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Bosch und Microsoft entwickeln gemeinsam neue Softwareplattform

Der Stuttgarter Konzern entwickelt mit Microsoft eine cloudbasierte Softwareplattform. Das Projekt zeigt: Die Autobranche ist zunehmend stärker auf die amerikanischen Tech-Giganten angewiesen.

Der weltgrößte Autozulieferer arbeitet künftig mit einem der weltgrößten Tech-Konzerne zusammen: Bosch und Microsoft haben am Donnerstag eine Kooperation bei der Softwareentwicklung vereinbart. Ziel ist die Entwicklung einer Softwareplattform, von der sich Bosch verspricht, „Fahrzeugsoftware künftig schneller, einfacher und während des gesamten Autolebens“ weiterentwickeln zu können, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens.

Die Softwareplattform basiert auf Microsofts Cloud Azure und beinhaltet Softwarebausteine von Bosch. Die gemeinsam entwickelte Autosoftware werde über die Cloud des US-Techriesen auf die Steuergeräte oder Zentralrechner der Fahrzeuge aufgespielt. Ende 2021 sollen die ersten Fahrzeugprototypen die neue Plattform nutzen können.

Markus Heyn, Bosch-Geschäftsführer und unter anderem zuständig für den Bereich Connected Mobility Solutions, betont zwar, dass Bosch bereits jetzt schon zu sogenannten „Over-the-Air-Updates“ in der Lage sei, bei der die Software eines Fahrzeugs wie bei einem Smartphone per Internetverbindung heruntergeladen und aufgespielt wird.

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Aber „dank einer durchgängigen Plattform für softwaredefinierte Fahrzeuge wollen wir Automobilhersteller künftig noch besser dabei unterstützen, neue Funktionen schneller zu entwickeln und auf die Straße zu bringen“, wird Heyn in der Bosch-Mitteilung zitiert.

Durch die Kooperation würden sich die Entwicklungskosten für Fahrzeugsoftware reduzieren und die Innovationzyklen verkürzen, verspricht Bosch. Schnelligkeit in der Softwareentwicklung ist derzeit das Gebot der Stunde in der Autoindustrie. Denn Konzerne wie Google beginnen bereits damit, Autobauern ihre eigene Software anzubieten. Elektroautopionier Tesla wiederum hat bereits seit Jahren Erfahrungen mit Over-the-Air-Updates für Autos gesammelt. Viele Unternehmen aus der Autobranche suchen daher in Teilbereichen die Zusammenarbeit mit Techkonzernen.

So wurde vergangene Woche bekannt, dass Volkswagen ebenfalls mit Microsoft kooperiert und auf dessen Cloud zurückgreift. Der Wolfsburger Autobauer erhofft sich dadurch, die Entwicklung von Software für das autonome Fahren beschleunigen zu können. Stellantis (Peugeot, Fiat, Opel) wiederum kooperiert mit Amazon im Bereich der Sprachassistenten. Autohersteller des italienisch-amerikanischen Markenverbundes werden künftig die Sprachassistentin Alexa in ihren Fahrzeugen einprogrammieren.

Clouds helfen bei der Datenverarbeitung

Die Kooperationen zeigen, dass sich in der Autoindustrie immer mehr die Erkenntnis durchsetzt, dass Autobauer und Zulieferer im Softwarebereich ohne die Zusammenarbeit mit Techriesen wie Google, Microsoft oder Amazon chancenlos sind. Da Fahrzeuge in Sachen Software immer mehr Unterscheidungsmerkmale aufweisen werden, dürfte die Software eines Autos für Kunden künftig kaufentscheidend sein.

Davon jedenfalls ist Scott Guthrie, Vizechef von Microsofts Cloudgeschäft, überzeugt. „Software wird immer mehr zum zentralen Unterscheidungskriterium in der Automobilindustrie“, sagt Guthrie. „Unsere Zusammenarbeit mit Bosch bringt die Expertise eines weltweit führenden Automobilzulieferers mit den Stärken von Microsofts Cloud zusammen.“

Autoexperte Sahin Albayrak, der das DAI-Labor für Künstliche Intelligenz an der TU Berlin leitet, sieht in den Kooperationen der Autoindustrie mit US-Techkonzernen zunächst einmal ein Eingeständnis. „Daimler, BMW, VW und die Zulieferer haben die Softwareentwicklung verschlafen“, sagt Albayrak. „Und jetzt ist es fünf vor zwölf. Sie sind daher auf solche Kooperationen angewiesen. Nur so können sie ihren Rückstand aufholen.“

Vor allem bei der Verarbeitung der riesigen Datenmengen sind Autozulieferer wie Bosch auf die Stärken von Microsoft, Amazon und Google angewiesen. „Fahrzeugdaten bieten ein enormes Potenzial zur Entwicklung softwaredefinierter Produkte im Auto“, sagt Albayrak. Allerdings würde vielen Autokonzernen die Kompetenz zur effizienten Verarbeitung der riesigen Datenmengen fehlen. Und auch die KI-Expertise sei, verglichen mit denen der Techunternehmen, sehr viel schlechter ausgebildet, erklärt der Autoexperte.

Zusammenarbeit mit US-Cloud-Diensten ist nicht ohne Risiko

Eine große Rolle spielt auch die Verfügbarkeit der US-Clouds: Volkswagen, Bosch und Co. können nicht auf die europäische Cloud-Lösung Gaia-X warten. Diese steht nach wie vor nicht zur Verfügung. Die notwendige Eile ist allerdings nicht ganz risikofrei.

Denn die Zusammenarbeit mit US-Cloud-Diensten ist heikel. Geheimdienste in den USA haben weitgehend Zugriff auf die bei US-Unternehmen gespeicherten Daten. Spätestens seitdem der Europäische Gerichtshof im Juli die Rechtsgrundlagen für den Transfer personenbezogener Daten europäischer Bürger in die USA („Privacy Shield“) wegen eines ungenügenden Datenschutzes kassiert hat, verstoßen viele US-Produkte gegen die europäischen Datenschutzrichtlinien. Der BDI hat bereits an Brüssel appelliert, dass ein Nachfolgeabkommen ausgehandelt werden müsse.

Bosch teilt mit, dass der verantwortungsvolle Umgang mit personenbezogenen Daten hohe Priorität habe. „Wir nutzen Microsoft Azure für die erste Umsetzung der Softwareplattform, die wir bis Ende dieses Jahres auf ersten Testfahrzeugen zeigen wollen. Später soll der Autohersteller entscheiden, welche Cloud genutzt wird“, sagt eine Sprecherin von Bosch.