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Cake Ösa Lite: Ich bin das schwedische Elektro-Bike in minimalistischer IKEA-Optik gefahren — so fühlt es sich an

Der Autor auf dem elektrischen Cake-Bike.
Der Autor auf dem elektrischen Cake-Bike.

Der Schub drückt mich nach hinten, ich bin überrascht: So schnell hatte ich mir die Beschleunigung bei einem auf 45 km/h gedrosselten Bike nicht vorgestellt. Und erst recht nicht bei einem elektrifiziertem Motorrad, das mehr Ähnlichkeit mit einem Klapprad als mit einer Harley-Davidson hat und nach einem Süßgebäck benannt ist.

Die Rede ist von Cake. Die junge schwedische Marke hatte von Anfang an nur elektrisch angetriebene Fahrzeuge im Angebot. Ursprünglich hatte sich der Gründer Stephan Ytterborn mit seinem bisherigen Unternehmen POC Sports auf Helme und Profi-Ausrüstung für Fahrrad- und Skifahrer, sowie Snowboarder spezialisiert. Vor rund acht Jahren weckten elektrisch angetriebene Motorräder sein Interesse und er beschloss, 15 Modelle verschiedener Hersteller zu kaufen, um einen guten Überblick über den Markt zu bekommen. Er war aber mit keinem der Produkte richtig zufrieden, sodass er beschloss, sein eigenes zu bauen. Im September 2016 gründete er Cake.

Eigenwilliges und reduziertes Design

„Wir wollten das Motorrad inklusive jeder noch so kleinen Schraube von Grund auf neu entwickeln“, sagt der Schwede im Gespräch mit Business Insider. Daher dauerte es bis Anfang 2018, bis das erste Modell bereit für seine Premiere war. Ein Jahr später begann schließlich die Massenfertigung von Cakes Erstling, dem Offroad-Bike Kalk, das sowohl mit Straßenzulassung oder als reine Geländemaschine erhältlich ist. Inklusive Batterie wiegt es nur rund 75 Kilo und ist somit deutlich leichter und wendiger als die gängigen Maschinen mit Verbrennungsmotor.

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Da sich die üppigen 252 Newtonmeter Drehmoment des 13,5 PS starken E-Motors entlang des Drehzahlbandes sehr gleichmäßig verteilen und die über eine Kette übertragene Power sehr direkt anliegt, dürfte das über 100 km/h schnelle Motorrad aber auch auf der Straße sehr viel Spaß machen. Allerdings ist die Straßenversion nicht gerade günstig: Die Preise beginnen für dieses Modell bei 14.000 Euro. Dafür bekommen die Kunden aber ein echtes Designerstück. Die minimalistische Optik, bei der aus Gewichtsgründen komplett auf Verkleidungen verzichtet wurde, mag zwar nicht jedermanns Sache sein. Die Fachwelt scheint aber von dem funktional gestalteten Bike begeistert zu sein. Das Kalk gewann 2019 sogar den renommierten Red Dot Design Award.

Im August veranstaltete Cake auf Gotland das erste offizielle Rennen, an dem nur Kalks teilgenommen haben.
Im August veranstaltete Cake auf Gotland das erste offizielle Rennen, an dem nur Kalks teilgenommen haben.

Für das Ösa lite reicht ein Autoführerschein

Im Folgejahr wurde diese Ehre auch dem zweiten Cake-Modell zuteil, dem mit einem Einstiegspreis von 7.500 Euro deutlich günstigeren Ösa lite. Dabei erinnert das E-Bike mit seinem funktionalem und minimalistischem Design an die Möbel des schwedischen Möbelriesen Ikea, dessen Produkte für ihren Skandi-Style bekannt sind. Für den Basistarif des Ösa lite bekommt man eine schwächere und bei 45 km/h abgeregelte Variante des Zweirads, für die man keinen Motorradführerschein benötigt. Ein Autoführerschein der Klasse B reicht wie bei einem klassischen Motorroller vollkommen aus. Wer das 13,5 PS starke und über 90 km/h schnelle Ösa+ haben möchte, sollte mindestens 9.500 Euro bereithalten.

Während das Kalk auf eine möglichst hohe Geländegängigkeit ausgelegt ist, soll das Ösa praktischer und variabler sein. Bei Bedarf lassen sich beispielsweise eine zweite Sitzfläche oder ein Gepäckmodul montieren. Die unter dem Fahrer sitzende Batterie mit einer Kapazität von 2,5 kWh lässt sich innerhalb kürzester Zeit austauschen und soll bei der gedrosselten Version im Stadtverkehr eine Reichweite von über 90 Kilometern bieten. Wenn der Stromspeicher komplett leer ist, dauert das Vollladen an einer herkömmlichen Steckdose drei Stunden. Ein Ladestand von 80 Prozent ist nach zwei Stunden erreicht.

