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"Er ist verrückt": Was Terzic gestählt hat

Es war eine jener Situationen, die Edin Terzic am meisten auszeichnen.

Als Marco Reus auf der offiziellen Pressekonferenz vor dem Pokal-Finale gegen RB Leipzig sagte, man sei "mit den Schritten der letzten Wochen sehr zufrieden" und hoffe, "das morgen weiterführen zu können", korrigierte sein Trainer ihn trocken: "Dann müssen wir, Marco. Nur dass du das schon mal gehört hast."

Müssen und nicht hoffen - so könnte die Zauberformel lauten, mit der Terzic bislang sein Werk bei Borussia Dortmund vollbracht hat. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat der 38-Jährige die Schwarz-Gelben wieder in jene Gefilde geführt, die den ganzen Verein und alle Anhänger ruhig schlafen lassen.

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Und vielleicht mehr als das: Denn neben der Rückkehr auf Platz vier und damit in die Champions-League-Ränge, wo sich der BVB wie selbstverständlich sieht, ist nach dieser durchwachsenen bis verkorksten Saison sogar noch ein Titel drin.

Terzic: "Ein Mix aus Vorfreude und Anspannung"

Gegen Leipzig kann Terzic sein Werk, das am 13. Dezember vergangenen Jahres begonnen hatte, mit dem Pokal-Sieg krönen - und dem BVB nach vier Jahren Abstinenz wieder einen richtigen Titel schenken.

"Ich bin mit dem Auto gefahren, mit dem Flieger geflogen, mit dem Sonderzug und auch mit dem Mitarbeiterzug hingefahren. Jetzt fahre ich zum ersten Mal mit dem Mannschaftsbus nach Berlin", hatte Terzic nach dem Bundesliga-Spiel gegen Leipzig am Samstag gesagt. "Es geht nicht darum, dass ich, sondern dass wir den Pokal gewinnen - für die Fans, für den Verein, für die Mitarbeiter."

Sollte das tatsächlich gelingen, würde Terzic wohl zweifelsfrei als Großer gelten, nicht nur in Dortmund, sondern auch in vielen anderen Teilen Deutschlands. Dass der Fußball-Liebhaber aber nicht immer ganz so im Rampenlicht stand, zeigt ein Blick in seine Vergangenheit.

Terzic wurde als Sohn eines bosnischen Vaters und einer kroatischen Mutter groß, zu einer Zeit, in der es noch Jugoslawien gab. Geboren und aufgewachsen ist er dennoch in Deutschland, in Menden, 30 Kilometer süd-östlich von Dortmund.

DFB-Pokal: Warum dieses Finale für den BVB gleich dreifach wichtig ist

Während der Krieg im einstigen Jugoslawien tobte und einige Verwandte des damals Achtjährigen involviert waren, lenkte sich dieser mit Fußball ab. Zu verdanken hatte er das seinem Vater, der ihn und seinen Bruder zu Fußballspielen im Ruhrgebiet mitnahm.

So entstand jene Leidenschaft für den Sport, die nie verklingen würde; ebenso wie die Liebe zum BVB, den er besonders wegen Stéphane Chapuisat verehrte.

Früher Start als Trainer - auch beim BVB

Nach einigen missglückten Versuchen, selbst Fußball-Profi zu werden - es reichte damals nur für die Regionalliga –, absolvierte Terzic mit 22 Jahren seine erste Trainerlizenz, während er zeitgleich Sport in Bochum studierte.

Auf diesem Weg lernte er auch Hannes Wolf kennen, mit dem er in der Unimannschaft im Sturm auflief. Ein glücklicher Umstand für Terzic, denn als Wolf 2010 die U17-Mannschaft vom BVB übernahm, holte er sich Terzic als Co-Trainer an seine Seite.

Und die Reise ging natürlich weiter. Sven Mislintat, der damalige Chefscout in Dortmund, machte Terzic - neben seiner Aufgabe als Co-Trainer - zu einem Teil seines Scoutingteams, zu einer Zeit, als der ganze Verein in einen Jürgen-Klopp-Hype geriet und nichts mehr unmöglich schien.

Durch seine Aufgabe als Scout kam Terzic viel herum und lernte so auch Slaven Bilic kennen, der damals die kroatische Nationalmannschaft trainierte. Als Bilic ein Angebot bei Besiktas Istanbul bekam, wünschte er sich Terzic an seine Seite. Dieser folgte dem Ruf, auch wenn er dafür den BVB verlassen musste.

Terzic lernt im Ausland neben Bilic

Terzic lernte viel in der Türkei und zeichnete sich durch seinen besonderen Eifer aus. Als es Bilic zu West Ham United in die Premier League zog, kam sein Co-Trainer natürlich mit.

Während der dort üblichen Abendessen, die nach Spielen unter den Trainern der beiden Mannschaften stattfinden, machte er sich viele Notizen, um noch mehr in sein Reportoire aufnehmen zu können. So erfuhr Terzic viele Dinge - von José Mourinho, Arsène Wenger oder Pep Guardiola -, auf die er noch heute zurückgreifen kann.

Vielleicht ist genau das der Grund, warum er in der komplizierten BVB-Situation im Februar so ruhig geblieben war und weiter auf seinen klaren Plan verwiesen hatte.

"Er ist verrückt", erklärte Mahmoud Dahoud unlängst im SPORT1-Interview. "Nach Spielen schläft er nicht, er schaut sich die 90 Minuten stattdessen noch vier, fünf Mal an. Er arbeitet akribisch daran, dass wir noch perfekter spielen. "

Was für ein "Auto": BVB-Coach Terzic macht etwas Gewöhnliches – und alle flippen aus

Dass die Borussen tatsächlich immer perfekter spielen, macht die Angelegenheit nun durchaus kompliziert. Denn je größer der Erfolg, desto größer die Begehrlichkeiten, die Terzic bei anderen Klubs weckt.

Terzic hinter Rose zurück ins zweite Glied?

Der Vater zweier Kinder, der nach seinen Abenteuern in der Türkei und in England wie selbstverständlich den Weg in die Dortmunder Heimat zurückgefunden und schließlich Lucien Favre abgelöst hatte, soll nach dem Plan des Vereins im Sommer ins zweite Glied zurückkehren, um dort als Co-Trainer von Marco Rose zu arbeiten.

Ein realistisches Szenario? Nach SPORT1-Informationen sind mehrere Klubs aus der Bundesliga und dem Ausland an Terzic dran - vor allem Bayer Leverkusen hat großes Interesse.

SPORT1 weiß: Terzic blockt alle Anfragen ab, um sich voll auf seine Aufgabe beim BVB zu konzentrieren.

Klar ist: Der BVB würde Terzic gerne halten, ein Verbleib ist möglich. Sollte der Ur-Dortmunder mit Blick auf den nächsten Karriereschritt mit einem Wechselwunsch auf die Bosse zugehen, würde man ihn keine Steine in den Weg legen.

Terzic selbst scheinen die Diskussionen um seine Zukunft nicht zu stören.

"Wir werden nicht aufhören, bis wir alles rausgeholt haben, um den Pokal zu holen", hatte der ewige BVB-Fan auf der Pressekonferenz gesagt - und damit das unterstrichen, was ihn am meisten auszeichnet: Das Müssen und nicht das Hoffen.

VIDEO: Ist Edin Terzic Trainer des Jahres?