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Bund will 4000 Kilometer Oberleitungen auf Autobahnen bauen

Die Bundesregierung setzt auf elektrische Lkws und Wasserstoff, um den Schwerlastverkehr sauber zu machen. Im Fokus steht der Ausbau der Tank- und Ladeinfrastruktur.

Bis 2030 soll ein Drittel der Lkws mit einem alternativen Antrieb fahren. Foto: dpa
Bis 2030 soll ein Drittel der Lkws mit einem alternativen Antrieb fahren. Foto: dpa

Die Bundesregierung will in den kommenden Jahren mit Staatsgeldern von mehr als fünf Milliarden Euro sicherstellen, dass der schwere Güterlastverkehr bis zum Jahr 2030 ein Drittel seiner Fahrleistung entweder elektrisch oder aber auf Basis strombasierter Kraftstoffe erbringt und damit die Vorgaben wie im Klimaprogramm festgelegt erfüllt.

Das geht aus einem Maßnahmenpaket hervor, das Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) an diesem Mittwoch nach einem Treffen mit Industrievertretern vorstellen will und das dem Handelsblatt vorliegt.

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Das 26-seitige Dokument mit seinen „zehn Kernbotschaften“ sieht vor, den Kauf von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben wie E-Trucks, Gas- oder Wasserstofftrucks mit einer Milliarde Euro zu fördern und für rund vier Milliarden die Tank- und Ladeinfrastruktur für Pkws und Lkws auszubauen.

Darüber hinaus soll es Kaufanreize über eine ökologisch gestaffelte Lkw-Maut geben. Konkret soll die Preisdifferenz beim Kauf eines Lkw mit alternativem Antrieb zu 80 Prozent vom Staat übernommen werden. Auch soll es Zuschüsse für eigene Tank- und Ladestellen geben.

Die Herausforderung ist enorm, da bis 2030 nicht nur neue, sondern auch bereits im Betrieb befindliche Fahrzeuge zu einem Drittel mit alternativen Kraftstoffen fahren sollen. Der Güterverkehr verursacht ein Drittel der CO2-Emissionen auf der Straße. Vor allem im Fernverkehr gibt es noch keine nachhaltige Alternative zum Verbrennungsmotor.

Laut Konzept soll der Markt entscheiden, welche Technologie sich durchsetzt. So sind etwa leichte Nutzfahrzeuge heute schon in der Lage, auf kurzen Strecken elektrisch zu fahren, während es für schwere Lkws angesichts des hohen Energieverbrauchs neben dem Verbrennungsmotor nur den Gasantrieb als Alternative gibt.

Befreiung von Spritpreis-Erhöhung

Das Ministerium fördert den Kauf dieser Fahrzeuge bereits mit einer Prämie und hat die Fahrzeuge von der Lkw-Maut befreit, obwohl dies gegen geltendes EU-Recht verstößt. Daimler hingegen setzt auf die mit Wasserstoff arbeitende Brennstoffzelle und will diese Fahrzeuge zur Marktreife bringen.

Anreize soll eine neue europäische Mautrichtlinie schaffen. Die Reform wurde bislang von Deutschland verhindert. Nun will Minister Scheuer sie doch noch unter der deutschen Ratspräsidentschaft vorlegen. Wie im Konzept skizziert, wird die Maut nach CO2-Ausstoß gestaffelt und so der Kauf von emissionsarmen Lkws gefördert. Sie soll ab 2023 gelten.

Umweltministerin Svenja Schulze bezeichnete die Staffelung ein „zentrales Instrument für den Technologiewechsel“. Die Verkehrsminister sollten die EU-Reform daher so schnell wie möglich zum Abschluss bringen.

Im Gegenzug soll die Branche entsprechend von der ab 2021 geltenden CO2-Steuer befreit werden, um eine Doppelbelastung zu vermeiden. Die Maut gilt als besseres Instrument, die zugleich auch ausländische Transporteure erfasst. So sollen „Wettbewerbsverzerrungen“ vermieden werden, wie es im Konzept heißt.

Das Konzept basiert auf Empfehlungen der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM). In einer Arbeitsgruppe, in der neben der Industrie auch Umweltverbände vertreten waren, wurden Szenarien entwickelt, wie die Klimaziele bei schweren Nutzfahrzeugen erreicht werden können.

Demnach sollen auf Autobahnen zügig Oberleitungen als Energielieferant für schwere Hybrid-Trucks entstehen. Bis zu 500 Kilometer Pendlerstrecken sind dazu in Planung, etwa von Bremen nach Hamburg und weiter nach Lübeck oder Essen nach Dortmund. Sie sollen bis 2030 zu einem „Basisnetz“ von bis zu 4000 Kilometern ausgebaut werden.

Zugleich benennt die NPM Risiken: So setzen Lkw-Hersteller weniger auf die Technik, hingegen Anbieter wie Siemens schon. Beim Wasserstoffantrieb hängt laut NPM alles an der Frage, ob es grünen Wasserstoff geben wird, da die Energieeffizienz niedriger als bei elektrischen Antrieben sei. Auch seien die Anschaffungskosten noch sehr hoch. Gas-Lkws hingegen gelten als Übergangstechnologie.

Die Speditionsbranche hofft jedoch darauf, dass auch Gas-Lkws weiter unter die Förderung fallen, da alternative Fahrzeuge bislang auf dem Markt nicht vorhanden beziehungsweise sehr teuer sind. Ebenso weist die Branche wie auch die Umweltverbände darauf hin, dass sich mit Verbesserungen der Aerodynamik bei den Sattelschleppern und besseren Reifen bereits Kraftstoff und damit Emissionen einsparen lassen.

Umweltverbände waren nicht eingeladen

Umstritten ist weiter eine Abwrackprämie, wie sie Minister Scheuer fordert. Diese hatte die EU-Kommission abgelehnt, aber eine nationale Regelung zugestanden. Solange es keine massentauglichen großen Lkws mit Batterie oder Brennstoffzellantrieb gebe, brauche man eine Brücke, forderte indes Minister Scheuer vor dem Gipfel. „Weil wir auch beim Verbrenner neueste Technologie haben, die absolut eine Verbesserung bedeutet.“ Diese lehnt indes Umweltministerin Schulze ab.

Die Umweltverbände waren zu der zweistündigen Digitalkonferenz des Ministeriums nicht eingeladen, sondern Vertreter der Logistik- und Automobilverbände sowie die Unternehmen ABB, Daimler, DHL, Iveco, Rhenus, Shell, Siemens und Volvo.

Kritik kam vom Naturschutzbund, der in der NPM vertreten ist. Bundesgeschäftsführer Leif Miller forderte „eine zügige Abkehr vom Diesel“. Alternativen „wie insbesondere der batterieelektrische Antrieb, aber auch die Wasserstoff-Brennstoffzelle sowie der Oberleitungs-Lkw stehen bereit und müssen zeitnah in relevanten Stückzahlen in den Markt kommen“

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