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Bei der Stiftung Familienunternehmen endet eine Ära

Der Gründer und Chef der Stiftung zieht sich zum Jahresende aus dem Vorstand zurück. Die Nachfolger von Brun-Hagen Hennerkes stehen bereits fest.

Zufrieden kann Brun-Hagen Hennerkes sein, und das sagt er auch, an diesem Tag im Dezember, in dem er im Büro zu erreichen ist. Wie er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mitteilte, wird er den Vorstandsvorsitz der Stiftung Familienunternehmen zum Jahresende tatsächlich abgeben.

Die Stiftung ist das wichtigste Lebenswerk des Juristen und eine Institution in der deutschen Wirtschaftslandschaft. Gegründet hat Hennerkes sie im Jahr 2002, nachdem er seine anwaltlichen Beratungen bereits zurückgefahren hatte. Sein Ziel: den großen deutschen Familienunternehmen eine Stimme zu geben – im politischen Diskurs.

Zugleich war es ihm wichtig, dass Familienunternehmen auch in wissenschaftlichen Betrachtungen ausreichend gewürdigt werden. Dabei wählte er den Weg, renommierte Forschungsinstitute damit zu beauftragen, die Kraft der Familienunternehmen zu beleuchten und keine Studien nur aus der Stiftung heraus zu publizieren.

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Seit dem Start vor 17 Jahren sind allein 74 Studien erschienen, die weit über das bloße Betrachten der Spezies des deutschen Mittelstands hinausgehen. So wurde immer wieder ermittelt, dass die 500 größten Familienunternehmen mehr Jobs schaffen als die Dax-30-Firmen.

Stiftungsgeschäftsführer Stefan Heidbreder, von Anbeginn in dieser Funktion, urteilt, dass die Stiftung „mit vielen ihrer wissenschaftlichen Studien Pionierarbeit geleistet“ habe. Sie habe zum Beispiel erstmals Klarheit „über die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen in Deutschland“ geschaffen.

Mehr als 90 Prozent der deutschen Unternehmen werden von Familien kontrolliert, 86 Prozent werden von den Eigentümern selbst geführt. Ihr Gesamtumsatz lag zuletzt bei 2,8 bzw. 2,5 Billionen Euro, und damit stellen die familienkontrollierten Firmen etwas mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der deutschen Unternehmen und fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze. Das solche Zahlen heute verfügbar sind, ist ein Verdienst der Stiftung.

Doch auch politisch hat die Stiftung durchaus Gewicht. Ganz besonders vehement setzte sie sich für die Verschonung des Betriebsvermögens bei der Neuordnung der Erbschaftsteuer ein. Mit Erfolg. Und dieser rief auch Kritiker auf den Plan.

So notierte Lobby Control im Jahr 2016: „Hinter der Stiftung verbergen sich vor allem reiche und superreiche Unternehmerfamilien.“ Dort zeige sich, dass ungleich verteilter Reichtum zu ungleich verteilten Einflussmöglichkeiten führe, hieß es weiter.

Mit dem neuen Führungsduo der SPD, Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans rücken die Sozialdemokraten nun deutlich nach links und damit werden auch Forderungen nach einer Vermögensteuer wieder lauter. „Das haben die beiden ja schon angekündigt“, sagt der heute 80-Jährige Hennerkes. „Da würden sich Familienunternehmen wehren“, ergänzt er mit Nachdruck.

Die Familienunternehmen seien ja schon genügend belastet durch „die Erbschaftssteuer und das was die Bundesregierung den Familienunternehmen auferlegt“. Was er meint sind bürokratische und arbeitsrechtlich Hürden. Auch dass der IWF die deutschen Familienunternehmen vor wenigen Monaten als die Wurzel des Übels der Ungleichverteilung ausmachte, beantwortete die Stiftung mit einem vehementen Widerspruch.

