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Burger-Kette Hans im Glück steht vor dem Verkauf

Gründer und Inhaber Thomas Hirschberger sucht nach Käufern für die Burger-Kette. Doch ein Deal mit den Backwerk-Gründern könnte noch scheitern.

Das Unternehmen galt lange als die große Erfolgsgeschichte in der deutschen Systemgastronomie neben Vapiano. Foto: dpa
Das Unternehmen galt lange als die große Erfolgsgeschichte in der deutschen Systemgastronomie neben Vapiano. Foto: dpa

Deutschlands größte Burger-Kette Hans im Glück (HiG) steht in weit fortgeschrittenen Verhandlungen über einen Verkauf. Der Deal mit den Gründern der Bäckereikette Backwerk soll offenbar akute Finanzprobleme lösen, könnte jedoch auf den letzten Metern noch scheitern. Gründer Thomas Hirschberger muss frühere Hoffnungen, seine Kette mit hohem Gewinn verkaufen zu können, aufgeben. Nach internen Berechnungen kann er kaum mit einem Erlös rechnen.

Hans im Glück galt lange als die große Erfolgsgeschichte in der deutschen Systemgastronomie neben Vapiano. Inzwischen sind beide Konzepte in die Krise geraten. Während Vapiano immerhin einen erfolgreichen Börsengang geschafft hat, drücken Hans im Glück noch vor dem Ausstieg des Gründers operative Probleme, die nun zu einem Verkauf unter hohem Druck führen könnten.

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Eigentlich sollten allein in Deutschland 300 bis 500 Filialen eröffnet werden

Entsprechende interne Papiere liegen dem Handelsblatt vor, darunter der Entwurf eines Kaufvertrags. Käufer wären demnach mit dem bisherigen Hans-im-Glück-Minderheitseigner Gerd Bühler die Gründer der Brötchenkette Backwerk, Dirk Schneider und Hans-Christian Limmer. Beide Vertragsparteien ließen Anfragen unbeantwortet.

Wie Backwerk ist auch Hans im Glück ein Franchise-Unternehmen. Die beiden Gründer verkauften Backwerk 2013 an den Finanzinvestor EQT. Hirschberger ist eigentlich ebenfalls erfolgsverwöhnt: 2014 verkaufte er seine erste Gastro-Kette, die Cocktailbars Sausalitos, an einen Finanzinvestor.

Seine 2010 gegründete Kette Hans im Glück sollte noch größer werden. 300 bis 500 Filialen allein in Deutschland gab Hirschberger einst im Handelsblatt-Interview als Ziel aus. Zuletzt eröffnete er Filialen in Singapur, um die vermeintliche internationale Strahlkraft seines Burger-Grills mit den typischen Birkenstämmen im Laden zu beweisen.

Der Traum ist geplatzt: Die Überlegungen zum aus der Not geborenen Verkauf der HiG-Gruppe mit aktuell knapp 90 Filialen laufen schon seit einigen Monaten. Das zeigt ein Protokoll einer Gesellschafterversammlung aus dem September. Demnach wollte Hirschberger damals einen „strukturierten M & A-Prozess“ einleiten.

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Gespräche mit strategischen Investoren

„Es besteht Einigkeit, dass eine Veränderung eintreten muss. Die Liquiditätssituation ist kritisch“, heißt es in dem Protokoll. Zudem habe Hirschberger selbst beziehungsweise seine Holding AML Schulden bei seinem Unternehmen. Laut dem Protokoll hatte Hirschberger damals bereits zwei Finanzinvestoren angesprochen, die seine 90 Prozent sowie den zehnprozentigen Minderheitsanteil von Bühler übernehmen könnten.

Hirschberger wollte nach einem Verkauf wieder in die Geschäftsführung eintreten, um das Unternehmen zu sanieren. Auch mit strategischen Investoren soll gesprochen worden sein.

Zu diesem Szenario eines Verkaufs an Dritte kommt es nun offenbar nicht. Das liegt auch an den umfangreichen Rechten, die sich der Unternehmer Bühler bei seinem Einstieg im Juli 2018 für 6,5 Millionen Euro hat einräumen lassen – darunter ein Vorkaufsrecht, das er nun mit den Backwerk-Gründern nutzen könnte.

Der Unternehmer Bühler hat sein Vermögen unter anderem mit dem Lebensversicherungsaufkäufer Cashlife gemacht. Er ist der Vater des langjährigen HiG-Geschäftsführers Johannes Bühler. So kam er 2018 als willkommener Geldgeber dazu.

Interne Mailwechsel zeigen, dass sich der Geldgeber und der Gründer inzwischen zerstritten haben. Bühler ist demnach enttäuscht von der schlechten Geschäftsentwicklung und bemängelt, ein inzwischen geschasster Geschäftsführer habe Hirschberger unabgesprochen begünstigt. Als Reaktion kündigte Bühler eine gemeinsame stille Gesellschaft bereits im September. Das Vehikel diente der Finanzierung.

„Mit Rücksicht auf die offensichtlich bekannte angespannte Liquiditätslage der Gesellschaft erfolgt die Kündigung aber erst zum 31.12.2019“, heißt es in dem entsprechenden Schreiben. Zudem gibt es Ärger mit einer Bank, die unter anderem den „katastrophalen Zustand“ der kaufmännischen Abteilung kritisierte und Kreditlinien zurückfahren wollte.

Millionen für Geschäftsführer

Weitere interne Mailwechsel zeigen, dass Hirschberger daher aktuell unter starkem Druck steht, den Verkauf innerhalb weniger Tage durchzuführen. Allerdings gibt es offenbar ein Hindernis: Der Verkaufspreis ist deutlich niedriger, als Hirschberger erwartet hatte.

Laut einer internen Aufstellung ergibt sich ein „finaler Kaufpreis“ nach Abzug von Schulden von 26,1 Millionen Euro. Davon muss allerdings eine Reihe von Verpflichtungen gezahlt werden, die wohl in Erwartung eines deutlich besseren Exits eingegangen worden sind. So stehen drei Geschäftsführern jeweils Zahlungen in Millionenhöhe zu, ebenso gibt es erhebliche Zahlungen, die bei einem Verkauf an Franchise-Partner ausgelöst werden.

Hirschbergers AML würde so bei einem Verkauf im schlimmsten Fall mehrere Millionen Euro draufzahlen müssen. Unklar ist, ob Hirschberger das stemmen könnte. Daher versuchen seine Anwälte derzeit, Anspruchsberechtigte zum Teilverzicht zu bewegen mit dem Verweis darauf, dass ansonsten der komplette Deal platzen könnte. Die Folgen daraus könnten nach Darstellung der Anwälte gegenüber den Betroffenen dramatisch sein.

Nach außen soll es jedoch harmonisch aussehen. Eine gemeinsame „positive Presseinformation“ zum Verkauf, die die Leistung des Gründerehepaars Gunilla und Thomas Hirschberger herausstellen soll, ist bereits vorformuliert – für den Fall, dass der Deal durchgeht.