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Bund steigt bei Impf-Hoffnung Curevac ein

Auf der Suche nach einem Corona-Impfstoff gilt das deutsche Unternehmen Curevac als besonders vielversprechend - so vielversprechend, dass die USA angeblich bereits zuschlagen wollten. Nun steigt jedoch der Bund ein.

CureVac gehört zu den Unternehmen, die sich im Wettlauf bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes befinden. Foto: dpa
CureVac gehört zu den Unternehmen, die sich im Wettlauf bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffes befinden. Foto: dpa

Im Rennen um einen Corona-Impfstoff steigt der Bund bei der Biotechfirma Curevac ein. Die Bundesregierung wolle sich mit 300 Millionen Euro an dem Tübinger Unternehmen beteiligen, verkündeten Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Curevac-Hauptinvestor Dietmar Hopp, SAP-Mitgründer und Mitgründer der Beteiligungsgesellschaft Dievini Hopp Biotech Holding, am Montagmittag.

„Die Technologie von Curevac hat das Potenzial, neue Impfstoffe und therapeutische Behandlungsmöglichkeiten für viele Menschen zu entwickeln und über den Markt zur Verfügung zu stellen“, sagte Altmaier. Die Bundesregierung beteilige sich, weil sie erwarte, damit Entwicklungen zu beschleunigen, und es Curevac finanziell zu ermöglichen, das Potenzial seiner Technologie ausschöpfen zu können. „Das ist zugleich industriepolitisch von hoher Bedeutung, denn diese wichtigen Forschungsergebnisse und Technologien brauchen wir in Deutschland und Europa.“

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Curevacs Hauptinvestor Hopp zeigte sich erfreut: „Durch die Coronakrise wurde die herausragende Relevanz und hohe Bedeutung der Biotechnologiebranche für Patienten, unsere Gesellschaft und die Welt sichtbar“, sagte Hopp. „Curevac ist nur eines der frühen und herausragenden Beispiele für zukunftsweisende unternehmerische Biotech-Innovationen aus Deutschland.“

Das Investment wird über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) umgesetzt. Die KfW wird damit einen Anteil von rund 23 Prozent an Curevac halten. Der Bund soll allerdings keinen Einfluss auf geschäftspolitische Entscheidungen beim Biotechunternehmen erhalten. Mit dem zusätzlichen Geld sollen laut den Beteiligten die weitere Entwicklung der proprietären Pipeline und mRNA-Plattformtechnologie und den Ausbau der Geschäftstätigkeit verwendet werden.

Curevac gehört zu den Unternehmen, die sich im Wettlauf um die Entwicklung eines Corona-Impfstoffes befinden. Die Biotechfirma hatte Mitte Mai positive präklinische Ergebnisse zu ihrem Projekt veröffentlicht. Noch im Juni sollten erste klinische Studien mit gesunden Freiwilligen starten. Curevac war im März in die Schlagzeilen geraten, weil die US-Regierung angeblich Interesse an der Gesellschaft hatte. US-Präsident Donald Trump sollte der Firma einem Medienbericht zufolge einen hohen Betrag angeboten haben, um sich deren Arbeit exklusiv zu sichern. Das hatten die Tübinger allerdings zurückgewiesen.

Wirtschaftsminister Peter Altmaier will das Investment nun auch als klares Signal für den Standort Deutschland verstanden wissen. „Wir sind überzeugt, dass Curevac auch in Zukunft ein deutsches Unternehmen bleiben wird, das auch international erfolgreich agiert“, sagte er.

„Es ist richtig, wenn der Staat hier bereit ist, Risiken zu tragen, die privaten Investoren möglicherweise scheuen“, sagte der Grünen-Politiker Danyal Bayaz. Auch in der Branche war am Montag von einem guten Signal die Rede, dass sich die Bundesregierung in dieser Form für Biotech-Unternehmen engagiere. Darin werde auch eine Reaktion auf den wachsenden Druck der USA um prioritäre Zugänge zu einem Impfstoff gesehen.

Curevac setzt bei seinen Forschungsarbeiten – wie auch der US-Biotechkonzern Moderna und die Mainzer Biotechfirma Biontech – auf Impfstoffe auf Basis der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Sie soll den menschlichen Zellen die Information zur Produktion von Proteinen und damit zur Bekämpfung der Krankheitserreger vermitteln. Biontech hatte im April als erstes Unternehmen in Deutschland grünes Licht für die erste klinische Studie für einen Corona-Impfstoff hierzulande erhalten.

Am Wochenende hatten Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande eine Vereinbarung mit dem Pharmakonzern AstraZeneca bekannt gegeben, mit der sich die EU-Staaten bis zu 400 Millionen Dosen eines in der Entwicklung befindlichen Corona-Impfstoffs sichern.

Nach Angaben des Verbandes forschender Pharma-Unternehmen von Mai gab es weltweit mehr als 120 Impfstoff-Projekte, von kleinen Firmen wie Curevac und Biontech (Mainz) bis zu Konzernen wie Sanofi und GlaxoSmithKline. Laut der Beratungsgesellschaft EY hat die Branche in kürzester Zeit bis Anfang Juni 161 Impfstoff-Kandidaten sowie 242 therapeutische Test-Wirkstoffe hervorgebracht. Darüber hinaus wurden weltweit mehr als 700 Corona-Tests entwickelt oder bereits auf den Markt gebracht, wie EY mitteilte. Diese Zahlen änderten sich fast täglich. Nach Einschätzung der Autoren hat aber nur ein Bruchteil der Produktkandidaten tatsächlich eine Chance, auf den Markt zu kommen.

Im April hatte der Microsoft-Gründer und Co-Vorsitzende der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, Bill Gates, die G20-Staaten aufgerufen, mehr Geld für die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neue Coronavirus bereitzustellen. Die internationale Impfstoff-Allianz CEPI („Coalition for Epidemic Preparedness Innovations“) sei bereits dabei, mindestens acht mögliche Impfstoffe zu entwickeln. Wissenschaftler gingen davon aus, dass in 18 Monaten mindestens einer von ihnen anwendungsbereit sein werde. „Nur mit einer entsprechenden finanziellen Förderung kann dieser enge Zeitplan eingehalten werden.“ Gates, der selbst Anteile an der Tübinger Firma Curevac besitzt, machte damals deutlich, die Entwicklung eines Impfstoffs sei nur der erste Schritt – weitere Ressourcen und zusätzliche Planung seien für dessen Herstellung und Verbreitung nötig. Eine Covid-19-Schutzimpfung müsse als „globales öffentliches Gut“ eingestuft werden und daher für alle bezahlbar und zugänglich sein. „Um diese Ziele zu erreichen, sollten sich die G20 bereits jetzt mit der Logistik eines globalen Immunisierungsprojekts auseinandersetzen“.

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