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Bosch verzeichnet trotz Umsatzminus Rekord-Cashflow – Elektrooffensive beginnt zu greifen

Der Konzern hat auch durch frühes Gegensteuern in der Krise einen Verlust vermieden. Als Automobilzulieferer baut er seine Weltmarktführung sogar aus.

Der Technologiekonzern macht weniger Umsatz, steht aber dennoch besser als die Konkurrenz da. Foto: dpa
Der Technologiekonzern macht weniger Umsatz, steht aber dennoch besser als die Konkurrenz da. Foto: dpa

Bosch hat die Belastungen durch die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise und den Einbruch in der weltweiten Automobilproduktion begrenzen können. Laut vorläufigen Zahlen ging der Konzernumsatz 2020 um 6,1 Prozent auf 71,6 Milliarden Euro zurück. Zuwächse bei den in der Pandemie stark nachgefragten Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen federten die Rückgänge in anderen Bereichen ab. In der ausgewiesenen Vorjahreszahl ist die Ende 2019 verkaufte Verpackungstechnik herausgerechnet.

Die automobile Sparte Mobility-Solutions erlebte zwar einen Einbruch um 9,5 Prozent auf 42,3 Milliarden Euro Umsatz. Da der größte Konkurrent Continental erwartet, mehr als 15 Prozent seines Geschäfts zu verlieren und in Mahle ein weiterer Rivale 16 Prozent Umsatz eingebüßt hat, dürfte Bosch seine Weltmarktführung als Automobilzulieferer aber sogar ausgebaut haben.

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Eine Prognose für dieses Jahr gab Bosch-Chef Volkmar Denner aufgrund der weltweiten Pandemie und der „volatilen Rahmenbedingungen“ nicht ab. Er rechnet jedoch mit einer Steigerung der weltweiten Autoproduktion auf 85 Millionen Fahrzeuge. 2020 war die Produktion von 92 auf 78 Millionen Fahrzeuge eingebrochen.

„Den Auswirkungen der Pandemie zum Trotz haben wir ein deutlich positives Ergebnis erzielt“, bekräftigte Denner. Das operative Ergebnis (Ebit) sank nach den vorläufigen Zahlen allerdings von 3,2 auf rund 1,9 Milliarden Euro. Die Zielrendite von sieben Prozent Ebit-Marge ist damit in weite Ferne gerückt, die Ebit-Rendite liegt bei rund 2,5 Prozent.

Das jedoch, obwohl der Konzern 1,4 Milliarden Euro für Restrukturierung ausgegeben hat. Damit konnte der zur Halbjahresbilanz Mitte 2020 noch drohende Verlust letztlich überraschend deutlich abgewendet werden. Den Gewinn und die endgültigen Jahreszahlen teilt das Unternehmen erst im April mit.

„Wir haben schnell gehandelt, um unsere Kosten und Investitionen an den Umsatzrückgang anzupassen“, sagte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Boschs oberster Kassenwart hat die Investitionen um 1,1 Milliarden Euro gekappt. Eine Vollbremsung, ohne die die Verlustzone gefährlich nahe gekommen wäre.

Durch die Sparmaßnahmen erzielte Bosch allerdings mit rund fünf Milliarden Euro den nach eigenen Angaben bislang höchsten freien Cashflow der Unternehmensgeschichte. Daraus ergeben sich finanzielle Spielräume. „Konsequente Arbeit an Kosten und Wettbewerbsfähigkeit sichert die finanzielle Basis für den Ausbau unserer Zukunftsfelder“, erklärte Asenkerschbaumer. Überraschend offensiv stellte der Finanzchef in Aussicht, dass der Konzern die Zielrendite von sieben Prozent bereits in zwei bis drei Jahren wieder erreichen will.

Elektromobilität als Kerngeschäft

Das kann nur gelingen, wenn die Elektrooffensive des Konzerns richtig greift. Lange wurde der deutschen Autoindustrie vorgeworfen, zu spät eine Umstellung in Richtung Elektromobilität forciert zu haben. Bosch hatte die jährlichen Investitionen in die Elektromobilität im vergangenen Jahr von 400 auf 500 Millionen aufgestockt. Insgesamt flossen bisher mehr als fünf Milliarden Euro in die E-Antriebe.

Jetzt stockt Denner noch einmal um 40 Prozent auf 700 Millionen Euro auf. Als Grund nennt er wachsende Nachfrage durch Autokonzerne. „Auf Sicht wird die Elektromobilität für Bosch zum Kerngeschäft. Unser Ziel ist die Marktführerschaft in der E-Mobilität mit batterie- und brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen“, sagte der Bosch-Chef. Der Konzern bietet Komponenten fürs elektrischen Fahren vom E-Bike bis zum Truck an.

