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So wollen Beyond Meat und Wiesenhof die Fleischbranche revolutionieren

Beyond Meat entfacht in den USA und Kanada derzeit einen echten Hype. Die Kunde von dem veganen Burger aus Los Angeles erreicht dank Investoren wie dem Rapper Snoop Dogg und Ex-General-Electric-Chef Jack Welch auch Menschen, die überzeugte Fleischesser sind. Board-Chef und Co-Investor Seth Goldman, wohlhabend geworden mit der Eisteemarke Honest Tea, startet den Vertrieb in Deutschland – mit dem Wiesenhof-Konzern PHW als Partner.

Passenderweise in Hamburg präsentierte er den fleischlosen Burger, der nach Rindfleisch schmeckt, rot blutet und in der Pfanne grau wird. Der Bratling besteht zu einem Großteil aus Erbseneiweiß, dazu kommen unter anderem Kartoffelstärke, Kokosöl und Farbstoff aus Roter Beete. Der Unterschied zu echtem Hackfleisch ist kaum noch auszumachen.

Herr Goldman, hinter Beyond Meat steht eine seltsame Koalition von Investoren: Microsoft-Gründer Bill Gates, eine Tierschutzorganisation, dazu Prominente wie Leonardo Di Caprio und Football-Spieler. Wie passt das zusammen?
Bill Gates etwa steht hinter der Vision, den Planeten auf eine nachhaltigere Weise zu ernähren. Die Sportler und Schauspieler mögen den Gesundheitsaspekt und helfen als Markenbotschafter. Und die Tierrechtler hoffen darauf, dass weniger Tiere getötet werden. All diese Aspekte können wir mit guten finanziellen Aussichten kombinieren.

Warum ist auch ein Fleischkonzern unter den Investoren?
Ja, das ist zugegebenermaßen sehr unorthodox. Wir haben 2016 Tyson Foods dazu genommen, einen großen börsennotierten amerikanischen Fleischkonzern mit 40 Milliarden Dollar Umsatz. Einige Leute haben damals gesagt: Ihr nehmt Blutgeld. Ich sage: Ja, wir wollen die Fleischbranche verändern, gerade deshalb wollen wir sie dabeihaben. Diese Unternehmen haben die Ressourcen, das Wissen und die Größe, uns zu helfen.

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Ihr Partner in Deutschland ist PHW, der Konzern hinter der Hähnchen-Marke Wiesenhof. Wieso?
PHW ist der größte Geflügelproduzent in Deutschland. Die Gruppe hat die nötige Größe und ein Führungsteam, das über den Tellerrand hinausdenkt. Sie haben uns zuerst angesprochen. So jemanden wollen wir als Partner, der den Wandel der Kundenwünsche als Chance, nicht als Gefahr sieht.

Sie schmieden außerdem eine Koalition aus Technologie und Nahrungsmittel. Sehen Sie Beyond Meat eher als Food- oder als Tech-Company?
Wir sind ein Nahrungsmittel-Unternehmen, aber ein technologiegetriebenes. Als ich 2015 ins Board gekommen bin, waren nur Finanzinvestoren dabei sowie die Gründer von Twitter. Ich kam als Lebensmittel-Mann dazu, hatte gerade meine Gründung Honest Tea an Coca-Cola verkauft. Mir war klar, dass wir uns stärker als Lebensmittel-Unternehmen aufstellen müssen. Ich habe Leute von Honest Tea, von Nestlé und aus der Kaffee-Branche dazugeholt.

Wie viel Entwicklungsgeld steckt in dem Produkt?
Viel, denn die Forschung macht den Unterschied. Wir haben über 100 Millionen Dollar eingesammelt und inzwischen über 40 Wissenschaftler an Bord. Eine Gruppe arbeitet nur an der Farbe, eine andere nur an der Textur, eine weitere nur am Geschmack. Wir werden immer überproportional viel Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben. Doch nicht nur die Kosten sind hoch, sondern auch der mögliche Gewinn: Der weltweite Fleischmarkt ist etliche Milliarden Dollar schwer.

