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Britischer Unilever-Aktionär macht Stimmung gegen Umzug nach Rotterdam

Der britisch-niederländische Konsumriese Unilever bekommt Gegenwind für seine Entscheidung, seinen Sitz in Rotterdam zu konzentrieren und dafür das zweite rechtliche Hauptquartier in London aufzugeben. Ein britischer Fonds beklagt, Unilever riskiere damit, aus dem Leitindex FTSE zu fliegen.

Eigentlich will Unilever mit der Entscheidung den Aktionären entgegenkommen. Die aktuelle Konstruktion hat, so die Meinung vieler Anleger, negative Auswirkungen auf die Attraktivität der Aktie: Einerseits verursacht sie zusätzliche Kosten, weil Unilever in Amsterdam und London gelistet ist und die jeweiligen Regeln befolgen muss. Andererseits macht die Struktur die Entscheidungsprozesse unnötig kompliziert.

Nachdem Unilever ein Übernahmeangebot von Kraft-Heinz abgewehrt hat, gehört der Plan für den Komplettumzug in die Niederlande zu einem Maßnahmenbündel, um Unilever einerseits für die Aktionäre attraktiver und andererseits gegen Übernahmeversuche immuner zu machen. Nach niederländischem Recht haben Unternehmen bessere Abwehrmöglichkeiten gegen Angriffe als nach dem britischen. Zusätzlich zum unklaren Brexit gab das mit den Ausschlag für die Niederlande.

Am Donnerstag veröffentlichte die britische Wirtschaftszeitung „Financial Times“ ein Gespräch mit Nick Train, dem Gründer des Investors Lindsell Train, der 2,5 Prozent der Aktien an Unilever hält. Train warnt darin vor „Unannehmlichkeiten und gestiegenen Risiken“ für seine Anleger. Durch den Umzug drohe Unilever aus dem britischen Index FTSE zu fallen.

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Für Fonds, die den Index nachbilden, bedeutet das: Sie müssten die Aktien zu dem Zeitpunkt verkaufen – unabhängig davon, ob der Kurs gerade attraktiv ist. Train sagte, das Unilever-Management solle die Entscheidung daher nochmal überdenken. Allerdings zeigte sich die Führung um Unilever-Chef Paul Polman nicht gesprächsbereit, kritisierte er.

Unilever kann den Anwurf laut der führenden niederländischen Wirtschaftszeitung „Financieele Dagblad“ jedoch gelassen sehen. Die Niederländer rechnen auf Basis von Bloomberg-Daten vor, dass Unilever durch den Komplettumzug seines Hauptquartiers nach Kontinentaleuropa sein Gewicht im Eurostoxx deutlich ausbauen würde.

Der europäische Index werde von viel mehr Aktionären genutzt: So würden 165 Fonds, die dem FTSE 100 folgten, 3,9 Milliarden Dollar verwalten. Dem gegenüber stünden 184 Fonds, die mit 50,9 Milliarden Dollar 13 Mal so viel Vermögen in Euro-Stoxx-50-Anlagen steckten. Daher, so die Schlussfolgerung, werde die Unilever-Aktie von dem Umzug mit hoher Wahrscheinlichkeit profitieren, selbst wenn sie aus dem FTSE fallen sollte.

Dass Unilever die Entscheidung von sich aus revidiert, ist unwahrscheinlich. Ihr war ein monatelanger Abwägungsprozess und erhebliches Werben der Politik in London und Amsterdam vorangegangen. Der niederländische Premier Marc Rutte riskierte sogar deutliche Kritik der Opposition, er komme Unilever steuerlich zu weit entgegen.

Allerdings müssen noch 75 Prozent der britischen und 50 Prozent der niederländischen Aktionäre zustimmen. Auf die Anleger will Train mit seinen öffentlichen Äußerungen offenbar Einfluss nehmen.