Das Elektrogeschäft wachse derzeit doppelt so schnell wie der Markt und betrage bereits mehrere Milliarden Euro, so Denner. Seit 2018 habe das Unternehmen 90 Elektroprojekte gewonnen, davon allein im vergangenen Jahr 30 im Gesamtvolumen von 7,5 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben fahren bereits mehr als 2,5 Millionen Fahrzeuge weltweit mit elektrischen Antriebskomponenten Boschs.

Ergänzt wird die Elektrooffensive mit dem Ausbau des Angebots von Zentralrechnern, die die weit im Auto verteilten Steuerfunktionen in Fahrzeugcomputern bündeln. Für das sogenannte „Gehirn des Autos“ hat Bosch allein im zweiten Halbjahr Aufträge im Wert von 2,5 Milliarden Euro erhalten. Die neuen Zentralrechner ermöglichen ein permanentes Update über das Internet.

Insbesondere aus der Kombination von Künstlicher Intelligenz (KI) und dem Internet der Dinge („Internet of Things“; IoT) verspricht sich Bosch Wachstumschancen in Milliardenmärkten, auch abseits der Mobilitätsbranche. Zehn Millionen vernetzbare Elektrowerkzeuge, Hausgeräte und Heizsysteme hat Bosch bereits verkauft.

Boschs Zukunftsgeschäftsfelder beginnen damit, sich gerade rechtzeitig auszuzahlen. Das bislang wichtigste Konzerngeschäft Dieseltechnologie scheint schneller wegzubrechen als ohnehin befürchtet. Allein in West-Europa sank der Dieselanteil im vergangenen Jahr von 33 auf 29 Prozent, im Januar ging der Abwärtstrend weiter.

Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg erwartet, dass 2025 nur noch zwei Millionen Diesel-Pkws in Westeuropa verkauft werden, 2030 sogar deutlich unter einer Million. Mit drastischen Folgen: „Bis 2025 fallen zwei Drittel der heutigen Arbeitsplätze bei Zulieferern für Diesel-Pkws weg“, betont der Marktexperte.

Branche mit Stellenabbau durch Verbrenner-Rückgang

Bosch als Weltmarktführer in dieser Technologie wird dies mit voller Wucht treffen. Die Hälfte der rund 80.000 Beschäftigten in der Antriebssparte arbeitet am Diesel.

Die im Januar angetretene neue Personalchefin Filiz Albrecht, die erste Frau in der Geschäftsführung, steht vor einer harten Aufgabe. Bei ihrem ersten Auftritt nannte sie noch keine konkrete Zahl, wie viele Stellen in diesem Jahr wegfallen werden. „Wir entscheiden das für jeden Standort mit seinen spezifischen Problemen einzeln“, sagte die Ex-Managerin des Filterspezialisten Mann+Hummel.

Sie will den bisherigen Weg Boschs fortsetzen und möglichst viele Beschäftigte durch die Transformation bringen. „Das wird ein Marathon, kein Sprint“, sagte Albrecht. Auch bei Gewerkschaften hat das Unternehmen bislang einen guten Ruf, in solchen Situationen die Folgen für die betroffenen Mitarbeiter stärker zu mildern als andere Unternehmen.

Das dürfte in nächster Zeit nicht einfacher werden. In der Branche wird mächtig geholzt: Bei Continental stehen weltweit 30.000 Stellen auf der Kippe, bei ZF bis zu 15.000. Sobald Mahle seine Verhandlungen abgeschlossen hat, werden 15.000 Arbeitsplätze binnen drei Jahren wegfallen. Das ist jede fünfte Stelle beim viertgrößten Autozulieferer. Im Vergleich dazu ging bei Bosch die Beschäftigtenzahl bisher nur um gut ein Prozent auf 394.500 zurück.

Denner sendete aber erneut Warnungen an die Politik: Um möglichst viele Beschäftigte im Wandel mitzunehmen, brauche Bosch wie andere Unternehmen auch einen gleitenden Übergang.

„So wie Elektroautos mit regenerativem Strom CO2-neutral unterwegs sein können, können das auch Diesel und Benziner mit synthetischen Kraftstoffen. Wir sollten diese Chance für den Klimaschutz bei der anstehenden Euro-7-Regulierung nicht vertun.“ Denner rechnet mit einer Verschärfung der Abgasregeln 2026.