In der Lebensmittelbranche wird viel kopiert. Nestlé bringt beispielsweise jetzt ein sehr ähnliches Produkt, ebenfalls ein pflanzliches Burger-Patty mit allen Eigenschaften von Fleisch…
Ja, es gibt Konkurrenten. Ich finde, man schmeckt den Unterschied, den unsere Technik ausmacht. Das ist unser Wettbewerbsvorteil: Kein Marketing wird schlechten Geschmack übertrumpfen können. Großkonzerne sind nicht gut darin, sich auf ein Projekt zu konzentrieren, obwohl sie mehr Ressourcen haben.

Nestlé hat immerhin McDonald’s als Partner. Werden Sie in Europa ebenfalls in große Ketten gehen?
Wir wollen mittelfristig in jedem Restaurant zu haben sein. Das ist nur eine Frage der Zeit.

Wie bitte? Wie groß soll Beyond Meat denn werden?
Wir haben globale Ambitionen. Fleisch ist die größte Kategorie im Lebensmittelbereich, wir haben einen Vorsprung – daher glaube ich, dass wir eine bedeutende Weltmarke aufbauen. Unsere Zentrale liegt in Kalifornien bei Los Angeles nahe des Orts Manhattan Beach. Daher nennen wir unser Vorhaben scherzhaft auch das „Manhattan Beach Project“ – nach dem Atombombenprojekt „Manhattan Project“ der USA im Zweiten Weltkrieg. Beide Male geht es um ernsthafte Antworten auf eine globale Gefahr.

Sie haben sogar einen Börsengang angekündigt, um das Wachstum zu finanzieren.
Im vergangenen Jahr haben wir das bereits offiziell angemeldet. Wir müssen jetzt das richtige Börsenfenster, also den richtigen Zeitpunkt, finden.

Bislang kommen alle Ihre Burger aus den USA. Planen Sie Produktion in Europa?
Mit der Zeit werden wir das aufbauen. Denn wir werden große Mengen brauchen. Wir wollen nicht vegane Produkte nur an Veganer verkaufen, das wäre ein Nischenmarkt. Wir erreichen mehr, wenn wir Menschen davon überzeugen, regelmäßig eine Fleischmahlzeit durch eine Alternative zu ersetzen. Deshalb denken wir Fleisch nicht von seiner Herkunft, sondern von seiner Zusammensetzung her: Es besteht aus Protein, Fett, Spurenelementen und Wasser – alles Bausteine, die sich leicht im Reich der Pflanzen finden lassen.

Werden Sie eines Tages nicht nur Hackfleisch, sondern auch Schnitzel oder Steak nachbilden können?
Davon bin ich überzeugt.

Wann?
Wir haben acht Jahre gebraucht, den Burger zu entwickeln. Kurz darauf kam Wurst. Trotzdem sage ich lieber zehn Jahre, damit wir Zeit haben. Denn zugleich müssen wir auch die Lieferkette aufbauen.

Sie können vielleicht die Substanz von Fleisch nachbilden, aber können Sie auch den kulturellen Aspekt kopieren?
Einige Assoziationen mit Fleisch sind tatsächlich tief kulturell verwurzelt. Es wird weiterhin eine Fleischindustrie geben, manche Menschen werden weiterhin auf die Jagd gehen wollen. Aber wenn wir den Geschmack und die anderen Vorteile von Fleisch liefern können ohne einige Nachteile wie den Gehalt an Cholesterin, ungesättigten Fettsäuren und den enormen Ressourcenverbrauch, haben wir große Chancen – vom Grillfest mit der Familie bis zum Frühstück.

Sie sind Jude. Sind Sie religiös?
Ja.

Haben Sie schon mal mit religiösen Autoritäten gesprochen, ob Beyond Meat nach religiösen Regeln wie Fleisch behandelt werden muss?
Darüber habe ich mir tatsächlich Gedanken gemacht. Als Jugendlicher durfte ich keinen Cheeseburger essen, weil Milchprodukte und Fleisch nach jüdischer Tradition nicht zusammengehen. Jetzt kann ich einen Cheeseburger essen. In keinem Fall zählt Beyond Meat als Fleisch, denn die jüdischen Essensvorschriften in Bezug auf Fleisch drehen sich eigentlich ums Töten von Tieren. Da hier kein Tier stirbt, ist es automatisch ein pflanzliches Produkt – und damit koscher. Wir sind zudem dabei, eine Halal-Zertifizierung zu bekommen.

Herr Goldman, vielen Dank für das Interview.