Beitragszahlern werden dann viele Menschen, die Rente empfangen. Aktuell kommen auf 37 Menschen im Rentenalter auf 100 Menschen Beitragszahler. In 15 Jahren könnten es laut Prognosen bereits 54 Rentner sein – Tendenz weiter steigend. Unterm Strich heißt das: Läuft alles weiter wie bisher, zahlen die jüngeren Generationen immer höhere Beiträge für die Älteren, zugleich aber schrumpfen die Renten.

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Schon im Februar stellte die FDP deshalb ihre Idee der "Aktienrente" vor, um die gesetzliche Rentenversicherung zu reformieren und damit die jüngeren Generationen zu entlasten. Nun zog auch die Union mit dem Konzept der "Generationenrente" nach. Beide Ideen haben es in die jeweiligen Wahlprogramme der Parteien geschafft. Doch von welchem Ansatz profitieren die jüngeren Generationen mehr? Business Insider hat dazu mit zwei Rentenforschern gesprochen, die euch die Vor- und Nachteile erklären.

Die „Aktienrente" der FDP

Geht es nach der FDP, sollen alle Menschen in der gesetzlichen Rentenversicherung künftig verpflichtend in eine gesetzliche „Aktienrente" einzahlen. Bislang führen alle Versicherten nur ihren gesetzlich vorgeschriebenen Teil vom Bruttolohn in die Rentenkasse ab. Bei 3300 Euro brutto sind das knapp über 300 Euro für den Arbeitnehmer und genauso viel für den Arbeitgeber (jeweils 9,3 Prozent). Mit der neuen Idee der FDP sollen jedoch zwei Prozent dieser Beiträge künftig in einen Staatsfonds fließen, der das Geld in Aktien anlegt und damit Gewinne erwirtschaftet. Zeitgleich will die Partei den Beitrag zur gesetzlichen Rente genau um denselben Prozentsatz senken.

Der Reiz der Idee ist, dass die Aktienrente auf diese Weise Geld für alle Versicherten zurücklegt. Über eine Laufzeit von 20 Jahren verspricht sich die FDP dabei zwischen acht und 20 Prozent Rendite pro Jahr. „Jüngere Beitragsgenerationen profitieren bei der Aktienrente davon, dass die FDP mit den aktienbasierten Staatsfonds eine neue Finanzierungsquelle für Rentenzahlungen vorschlägt", sagt Timm Bönke, Rentenforscher an der Freien Universität (FU) Berlin, Business Insider. Sie müssten im Idealfall künftig keine höheren Rentenbeiträge zahlen, auch wenn es mehr ältere Rentenempfänger gäbe. Zeitgleich gäbe das Modell der FDP schon konkrete Schritte vor, damit die Renten nicht weiter schrumpfen.

Kritik kommt jedoch von Rentenforscher Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Ihm zufolge könnten jüngere Generationen mit der „Aktienrente" benachteiligt werden, wenn die Aktien nicht genügend neues Geld erwirtschaften würden. Da Versicherte in die gesetzliche Rente zugleich aber zwei Prozent weniger Beiträge abführen, fehle der gesamten Rentenversicherung unter dem Strich im schlimmsten Fall Geld - und zwar viel, wie Geyer errechnet hat.

Wenn man demnach zwei Prozentpunkte wegnähme, würde man dem System gute 30 Milliarden Euro pro Jahr entziehen, rechnet Geyer vor. „Diese 30 Milliarden Euro pro Jahr sind aber bereits fest verplant als Einkommen der Rentner", so Geyer. Sie finanzierten auch die Rente, wenn Menschen wegen einer Krankheit oder Behinderung gar nicht mehr oder nur ein bisschen arbeiten könnten; oder einen Ehe-Partner oder ein Elternteil verlieren würden. „All das macht die Aktienrente meines Wissens nicht", so Geyer. Das müsse also über die Rendite des Staatsfonds kompensiert werden. „Die FDP geht damit die Wette ein, dass der Fonds über lange Zeit hohe Gewinne macht, um die Lücke bei der umlagefinanzierten Rente auszugleichen", sagt der Rentenforscher.

Die „Generationenrente" der CDU

Über die konkreten Details der „Generationenrente" der CDU ist bislang weit weniger bekannt als über die Aktienrente der FDP: Im Wahlprogramm steht lediglich, dass der Staat von Geburt an eines Kindes einen monatlichen Beitrag in einem Pensionsfonds anlegen soll. Im ersten Entwurf des Modells forderte die CSU dabei bereits 100 Euro im Monat; Friedrich Merz (CDU) hingegen brachte den Betrag von 50 Euro ins Spiel. Das Geld soll aber nicht wie in Schweden in einen schon existierenden Staatsfonds eingezahlt werden, sondern voraussichtlich auf das individuelle Konto eines Kindes.

Dabei besteht der größte Vorteil der Idee darin, dass bereits zur Geburt der Kinder Geld in ihre Altersvorsorge investiert wird und diese vom Zinseszinseffekt profitieren: Die eingenommenen Zinsen werden also nicht ausgegeben, sondern reinvestiert — der zu verzinsende Betrag steigt damit an. Mit einem monatlichen Betrag von 100 Euro kämen bis zum 18. Geburtstag eines Kindes damit 21.600 Euro zusammen. Bis zum Renteneintritt mit 67 Jahren würde sich daraus ein Betrag aufsummieren, der nach heutiger Kaufkraft 379.000 Euro entspricht. Erst im Rentenalter würden Versicherte an das Geld kommen.

Der Nachteil der Generationenrente, so die Forscher: Durch den vergleichsweise niedrigen Zinseszins-Effekt wird über die Zeit weniger Geld erwirtschaftet als mit Aktien. Umgekehrt formuliert: Die Aktienrente erlaubt eine Quersubventionierung der gesetzlichen Rente, wenn mit ihr überdurchschnittlich viel Gewinn gemacht wird. DIW-Rentenforscher Geyer glaubt deshalb, dass das Konzept der FDP generationengerechter ist: „Es profitieren deutlich mehr Generationen von der Aktienrente als von der Generationenrente."

Ein großer Nachteil der „Generationenrente" sind zudem die hohen Kosten: Damit für alle Deutschen unter 18 pro Monat 100 Euro zurückgelegt werden kann, müsste der Staat jeden Monat rund 16,5 Milliarden Euro zahlen. „Die Idee ist innovativ, aber wird das Problem der umlagefinanzierten Rente für jüngere Generationen damit nicht lösen, weil es das aktuelle Rentenniveau nicht stabilisiert", so Bönke. Im Gegenteil: Es koste zusätzlich Geld, statt die jüngeren und aktuell beitragszahlenden Generationen zu entlasten. Die Aktienrente würde das aktuelle Problem der unzureichenden Rentenfinanzierung schlicht schneller lösen können.