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Wie Business-Schools von der digitalen Transformation profitieren

Die Unternehmen wollen sich digitalisieren, doch der Nachholbedarf der Manager ist groß. Einer der größten Profiteure: die Business-Schools.

Die Zahlen waren alarmierend: In Sachen Digitalisierung lägen deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich weit zurück, stellte eine Studie des IT-Branchenverbands Bitkom schon im vergangenen Jahr fest. Jede vierte Firma sei nicht auf Kurs oder, noch schlimmer, habe keinen Plan, wie sie mit dem digitalen Wandel umgehen solle.

Vielen Unternehmen fehlt es aber offenbar weniger an IT-Kompetenz als an tatkräftigen Transformatoren und Entscheidern. Laut Bitkom ist nur in jedem sechsten Unternehmen ein Chief Digital Officer (CDO) Mitglied des Vorstands. „Keine personelle Verantwortung, keine Zeit, kein Geld – so macht man keine Digitalisierungsstrategie“, mahnt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Manager, die nun kurz davor sind, den Panikknopf zu drücken, sollten Gianluca Carnabuci zuhören. Der Professor der Berliner Business-School ESMT sagt: „Die wahre Herausforderung für die meisten Unternehmen ist nicht die technische Seite der Digitalisierung, sondern die menschliche.“

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Gefragt sind Führungskräfte, die den digitalen Wandel verstehen, seine Potenziale erkennen und daraus strategische Entscheidungen ableiten: Digital Leaders also.

Hier haben viele Unternehmen Nachholbedarf. Die Profiteure der Situation: die Business-Schools. „Die Nachfrage nach Programmen zur digitalen Transformation ist in den vergangenen ein bis zwei Jahren sprunghaft gestiegen“, sagt Carnabuci, der an der ESMT in Berlin als stellvertretender Dekan für den Bereich Weiterbildung zuständig ist.

Während in Ländern wie den USA, Indien oder Großbritannien die Weiterbildung von Führungskräften an Business-Schools eine lange Tradition hat, ist das Thema hierzulande erst mit Verzögerung angekommen.

Onlineformate in Zeiten der Coronakrise

Die Forscher und Dozenten an den Hochschulen sollen den Managern strategischen Input und operative Hilfestellung bei der Umsetzung digitaler Themen liefern, gleichzeitig können die Teilnehmer vom Austausch mit Kollegen aus anderen Konzernen profitieren. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie hat die Berliner Einrichtung den Lehrbetrieb kurzfristig auf Onlineformate umgestellt.

Für Stephan Stubner, Rektor der HHL Leipzig Graduate School of Management, zeigt die aktuelle Coronakrise, wie wichtig es für Führungskräfte ist, gekonnt mit radikalen Veränderungen umzugehen. „Wir treten in eine Umwelt, die noch viel volatiler, unsicherer, komplexer und mehrdeutiger ist als früher“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler. Dies gelte für eine Pandemie ebenso wie für die Umwälzungen durch die Digitalisierung.

Weil die Technik alle Unternehmensbereiche durchdringe, müssten Führungskräfte ihre Grundlagen und Arbeitsweisen verstehen. Nur dann könnten sie den Menschen in ihren Organisationen glaubwürdig Veränderungen abverlangen.

Ob in Zeiten von Corona oder ganz grundsätzlich: Manager sollten vier Punkte beachten, raten Experten. Erstens: die Strategie in Richtung Digitalisierung umdenken und umbauen. Zweitens: die Mitarbeiter in die digitale Transformation einbinden, mehr noch: Begeisterung und Energie dafür erzeugen und eine gemeinsame Vision entwickeln, die zum Erfolg im digitalen Zeitalter beitragen. Drittens: Prozesse und Mechanismen entwickeln, die sicherstellen, dass alle Teile des Unternehmens aufeinander abgestimmt sind und in dieselbe Richtung gehen. Der vierte Punkt ist der schwierigste: Machen.

Keine Angebote von der Stange

An der Mannheim Business School gibt es nichts von der Stange: Jeder Kurs im Bereich Executive Education wird auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten. Bei den Studiengängen zum Master of Business Administration (MBA) für den Führungsnachwuchs gehören Technologiethemen sogar längst zum Standardprogramm.

Für die Digitalisierung müssten die Lehrpläne nicht grundlegend umgeschrieben werden, meint Marketingchef Kai Stenzel. Schließlich bilde der MBA nicht zum Spezialisten aus, sondern bereite Generalisten auf Führungsaufgaben vor. „Gerade von diesen Personen wird verlangt, dass sie flexibel denken und auf veränderte Rahmenbedingungen adäquat reagieren.“ Neue Geschäftsmodelle zu kennen und zu verstehen, zu wissen, wie man die richtigen Fragen formuliert, um Daten sinnvoll auszuwerten – all dies sei im digitalen Zeitalter wichtig.

In den Kursen der Leipziger HHL lernen die Teilnehmer, „wie man Organisationen und Menschen führt und wie man sich selbst organisiert“, so Rektor Stubner. Auf dem Lehrplan stehen neue Arbeitsformen, die auf Konzepten wie Scrum und Design Thinking beruhen, ebenso disruptive Technologien, wie zum Beispiel Blockchain.

Und alle Studenten lernen zu programmieren. „Führungskräfte müssen die Basislogik hinter der Technologie verstehen und eine gemeinsame Sprache mit jenen sprechen, die primär aus der Technikwelt kommen“, so der Rektor.

Und natürlich geht es um Geschäftsmodelle. Wie sehen die zukünftigen aus? Welche bisherigen geraten unter Druck? Auch Sinnfragen werden gestellt: Was bedeutet es für die Führung, wenn Daten die neue Währung sind? Dieser Diskussion müssten sich die Studenten stellen, so Rektor Stubner, „damit sie sich ihrer künftigen Verantwortung bewusst sind“.

Strategie steht auf dem Lehrplan

Die ESMT in Berlin fokussiert sich bei den Kursen für das Topmanagement auf die strategische Seite. „Herauszufinden, wer mit dem eigenen Unternehmen konkurriert, erfordert heute ganz andere Modelle als vor der digitalen Transformation“, sagt Professor Carnabuci. Während das Was und das Wohin die zentralen Fragen für die obersten Entscheider seien, gehe es auf der mittleren Führungsebene vor allem darum, das Wie zu beantworten.

„Die Digitalisierung stellt die Manager vor neue Anforderungen hinsichtlich ihrer Arbeitsweise, der Personalführung und der Interaktionen mit Kunden und Zulieferern“, sagt Carnabuci. Im Grunde also betrifft es die gesamte Arbeit.