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Brandgefahr beim Kuga: Ford kalkuliert mit Kosten von 400 Millionen Dollar

Beim Ford Kuga hat die Batterie der Plug-in-Version häufiger gebrannt. Die Rückrufaktion lässt auf sich warten. Und Volvo muss helfen.

Die Batterieprobleme beim Plug-in-Hybrid Kuga werden für Ford Europa zu einem immer größeren finanziellen Problem: Wie der US-Konzern in einer Analystenpräsentation bestätigte, fallen wegen der Brandgefahr beim Plug-in-Hybrid zusätzliche Kosten in Höhe von rund 400 Millionen US-Dollar an. Überhitzte Batterien hatten bei dem Modell mehrfach zu Bränden geführt.

Die europäische Ford-Tochter sucht zusammen mit ihrem Batterielieferanten nach der Ursache der bislang nicht erklärbaren Brände. Doch die Suche ist schwierig: Ford hat seine Kunden in Europa darauf eingestimmt, dass es noch Monate dauern könnte, bis eine Lösung gefunden ist. So lange sollten Kuga-Fahrer auf das elektrische Laden ihrer Autos verzichten und nur mit dem Verbrennungsmotor fahren.

Weil die Brandursache unbekannt ist, hatte Ford Europa einen Auslieferungsstopp ausgesprochen. Auch bereits bestellte Fahrzeuge werden nicht mehr ausgeliefert. Dieser Lieferstopp verursacht einen großen Teil der zusätzlichen Kostenbelastung von 400 Millionen US-Dollar. Potenzielle Kunden dürften wegen der Brandgefahr zudem von der Bestellung eines neuen Kuga absehen.

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Mehr als 30.000 Exemplare des Kuga in der Hybrid-Version sind in diesem Jahr bereits an Kunden in Europa ausgeliefert worden. Für sie hat Ford in Abstimmung mit dem dafür zuständigen Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Flensburg einen Rückruf ausgesprochen, der weitere Kosten verursachen dürfte. Der Rückruf kann allerdings erst dann beginnen, wenn die Ursache für die Batteriebrände gefunden worden ist. Branchenexperten vermuten Belüftungsprobleme, die erst zu einer Überhitzung der Batterien führen und dann in Einzelfällen auch zu einem Brand.

In der Analystenpräsentation begründete Ford die vergleichsweise hohe Kostenbelastung zudem mit zusätzlichen Garantiekosten, die auf den US-Autohersteller zukämen. Kuga-Kunden bekommen darüber hinaus einen Werkstatt- und einen Tankgutschein über mehrere Hundert Euro. Mit dem Tankgutschein will Ford die Autofahrer dafür entschädigen, dass sie jetzt häufiger Tanken müssen, weil sie die Fahrzeuge für längere Zeit nicht mehr laden dürfen.

Der Auslieferungsstopp beim Kuga sorgt auch dafür, dass Ford die in diesem Jahr geltenden verschärften EU-Emissionsbestimmungen nicht mehr einhalten kann. Mehrere Zehntausend vergleichsweise emissionsarme Plug-in-Hybride fehlen bei Ford in der Jahresendabrechnung, um hohe Bußgelder zu vermeiden. Bei Ford könnte eine dreistellige Millionensumme zusammenkommen, heißt es dazu aus Branchenkreisen.

Wie Ford hohe Bußgelder vermeiden will

Das Unternehmen hat allerdings einen Ausweg gefunden, um hohe Strafgelder doch noch zu vermeiden: Autohersteller in Europa können sich mit Konkurrenten zusammenschließen und einen sogenannten „Pool“ bilden. Hersteller, die unter dem aktuellen Grenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid je gefahrenen Kilometer liegen, können Wettbewerbern mit höheren Werten helfen. Die Fahrzeug-Flotten eines Pools werden von der EU als Einheit gewertet und die durchschnittlichen Flotten-Emissionswerte neu berechnet.

Ford hat einen solchen Partner jetzt gefunden und kann hohe Bußgelder vermeiden. Wie ein Ford-Sprecher auf Anfrage bestätigte, schließt sich der US-Hersteller mit dem schwedischen Konkurrenten Volvo zusammen und profitiert von dessen günstigeren Emissionswerten.

Ford Europa habe von Anfang an immer das Ziel verfolgt, die neuen europäischen Grenzwerte einzuhalten, so der Sprecher weiter. Doch die Probleme bei der Hybrid-Version des Kuga zwängen Ford jetzt dazu, in einen Pool mit Volvo einzutreten. Andere Autohersteller gehen ähnlich vor. Schon seit dem Frühjahr ist bekannt, dass sich beispielsweise Fiat Chrysler von Tesla aushelfen lässt.

Völlig gratis dürfte Ford die Unterstützung aus Schweden allerdings nicht bekommen. Der Ford-Sprecher nannte keine genaue Summe, die Volvo für die Hilfe erhält. Die Ausgaben dafür sind allerdings in den 400 Millionen Dollar enthalten, die Ford insgesamt für die Bewältigung der Batteriebrände beim Kuga ausgeben wird.

Die ungeklärten Brände werfen Ford Europa auch auf dem angekündigten Sanierungskurs zurück. Ohne die Kuga-Probleme hätte die europäische Konzerntochter im dritten Quartal wieder die Gewinnzone erreicht, teilte das Unternehmen mit. Jetzt steht für die Monate Juli bis September ein operativer Verlust von gut 400 Millionen Dollar in den Büchern.

Anfang vergangenen Jahres hatte Ford in Europa einen schmerzlichen Restrukturierungsprozess eingeleitet, um dauerhaft aus der Verlustzone zu kommen. Etwa ein Fünftel von rund 50.000 Arbeitsplätzen in Europa soll gestrichen werden, Ford verspricht sich davon eine Entlastung in Milliardenhöhe.

Die Corona-Pandemie und die Kuga-Probleme sorgen jetzt allerdings dafür, dass Ford Europa in diesem Jahr nicht wie geplant die Gewinnzone erreichen wird, obwohl der angekündigte Stellenabbau nahezu abgeschlossen ist. In den ersten neun Monaten verbuchte Ford einen operativen Verlust von rund 1,25 Milliarden Euro.