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Bundesregierung verlängert weltweite Reisewarnung – doch die Hoffnung auf Urlaub bleibt

Die Regierung hat die weltweite Reisewarnung bis zum 14. Juni verlängert. Die Veranstalter wollen das Gesamtjahr aber noch nicht abschreiben.

Bestes Strandwetter herrscht am 28.07.2017 am Ostseestrand von Zinnowitz (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Insel Usedom. Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa
Bestes Strandwetter herrscht am 28.07.2017 am Ostseestrand von Zinnowitz (Mecklenburg-Vorpommern) auf der Insel Usedom. Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: dpa

Die Bundesregierung hat die weltweite Reisewarnung um mehr als einen Monat verlängert. Ob und in welcher Form Sommerurlaube möglich sein werden, bleibt damit weiterhin offen. Für viele Bürger dürfte das eine herbe Enttäuschung sein – für die Reiseveranstalter kommt die Verlängerung dagegen nicht unerwartet.

Schon vor der Entscheidung des Bundeskabinetts am Mittwoch, die Reisewarnung bis mindestens 14. Juni auszudehnen, hatten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärt, dass der Sommerurlaub in diesem Jahr nicht wie gewohnt stattfinden könne.

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Erst vor wenigen Tagen hatten Reiseveranstalter wie Tui, FTI und Alltours bereits den Reisestopp bis zum 15. Mai verlängert. Bis dato galt dieser bis zum 3. Mai, dem Tag also, bis zu dem die bisherige Reisewarnung der Regierung befristet war.

Zwar haben die Unternehmen allen Gästen schriftlich die notwendigen Informationen zu den Stornierungsmodalitäten und eventuellen Gutscheinangeboten mit Zusatzprämien zukommen lassen. Ganz wollen sie das wichtige Sommergeschäft aber noch nicht abschreiben. Alltours etwa hofft, dass ab dem 15. Mai sukzessive zumindest die Individualreise innerhalb von Deutschland wieder an Schwung gewinnen wird.
Auch Tui-Chef Friedrich Joussen mahnt zu einer differenzierten Herangehensweise beim Thema Reisen und Corona. „Ich finde es fragwürdig, wie von einigen in den vergangenen Tagen Prognosen zum Reisen abgegeben wurden“, schreibt er in einer Botschaft an die Mitarbeiter, die am Dienstag verteilt wurde. Einige hätten das gesamte Jahr bereits komplett abgeschrieben, andere würden ausschließlich für Urlaub im eigenen Land werben, wieder andere auf vorschnelle Öffnungen drängen.

Verantwortungsvoller Tourismus

„Wir sollten daran arbeiten, unter welchen Bedingungen Urlaubs- und Flugreisen wieder möglich werden“, so Joussen: „Für mich sind zwei Dinge klar: Reisen in 2020 wird natürlich anders sein – andere Ziele, mehr Schutzmaßnahmen, andere Angebote vor Ort. Aber die Menschen wollen reisen — sobald der Tourismus verantwortungsvoll und sicher starten kann, werden Urlauber sich auf den Weg machen.“

Joussen schätzt aber, dass sich der Schwerpunkt der Saison wegen der Reisewarnung und der massiven Beschränkungen im Luftverkehr nach hinten verschieben wird. Eine Öffnung werde vermutlich schrittweise und regional erfolgen.

„So werden die Balearen und Kanaren zum Beispiel früher Gäste empfangen können als die Urlaubsregionen auf dem spanischen Festland. Und wahrscheinlich werden Reisen auch für manche Quellmärkte generell früher möglich sein als für andere.“

Während die Reiseveranstalter schon wieder nach vorn schauen, zeigten die Verbraucherschützer für die Entscheidung der Regierung grundsätzlich Verständnis. „Sie bedeutet Klarheit für alle: Verbraucher und Unternehmen“, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Klaus Müller, dem Handelsblatt. Reiseanbieter würden nun Fernreisen über Pfingsten und im frühen Sommer von sich aus absagen, Reisende könnten ihren Urlaub auch selbst kostenfrei stornieren, sagte Müller.

Form der Zurückerstattung unklar

Ob die Verbraucher den Preis für eine abgesagte Reise in bar oder in Form von Gutscheinen zurückerstattet bekommen können, ist nach wie vor unklar. Die Reisebranche fordert Gutscheine, weil sonst vielen Anbietern die Insolvenz drohe. Doch die EU-Kommission sieht eine Gutscheinlösung skeptisch, auch wenn sie in anderen EU-Ländern mittlerweile praktiziert wird.

Verbraucherschützer Müller appellierte an die Regierung, Pläne für eine verpflichtende Gutscheinlösung aufzugeben. Betroffene, deren Reisen abgesagt wurden, sollten die Wahl zwischen einer Erstattung mit Geld oder durch einen Gutschein haben. Um die Erstattungen zu finanzieren, schlägt er einen steuerfinanzierten Reisesicherungsfonds vor. Damit blieben Unternehmen zahlungsfähig.

Der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, unterstützte im Gespräch mit dieser Zeitung ebenfalls die verlängerte Reisewarnung, forderte aber Hilfen für die Branche. Das Auswärtige Amt habe zwar eine „verantwortungsvolle Entscheidung“ getroffen, bei der die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung im Mittelpunkt stehe, sagte Fiebig.

Damit hätten die Reiseveranstalter in Deutschland eine „gewisse Planungssicherheit“, und Reisen könnten nun sukzessive abgesagt und die Kunden entsprechend informiert werden.

„Durch diese Entscheidung wird den Reisebüros und Reiseveranstaltern jedoch für weitere sechs Wochen die Geschäftsgrundlage entzogen“, so Fiebig. Damit sei völlig klar: „Die Reisewirtschaft braucht dringend zielgenaue Hilfsprogramme.“

Fiebig betonte wie Joussen, dass man den Sommerurlaub nach wie vor nicht verloren gebe. „Sobald es die Entwicklung der Corona-Pandemie erlaubt, werden Reisen zunächst in Deutschland schrittweise möglich sein“, sagte der DRV-Präsident.

Hilfen versprochen

Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), kündigte Hilfen an. „Die Verlängerung der weltweiten Reisebeschränkung ist nachvollziehbar, aber natürlich noch mal ein ganz harter Einschnitt für die Tourismus- und Reisebranche“, sagte Bareiß.

„Es bringt nichts, die Lage schönzureden: Jedem muss klar sein, dass an ein schnelles Lockern der Maßnahmen derzeit nicht zu denken ist.“ Die Auswirkungen auf die Unternehmen und die vielen Beschäftigten seien „dramatisch“.

Bareiß sieht die Aufgabe der Politik jetzt darin, „dass wir mit bestehenden und notwendigerweise weiteren Hilfspaketen gerade denen, die länger von der Krise betroffen sind, helfen“. Außerdem müssten die nächsten Wochen genutzt werden, um an Sicherheitskonzepten zu arbeiten. Da dürfe keine Zeit verloren werden.

Sofern Beschränkungen gelockert werden können, müsse auch die Sicherheit in Hotels, Restaurants, Freizeitparks, am Badestrand oder beim Reisen mit Bus, Bahn oder Flieger gewährleistet sein. „Ich will, dass Deutschland Vorreiter wird bei gesundem und sicherem Reisen“, sagte Bareiß.