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Bund will Commerzbank-Anteil abschmelzen: Fünf Themen des Tages

(Bloomberg) -- Jan-Henrik Förster, Eyk Henning und Arno Schütze über Gewinnmitnahmen. — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox.

Weitere Artikel von Bloomberg auf Deutsch:

Erfreuliche Entwicklung

Die Bundesregierung will die jüngste Aktienrally nutzen, um mit dem Ausstieg aus der Staatsbeteiligung an der Commerzbank zu beginnen. In einem ersten Schritt dürfte der Bund nach Angaben informierter Personen einen Anteil zwischen 3% und 5% an der Commerzbank versilbern, nachdem der Steuerzahler die zweitgrößte Bank des Landes vor mehr als zehn Jahren stützen musste. Derzeit hält der Staat rund 16,5% der Anteile, was einem Wert von rund 2,5 Milliarden Euro entspricht.

“Die wirtschaftliche Situation der Bank hat sich seit 2021 stetig verbessert”, erklärte die Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes, Eva Grunwald, gestern nach Börsenschluss. “Auf diese erfreuliche Entwicklung reagiert der Bund folgerichtig mit der Verringerung seines Anteils an der Commerzbank und dem Beginn des Ausstiegs.”

Deutschland folgt damit anderen europäischen Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden, wo die jeweiligen Regierungen ihre Staatsbeteiligungen an Banken bereits zurückgefahren haben.

Betont gelassen reagierte derweil Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing, als er heute Vormittag auf der Banken-Konferenz des Handelsblatts in Frankfurt auf ein mögliches Interesse am Konkurrenzinstitut angesprochen wurde. Er sei voll und ganz auf die Deutsche Bank und das Erreichen des Profitabilitätsziels von 10% fokussiert.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Verena Sepp: Sorgenbörse, Sturm über Wolfsburg, DZ-Banker goes solo, lieber verkaufen, und gesteigertes Lockerungsinteresse.

Sorgenbörse

Die Sorge vor Konjunkturproblemen in den USA und eine Flucht aus den über Monate immer höher gekletterten Technologiewerten haben gestern für einen Kursrutsch an der Wall Street gesorgt und dem japanischen Nikkei-Index heute ein Minus von über 4% beschert. Einen so starken Einbruch gab es in Tokio seit den Verwerfungen Anfang August nicht mehr. Mit fortgesetzten Bedenken zur Rentabilität von KI-Investitionen in der Wirtschaft schloss die Aktie von Nvidia am Dienstag fast 10% schwächer. Im vorbörslichen Mittwochshandel ging es weitere 2% bergab angesichts der Bloomberg-Meldung, dass das US-Justizministerium daran gegangen ist, Nvidia und andere Unternehmen im Rahmen von Auskunftsanordnungen zum Verdacht von Wettbewerbsverstößen zu befragen. In Europa tendieren Dax und Stoxx 600 im Mittagshandel leichter. Die Titel des Chipausrüsters ASML fallen im Abwärtstrend des Sektors 5%. Im Vorfeld der heutigen Jolts-Arbeitsmarktdaten aus den USA merkte Bank of America an, dass die Arbeitslosenquote vom Zyklustief um 90 Basispunkte und gegenüber dem Vorjahr um 80 Basispunkte gestiegen ist. “Das gab es in den letzten 75 Jahren nur in Rezessionszeiten.”

Sturm über Wolfsburg

Mit Argusaugen verfolgte Deutschland, wenn nicht sogar die Welt, was Volkswagen-Chef Oliver Blume heute seinen Mitarbeitern in den weitläufigen Hallen des Stammwerks in Wolfsburg verkündet. Vor Hunderten zorniger Arbeitnehmer, die ihrem Unmut Luft machten, verteidigte Blume die Pläne, noch nie dagewesene Werksschließungen hierzulande in Betracht zu ziehen. “Es fehlen uns die Verkäufe von rund 500.000 Autos, die Verkäufe für rund zwei Werke”, sagte Finanzvorstand Arno Antlitz. Europas größter Autohersteller hatte diese Woche erklärt, angesichts der angespannten Marktlage abspecken zu müssen. Mit diesem Schritt kommt es zu einem Kräftemessen mit den mächtigen Gewerkschaften. Daniela Cavallo, die oberste Arbeitnehmervertreterin von VW und Mitglied des Aufsichtsrats, sagte auf demselben Treffen, dass sie sich gegen jegliche Werksschließungen wehren werde. VW kränkele nicht wegen seiner deutschen Standorte und der hiesigen Personalkosten, sagte sie. “Das Problem von Volkswagen ist, dass der Vorstand seine Arbeit nicht macht.“ Die Zeit, in der der 56-jährige Blume als Friedensstifter nach der turbulenten Amtszeit seines Vorgängers galt, dürfte nun vorüber sein.