Auf die Frage, ob er auch bei den Unternehmerfamilien neben den Betriebsvermögen eine Steigerung der Privatvermögen feststelle, sagt Hennerkes: „Das sehe ich nicht so, ich sehe dass die Familienunternehmen das, was sie verdienen wieder investieren und in schlechten Zeiten Arbeitsplätze erhalten.“

Aktuell richtet sich die Stiftung europäischer aus. Weil es in vielen Staaten eine andere Unternehmensstruktur gibt, herrsche Aufklärungsbedarf. Denn die Gesetze, die die deutschen Familienunternehmen umtreiben, werden in Brüssel gemacht.

„Überbordende Transparenz“, so sagt es Hennerkes seit Jahren, schade vor allem den Familienunternehmen. So wandte er sich früh gegen das Transparenzregister und die Stiftung sich aktuell gegen das Country-by-Country-Reporting. Danach müssen die Unternehmen ihre Einnahmen aus den verschiedenen Ländern gesondert veröffentlichen. So würden wichtige Firmendaten für andere zugänglich und damit der Wettbewerb verzerrt.

Mittelstand als Garant für enkeltaugliches Wirtschaften

Rainer Kirchdörfer aus seiner Kanzlei Hennerkes, Kirchdörfer, Lorz und Ulrich Stoll von Festo werden die Stiftung künftig gemeinsam mit Geschäftsführer Heidbreder führen. „Uns liegt weiter daran, dass die Bedeutung der Familienunternehmen noch weiter verbreitet wird“, sagt Hennerkes.

Und: auch er würde sich freuen, wenn ihm später einmal sein Sohn Christian, der das Schweizer Industrieunternehmen Von Roll führt, in der Stiftung nachfolgen würde, doch das habe noch Zeit, sagt er. Einerseits sieht Hennerkes die deutschen Familienunternehmen als Garant für enkeltaugliches Wirtschaften, als wichtigste und feste Größe im Konzert der Unternehmen.

Zugleich empfiehlt er auch den großen unter ihnen, im Zweifel Kontrolle und Führung in getrennte Hände zu legen. Die Stiftung, so prophezeit er, werde weiter tüchtig wachsen, derzeit unterstützen rund 500 große Familienunternehmen sie. Er glaubt, so sagt er dem Handelsblatt, „dass es in zehn Jahren vielleicht 700 bis 800 sein könnten“.

Die Liebe zu den Familienunternehmen reifte lange in Hennerkes. Als promovierter Jurist trat er bei Mannesmann ein. Als Assistent des Vorstands bekam er hautnah mit, wie Entscheidungen in Großkonzernen gefällt werden. Ihm gefiel es in der Wirtschaft, aber nicht in Konzernen. Deshalb trat der in Westfalen Aufgewachsene kurze Zeit später in die Kanzlei von Conrad Böttcher in Stuttgart ein, der bereits damals große Familienunternehmen beriet.

Dort fand Hennerkes seine berufliche Bestimmung. Er wurde Böttchers Nachfolger. Mit den Jahren entwickelt Hennerkes ein großes Netzwerk, insgesamt war er in mehr als 80 Aufsichts- oder Beiräten aktiv. So hat er zum Beispiel auch den Generationswechsel bei der Hager Group an entscheidender Stelle mitgeprägt, sagt Daniel Hager, der Firmenchef des Elektronikspezialisten mit mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz. „Neben all seinem fachlichen Verständnis, das er für Familienunternehmen mitbringt, verliert er vor allem den menschlichen Aspekt nie aus dem Auge.“

Als Berater und „Consigliere“ hat er sich selbst immer gesehen, und so hat er auch seine Memoiren betitelt, die anlässlich seines Geburtstags Anfang Oktober erschienen sind. Darin offenbart sich ein weiter Blick auf die jüngere deutsche Wirtschaftsgeschichte. Dabei verklärt Hennerkes die Familienunternehmer nicht, er hat tief reingeschaut in die Unternehmen und ihre Familien.