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Brookfield stellt eine Milliarde Euro Kapital für Studentenwohnungen bereit

Der kanadische Mehrheitseigner der Berliner Immobilienfirma International Campus glaubt an die steigende Wohnungsnachfrage. Besonders in- und ausländischer Hochschüler treiben die Nachfrage.

Die Zahl der Studierenden in Deutschland steigt, die Zahl der Wohnheimplätze kann nicht mithalten. Foto: dpa
Die Zahl der Studierenden in Deutschland steigt, die Zahl der Wohnheimplätze kann nicht mithalten. Foto: dpa

Die Corona-Pandemie hinterlässt auf Deutschlands Immobilienmärkten ganz unterschiedliche Spuren. Während am Wohnungsmarkt business as usual herrscht, läuft am Markt für Hotelimmobilien praktisch nichts mehr.

Wohin das Pendel im Nischensegment für möblierte Studentenapartments ausschlägt – mehr in Richtung Wohnungs- oder mehr in Richtung Hotelmarkt –, ist zwar noch nicht ganz genau auszumachen. Die Ankündigung des Berliner Unternehmens International Campus (IC) lässt allerdings erwarten, dass der Markt für sogenannte Mikroapartments die Corona-bedingte Delle bald hinter sich lassen könnte.

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Das Unternehmen konzentriert sich auf Wohnkonzepte für Studierende und junge Berufstätige und wird in den kommenden drei Jahren eine Milliarde Euro in die Entwicklung oder den Ankauf von Wohnungen seiner Marken „The Fizz“ und „Hvns“ (Abkürzung des englischen Wortes Havens) investieren.

Bereitgestellt hat das Kapital IC-Mehrheitsgesellschafter Brookfield Asset Management. Das börsennotierte kanadische Unternehmen verwaltet mehr als 230 Milliarden Euro Vermögen und erwarb bereits 2018 über einen seiner Fonds mehr als 80 Prozent der IC-Gesellschaftsanteile.

Der Löwenanteil der Investitionssumme soll in Projekte in deutschen Metropolen wie Hamburg und Berlin sowie kleineren Universitätsstädten fließen. Aber auch in Österreich und den Niederlanden will das Unternehmen sein Angebot erweitern. Die typischen Investitionsvolumina liegen in Deutschland zwischen 30 und 50 Millionen Euro pro Projekt, in den Niederlanden bei bis zu 100 Millionen Euro.

„Wir sind sehr sicher, dass die Nachfrage nach studentischen Wohnungsangeboten anhalten und sogar tendenziell steigen wird“, begründet IC-Chef Rainer Nonnengässer im Gespräch mit dem Handelsblatt seinen Optimismus.

Erschwinglicher Wohnraum ist Mangelware

Die nach wie vor steigenden Studentenzahlen insbesondere in Deutschland stützen diese Ansicht. An deutschen Hochschulen sind aktuell so viele Studierende eingeschrieben wie noch nie. Nach der vorläufigen Zählung des Statistischen Bundesamtes sind es 2,9 Millionen Menschen – 50.000 mehr als im vergangenen Jahr. Die meisten von ihnen haben sich zum Studienbeginn oder wenig später eine eigene Bleibe gesucht – viele in einer WG, einige in einer eigenen kleinen Wohnung, andere im Studentenheim.

Doch erschwinglicher Wohnraum für Studierende ist knapp – erst recht in Wohnheimen, die besonders bei Studienanfängern begehrt sind. Wie das Deutsche Studentenwerk (DSW) mitteilt, gibt es derzeit bundesweit rund 239.000 staatlich geförderte Plätze, davon 196.000 bei den Studenten- und Studierendenwerken. Mehr als 17.000 Plätze seien aktuell in Planung oder im Bau.

Damit hinkt die Versorgung der Zahl von Studierenden aber immer noch stark hinterher: Das Verhältnis von Studierenden zu Wohnheimplätzen betrug im Jahr 2008 noch gut zwölf Prozent und liegt aktuell noch bei 9,4 Prozent. Im Jahr 1991 waren es noch fast 15 Prozent.

In diese Lücke will IC mit seinem Angebot stoßen: Typischerweise sind IC-Apartments voll möbliert, zudem gibt es verschiedene Gemeinschaftsflächen wie Küchen, Fitness-, Gaming- und Partyräume. Aktuell betreibt das Unternehmen zehn Studentenheime mit 3800 Apartments in Deutschland, Österreich und Tschechien. 2000 weitere befänden sich in der Entwicklung; vier Ankäufe in deutschen und niederländischen Groß- und Unistädten stünden bereits kurz vor dem Abschluss, berichtet Nonnengässer.

Weniger Studierende aus dem Ausland

Mit durchschnittlichen Komplettmieten von 600 Euro für etwa 20 Quadratmeter sind Apartments der Marke „The Fizz“ nicht günstig. Wichtige Zielgruppe sind neben deutschen auch Studierende aus dem Ausland. Dabei verfügen besonders asiatische Hochschüler über eine hohe Kaufkraft. Je nach Stadt liegt der Anteil internationaler Studierender unter den IC-Mietern zwischen 40 und 60 Prozent.

„Infolge der Corona-Pandemie konnten viele internationale Studierende nicht nach Deutschland einreisen – das hat sich selbstverständlich auch in unseren Belegungsquoten niedergeschlagen“, berichtet Nonnengässer. Die Auslastung der Häuser liege aktuell zwischen 75 und knapp 90 Prozent – „das ist weniger, als wir uns wünschen, aber weit entfernt von den dramatisch gesunkenen Auslastungen in der Hotellerie“, betont der IC-Chef. Zum Wintersemester 2021/22 wollten viele Hochschulen wieder in den Präsenzunterricht und damit den Normalbetrieb umschalten – dann kehrten auch die internationalen Studierenden zurück.

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Auch auf der Angebotsseite rechnet Nonnengässer nicht mit großen Hürden für das ambitionierte Investmentprogramm. Inzwischen sei es deutlich leichter geworden, geeignete und wirtschaftlich vertretbare Projekte zu finden als noch 2019. „Es gibt eine ganze Reihe von Hotelplanungen, die infolge der Coronakrise kaum mehr finanzierbar sind und die durchaus für eine Umnutzung in Studentenapartments infrage kommen könnten“, sagt der Immobilienmanager.

Ähnliches gelte für ältere Bürogebäude: Weil mehr Menschen dauerhaft und zumindest zeitweise im Homeoffice arbeiteten, werde sich die Nachfrage nach Büroflächen aller Voraussicht nach leicht abschwächen und auf gute jüngere Objekte konzentrieren, erwartet Nonnengässer. Das biete Investoren mit Erfahrung in der Entwicklung von neuen und der Umnutzung bestehender Objekte künftig weitere Chancen.