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Caixabank und Bankia fusionieren zum neuen Marktführer in Spanien

Mit der Fusion bilden die Banken fortan Spaniens größtes Institut. Von dem Zusammenschluss erhoffen sie sich niedrigere Kosten – und höhere Einnahmen.

Der Zusammenschluss der Großbank Caixabank erfolgt über einen Aktientausch. Foto: dpa
Der Zusammenschluss der Großbank Caixabank erfolgt über einen Aktientausch. Foto: dpa

Die lange erwartete Konsolidierung auf dem europäischen Bankenmarkt nimmt in Spanien Fahrt auf: Das drittgrößte Institut, Caixabank, schließt sich mit der Nummer vier, Bankia, zusammen. Dadurch entsteht ein neuer Marktführer in Spanien. Gemeinsam kommen die Geldinstitute auf über 20 Millionen Kunden und haben einem Marktanteil von 25 Prozent bei Krediten und 24 Prozent bei Einlagen. Die beiden spanischen Großbanken Santander und BBVA sind wegen ihres großen internationalen Geschäfts insgesamt größer – nicht aber in Spanien.

Treibender Faktor des Zusammenschlusses sind Kosteneinsparungen. Die ermöglichen es den Instituten in Zeiten niedriger Zinsen, effizienter und rentabler zu sein. Geplant sind Synergien in Höhe von 770 Millionen Euro pro Jahr und 290 Millionen Euro mehr Einnahmen. Die Kapitalrendite (RoTE) soll ab 2022 bei über acht Prozent liegen. Wie die Banken die Einsparungen erreichen wollen, erklärten sie noch nicht. Analysten gehen davon aus, dass rund 1500 Filialen geschlossen und 7000 bis 8000 Stellen gestrichen werden könnten.

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Caixabank ist an der Börse knapp dreimal so viel wert wie Bankia und hat eine doppelt so hohe Bilanzsumme. In der Praxis ist die Fusion daher eine Übernahme durch einen Aktientausch. Die Banken hatten am 3. September bekanntgegeben, dass sie über eine Fusion verhandeln. Schwierig war auf den letzten Metern aber die Bewertung beider Unternehmen.

Der Deal sieht nun vor, dass Bankia-Anleger für jede Bankia-Aktie 0,6845 Papiere von Caixabank erhalten. Damit wird Bankia mit rund 4,3 Milliarden Euro bewertet. Die Bankia-Aktien machen 25,8 Prozent an der neuen Einheit aus, die Caixabank-Papiere 74,2 Prozent. Die Anleger sollen auf den Hauptversammlungen beider Institute die Übernahme im November absegnen, anschließend müssen die Aufsichtsbehörden den Deal genehmigen. Wenn alles gut geht, soll die Fusion im ersten Quartal kommenden Jahres abgeschlossen werden. Der Name bleibt Caixabank.

Bankia ist in der spanischen Finanz- und Immobilienkrise 2012 mit 22,4 Milliarden Euro vom spanischen Staat gerettet worden. Der Staat besitzt über den nationalen Bankenrettungsfonds Frob 62 Prozent an dem Institut. In der fusionierten Einheit schmilzt dieser Anteil nun auf 16 Prozent. Damit ist der Staat nicht mehr der größte Aktionär. In diese Position schlüpft jetzt die Stiftung La Caixa, die 40 Prozent an der heutigen Caixabank hält. Durch die Fusion reduziert sich ihr Anteil auf 30 Prozent an der neuen Einheit.

Der Zusammenschluss markiert ein neues Kapitel in der spanischen Bankenkonsolidierung. Die hatte bereits nach der Finanzkrise dazu geführt, dass zahlreiche Sparkassen sich zusammengeschlossen haben. Auch Bankia und Caixabank sind Produkte dieses Prozesses: Sie bestehen zusammen aus 18 ehemaligen Sparkassen.

Nationale Aufseher und die EZB fordern seit Langem weitere Bankenfusionen. Die Bankia-Aktie legte nach Bekanntwerden der Fusionsgespräche 39 Prozent zu, die Papiere von Caixabank stiegen um 13 Prozent. Das führte dazu, dass der kombinierte Börsenwert am vergangenen Donnerstag mit 16,7 Milliarden Euro sogar die Marktkapitalisierung des Konkurrenten BBVA überstieg. Der ist anders als die beiden Fusionspartner nicht nur in Spanien aktiv, sondern weltweit aufgestellt und hat eine deutlich höhere Bilanzsumme als die fusionierte Einheit.

Die Börsenbewertungen zeigen, für wie wichtig die Anleger derzeit Zusammenschlüsse halten. „Die Fusion ermöglicht uns, die kommenden zehn Jahre mit mehr Größe, finanzieller Stärke und Rentabilität anzugehen“, sagte der bisherige CEO von Caixabank, Gonzalo Gortázar, der diese Position auch in der neuen Einheit behalten soll.

Bankenexperte Manuel Romera von der Madrider Business School IE wird deutlicher: „Wenn die Banken nicht fusionieren, haben sie keine Zukunft“, sagt er. „Die Institute waren schon vor der Coronakrise in einer schwachen Verfassung – 90 Prozent der Banken in der EU notieren an der Börse unter ihrem Buchwert.“

Milliarden an Rückstellungen

Die Pandemie, die Spanien so stark zusetzt wie kaum einem anderen EU-Land, hat den Druck für Zusammenschlüsse noch erhöht. Die spanischen Banken haben Milliarden an Rückstellungen gebildet, um sich gegen mögliche Kreditausfälle zu wappnen. Sie hatten durch die spanische Immobilien- und Finanzkrise einen hohen Anteil fauler Kredite in ihren Büchern, den sie in den vergangenen Jahren zwar auf branchenweit rund fünf Prozent reduziert haben.

Doch damit liegen sie immer noch über dem Schnitt in anderen Ländern. In der neuen Einheit beträgt der Anteil der faulen Kredite 4,1 Prozent und ist damit nach Angaben der beiden Banken der niedrigste in Spanien. Die Kernkapitalquote (CET1) liegt beim Abschluss der Fusion bei 11,6 Prozent.

Die Fusion entstehe „in einem Moment, in dem das Land mehr denn je Einheiten mit kritischer Größe schaffen muss, die damit die Bedürfnisse von Familien und Unternehmen unterstützen und die Solidität des Finanzsystems stärken“, sagte der designierte Verwaltungsratschef Jose Goirigolzarri.

Er war bisher exekutiver Verwaltungsratsvorsitzender und damit Chef von Bankia, In der neuen Einheit beschränken sich seine exekutiven Funktionen auf wenige Bereiche wie die interne Revision oder institutionelle Beziehungen. Für die übrigen Geschäftsbereiche ist der bisherige Caixabank-CEO Gonzalo Gortázar zuständig, der damit oberste Führungskraft der neuen Bank ist.

Mehr: Die deutschen Geldhäuser müssen raus aus dem Mittelmaß, kommentiert die Leiterin des Handelsblatt-Finanz-Ressorts Kathrin Jones.