So fährt sich das in Schweden produzierte Bike

Business Insider hatte in Berlin Gelegenheit, das Ösa lite zu testen. Bevor man losfahren kann, muss man erst einmal die Batterie per Knopfdruck betriebsbereit machen. Danach startet man das Fahrzeug, indem man den kleinen Button neben der Digitalanzeige drückt. Auf letzterer werden neben der aktuellen Geschwindigkeit auch der Ladestand der Batterie und der eingestellte Fahrmodus angezeigt.

Je nachdem, wie viel Leistung man abrufen möchte, kann man zwischen drei Stufen wählen. In der höchsten reagiert der Motor blitzschnell auf jede noch so kleine Bewegung am Gasdrehgriff. Obwohl bei dem mit Batterie 87 Kilogramm schweren Bike „nur“ 5,4 PS zur Verfügung stehen, beschleunigt es überraschend rasant auf die Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Laut einem Cake-Mitarbeiter dauert der Sprint circa drei Sekunden, wenn man jedoch selbst hinter dem Lenker sitzt, fühlt sich das Ganze noch deutlich schneller an. In der niedrigsten Stufe lässt es der E-Motor etwas ruhiger angehen. Langeweile kommt trotzdem nie auf. Der Topspeed ist in diesem Modus auf rund dreißig Kilometer pro Stunde begrenzt.

Vor allem die gerade Sitzstange ist für das Auge ungewohnt, gibt dem Bike aber seinen eigenen Charakter.
Vor allem die gerade Sitzstange ist für das Auge ungewohnt, gibt dem Bike aber seinen eigenen Charakter.

Satte Straßenlage und eine ordentliche Federung

Übrigens kann man auch die Motorbremse des Gefährts je nach Bedarf dreistufig einstellen. Aber nicht nur der Antrieb des Ösa lite überzeugt. Das Stadtfahrzeug liegt satt auf der Straße und die Federung lässt sich auch von gröberen Unebenheiten nicht aus der Ruhe bringen. Aufgrund des vergleichsweise niedrigen Gewichts lässt sich das Bike zudem leicht auf den Ständer stellen. Der einzige Kritikpunkt, neben den nicht gerade günstigen Preisen: Beim Tragen einer Sonnenbrille oder bei einer starken Sonneneinstrahlung, lässt sich das Informationsdisplay kaum noch ablesen.

Für preisbewusste Kunden, die möglicherweise auch mit dem ungewöhnlichen Design des Ösa nichts anfangen können, bieten die Schweden ab Anfang 2022 ihr drittes Modell Makka an. Im Vergleich zu den anderen Cake-Bikes wirkt es nahezu gewöhnlich. Cake plant zwei Varianten: in der „Moped-Kategorie“ ein auf 25 km/h gedrosseltes Einstiegsmodell namens Range, das bei 3.500 Euro startet. Die 45 km/h-Variante Flex soll nur 300 Euro teurer sein, obwohl sie mit ihren 4,8 PS doppelt so viel Leistung hat. Dafür bietet die schwächere Version mit ihren 60 Kilometern etwas mehr Reichweite.

Das neue Einstiegsmodell Makka sieht vergleichsweise konventionell aus.
Das neue Einstiegsmodell Makka sieht vergleichsweise konventionell aus.

CO2-Reduzierung und Showrooms in Planung

Der Firmengründer Ytterborn hat neben dem Ausbau der Modellpalette aber noch andere Pläne. Bis 2025 sollen in den Metropolen Europas und Nordamerikas 25 Showrooms entstehen. Bisher vertreibt der Hersteller seine Bikes ausschließlich über Partner oder online über seine Website. Cake hat zudem eine Kooperation mit dem schwedisch-chinesischen Elektroautobauer Polestar in der Pipeline, während das Unternehmen gemeinsam mit dem heimischen Energiekonzern Vattenfall am ersten komplett fossilfreien Motorrad der Welt arbeitet.

Wenn alles nach Plan läuft, soll das umweltfreundliche Zweirad zur Mitte des Jahrzehnts marktreif sein. Stephan Ytterborn gibt nämlich offen zu, dass es auch bei der Herstellung elektrisch angetriebener Fahrzeuge noch einen großen Optimierungsbedarf gibt. Vor allem die Gewinnung der für die Batterien benötigten Rohstoffe kritisiert er. Zudem würden chinesische Unternehmen bei der Produktion der Batteriezellen teilweise klimaschädlichen Kohlestrom verwenden.

Eine Kooperation mit Northvolt steht an

„Zurzeit ist es ähnlich schlecht, ein Elektrofahrzeug zu fahren, wie eines mit Verbrennungsmotor zu nutzen“, sagt der Cake-Chef im Gespräch mit Business Insider. Er ist aber davon überzeugt, dass sich die Grundvoraussetzungen in den nächsten Jahren verbessern werden. Deshalb wird Cake seine Batteriepacks bald zusammen mit Northvolt entwickeln und diese auch von dem schwedischen Unternehmen produzieren lassen. Aktuell bezieht der Motorradhersteller seine Zellen noch von dem japanischen Produzenten Panasonic.