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Caterer in der Krise: Die Kantinen bleiben leer

Gastro-Dienstleister leiden unter Schulschließungen und abgesagten Events. Kurzarbeit und Homeoffice auf Kundenseite verändern die ganze Branche.

Für einen Caterer ist es der GAU: Ende Juni sind 48 Coronafälle bei Apetito in Gilching bekannt geworden. Die rund 100 Mitarbeiter wurden sofort unter Quarantäne gestellt, der Betrieb wurde geschlossen. Der Caterer beliefert ausgerechnet Patienten und Mitarbeiter des Münchener Universitätsklinikums. Nun hat Apetito sein Hygienekonzept verschärft und hofft, bald wieder öffnen zu dürfen. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse, wie es zur Übertragung des Virus kommen konnte. Wir tun alles, um dies auszuschließen“, sagte Andreas Oellerich, Geschäftsführer von Apetito Catering, am Dienstag.

Die Corona-Pandemie hat das Geschäftsmodell der gesamten Cateringbranche schwer getroffen. Durch das Verbot von Events, die Schließung von Schulen und Kitas, Homeoffice und Kurzarbeit bei vielen Kunden ist das Geschäft zum Teil komplett weggebrochen. Auch nach dem Lockdown lagen die Einnahmen der Caterer im Mai noch um 54,1 Prozent unter denen des Vorjahresmonats. Das zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts. Und weil Corona die Arbeits- und Essgewohnheiten verändert hat, wird sich das Cateringgeschäft dauerhaft wandeln.

„Die Krise trifft alle Caterer – egal ob groß oder klein. Wer verschiedene Standbeine hat, macht weniger Verluste. Die Lage ist verheerend“, erläutert Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga).

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Die größten Vertragscaterer hierzulande erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro und beschäftigten rund 40.000 Mitarbeiter, ermittelte das Fachmagazin „GV Praxis“. Marktführer sind die Compass Group (Eurest), Aramark und Apetito. „Der Markt war 2019 von besonders hohem Wettbewerbsdruck geprägt“, sagt Oellerich. Trotzdem wuchs die Branche, da die Menschen immer älter werden und weniger selbst kochen.

„Das Cateringgeschäft ist sehr vielfältig und von Corona unterschiedlich stark getroffen“, erklärt Hartges. Das Event-Catering etwa fürs Stadion, für Musikfestivals oder Messen sei durch Veranstaltungsverbote komplett weggefallen. „Event-Caterer leiden brutal“, sagt die Dehoga-Chefin. Auch Promi-Gastronomin Sarah Wiener, die eine Cateringfirma betreibt, ist betroffen. „Sonst haben wir einige Hundert Events im Jahr, alle sind abgesagt. Im Catering fehlen uns sechsstellige Einnahmen. Ich bin ernsthaft in Sorge“, sagte sie kürzlich dem Handelsblatt.

Kantinen-App und Lieferservice

Die Krise hat gravierende Folgen: „Die zukünftige Verpflegung von Kindern ist akut bedroht“, warnt der Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer. „Schon sehr bald werden bedeutend weniger Küchen und Köche zur Verfügung stehen, um die Essensversorgung an Schulen und Kitas zu gewährleisten.“

Auch Betriebsgastronomen haben laut Hartges hohe Einbußen – je nachdem wie stark die versorgten Unternehmen von Homeoffice oder Kurzarbeit betroffen sind. Viele Kantinen mussten schließen und selbst Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, dazu gehört auch Apetito. Der externe Kantinenbetreiber der Gothaer Versicherung in Köln etwa überlebte den Lockdown nicht. Mitarbeiter wurden zunächst per Foodtruck versorgt. Das könnte erst der Anfang einer Pleitewelle sein. Denn die wenigsten Caterer haben ein Finanzpolster wie der Apetito-Konzern mit einer Eigenkapitalquote von zuletzt 71 Prozent.

Das Problem: Viele Firmen öffnen ihre Restaurants nach dem Lockdown nur sehr zögerlich wieder. „Durch die Abstandsgebote machen Betriebskantinen nun deutlich weniger Umsatz“, konstatiert Dehoga-Chefin Hartges. Wirtschaftliches Arbeiten ist oft gar nicht möglich. Zumal so manches kriselnde Unternehmen Kantinenzuschüsse kürzt. Auch Apetito hat durch Corona enorme Einbußen.

Neben dem Catering mit eigenen Küchenteams hat auch die Belieferung mit Kantinenkost stark gelitten. „Corona wird die Umsätze und auch das Ergebnis für 2020 stark beeinträchtigen“, sagt Oellerich. 2019 waren mit dem 7200-köpfigen Cateringteam noch 232 Millionen Euro erwirtschaftet worden, ein Plus von 15 Prozent.

Doch das Virus hat die Kantinenroutinen verändert. Homeoffice liegt im Trend. Siemens etwa ermöglicht seinen 140.000 Mitarbeitern an zwei bis drei Tagen die Woche, außerhalb des Büros zu arbeiten. „Die Verschiebung der Arbeit ins Homeoffice wird neue Konzepte bei der Betriebsverpflegung erfordern“, weiß Oellerich.

Apetito hat unter anderem einen Essenslieferdienst für Kita-Eltern entwickelt. Der Caterer Klüh bietet den „Tischlein-Deck-Dich“-Service mit Lieferung zum Arbeitsplatz oder Homeoffice. „Neue Konzepte, unter anderem mit mehr Take-away- und Automatenlösungen, sind gefragt“, sagt Ulrich Höngen, Chef von Wisag Catering. Nicht nur er erwartet, dass die Pandemie den digitalen Wandel der Branche beschleunigt. Bestell- und Liefer-Apps werden für Caterer immer wichtiger.