DZ-Banker goes solo

Die meisten Banker haben im Verlaufe ihrer Karriere wohl schon einmal darüber nachgedacht: den Sprung in die Selbstständigkeit. Nur die wenigsten gehen allerdings diesen Schritt. Zu denen, die ihn gewagt haben, zählen Christian Kahler, einst Chefanlagestratege der DZ Bank, und Jochen Kurz, einst Kepler Cheuvreux. Vor rund zwei Jahren gründeten sie eine eigene Investment-Boutique und legten einen Aktienfonds mit einem Startvolumen von rund 7 Millionen Euro auf. Jetzt hat der Fonds erstmals die Marke von 20 Millionen Euro erreicht, wie Kahler in einer Email an Bloomberg News schrieb. Ein nicht unerheblicher Teil gehe auf Nettomittelzuflüsse zurück, der Rest ergebe sich aus der Performance. Berufliche Veränderungen durchlaufen derweil auch einige Mitarbeiter von BNP Paribas. Die Franzosen bauen nämlich die Führungsstruktur in ihrem deutschen Investmentbanking und Firmenkundengeschäft um. Drei Positionen wurden dabei neu geschaffen und intern besetzt. Der Schritt kann durchaus als Ausrufezeichen für die Wachstumsambitionen der Bank in Deutschland gewertet werden.

Lieber verkaufen

Aktienverkäufe aus dem Private-Equity-Sektor lassen vermuten, dass der eine oder andere Investor lieber noch schnell Kasse machen will, ehe zunehmende Konjunkturwolken die Börsenindizes aus der Höhenluft schubsen. In der Schweiz werden die IPO-Pläne konkreter, die der Beteiligungsriese Carlyle für sein Portfoliounternehmen Acrotec hegt. Wie zu hören ist, wurden für einen möglichen Börsengang des Präzisionskomponenten-Herstellers in Zürich inzwischen die Banken ausgewählt. Mit dabei sind demnach Bank of America, Morgan Stanley und UBS. In trockenen Tüchern ist das Vorhaben indessen noch nicht. Investoren beim Schweizer Hautpflege-Spezialisten Galderma haben Aktien im Volumen von mehr als 1 Milliarden Franken abgestoßen. Die Londoner Private-Equity-Gesellschaft Bridgepoint bietet ihren verbleibenden Aktienanteil am britischen Essenslieferdienst Deliveroo feil. Lieber verkaufen denken sich auch Private-Equity-Eigentümer der Grußkartengruppe Moonpig. Der japanische Finanzriese Mitsubishi UFJ indessen verstärkt sich personell in London, um das Bankgeschäft mit Technologie-Startups auszubauen.

Gesteigertes Lockerungsinteresse

Steht dem Euroraum eine Links-Rechts-Kombination der Notenbank zur Bekämpfung der Wirtschaftsschwäche bevor? Eher nicht, meint EZB-Rat Gediminas Simkus. Während es “ganz klare Gründe“ für eine Zinssenkung im September gebe, sei eine weitere Lockerung im Oktober “ziemlich unwahrscheinlich“, erklärte der Litauer gegenüber Econostream. Sein Ratskollege Joachim Nagel mahnt unterdessen, dass die EZB nicht zu früh den Sieg über die Inflation verkünden sollte — das Ziel sei noch nicht erreicht. Hochverschuldete Staaten haben naturgemäß ein besonderes Lockerungsinteresse. Die Risikoprämie auf französische Staatsanleihen gegenüber deutschen dürfte sich laut Bloomberg Economics von derzeit gut 70 im kommenden Jahr auf bis zu fast 100 Basispunkte ausweiten, was deutlich über dem Konsens liegt. Der Aufschlag der 10-jährigen italienischen Rendite gegenüber der deutschen steigt heute um 1,2 Basispunkte auf 147,8. „Es besteht ein echtes Risiko, dass unsere Haltung zu restriktiv werden könnte“, sagt Piero Cipollone, der EZB-Direktor aus Italien. Nach Meinung des Griechen Yannis Stournaras wird die Geldpolitik “restriktiv bleiben” — auch wenn die Zinsen weiter gesenkt werden.

Was sonst noch passiert ist

  • Kabinetts-Rochaden

  • Milch-Krieg

  • China-Stimulus

--Mit Hilfe von Christoph Rauwald.

(Korrigiert Titel des EZB-Ratsmitglieds Cipollone)

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