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Bosch-Geschäftsführer Volkmar Denner: "Die Elektromobilität ist längst keine Wette mehr auf die Zukunft"

Als die Führungsriege von Bosch vor gut einem Jahr vor die Wirtschaftspresse trat, da hatte die Corona-Krise gerade so richtig Fahrt aufgenommen. Geschäfte, Kneipen und Restaurants wurden geschlossen. Bund und Länder hatten den ersten Lockdown beschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach in einer Fernsehansprache von der größten Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg und sagte: "Es ist ernst. Nehmen Sie es auch ernst."

Die Aussicht war düster, auch beim weltweit größten Autozulieferer aus dem beschaulichen Gerlingen, nordwestlich von Stuttgart. „Wir stellen uns auf eine globale Rezession ein, die auch unsere Geschäftsentwicklung 2020 deutlich belasten wird“, sagte Stefan Asenkerschbaumer, Finanzchef und stellvertretender Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung. Wegen der Unsicherheit wollte das Unternehmen damals keine Prognose für das Geschäftsjahr 2020 machen, alleine im März war der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent zurückgegangen. „Es bedarf größter Anstrengungen, um zumindest ein ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen“, so der Finanzchef.

"Ein deutlich positives Ergebnis erzielt"

Heute, ein Jahr später, hat sich die Stimmung aufgehellt. Zwar verzeichnete die Bosch-Gruppe für das Jahr 2020 nur einen Gesamtumsatz in Höhe von 71,5 Milliarden Euro, ein Rückgang von 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (76,4 Milliarden Euro). Doch der ganz große Einbruch ist ausgeblieben. Das Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (EBIT) sank von 3,3 Milliarden Euro in 2019 auf zwei Milliarden Euro und so steht am Ende eine magere EBIT-Rendite in Höhe von 2,8 Prozent. Dennoch sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung bei der Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen im Februar: „Den Auswirkungen der Pandemie zum Trotz haben wir ein deutlich positives Ergebnis erzielt.“

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Dennoch lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Sparten bei Bosch, die ganz unterschiedlich, teils heftig, von der Corona-Krise erwischt wurden.

Besonders hart traf es ausgerechnet Boschs Filetstück, die Zuliefersparte für die Automobilindustrie (Mobility Solutions). Hier sank der Umsatz um zehn Prozent auf 42,1 Milliarden Euro, im Vergleich zu 46,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Industriesparte, gemessen am Umsatz (5,1 Milliarden Euro) der kleinste Geschäftsbereich, sackte prozentual gesehen mit 17 Prozent am stärksten ab. Der Energie- und Gebäudebereich blieb beinahe konstant (minus 2,7 Prozent). Positiv entwickelte sich einzig die Konsumgütersparte mit seinen Haushaltsgeräten und Elektrowerkzeugen. Hier profitierte Bosch von der Corona-Krise und legte bei einem Umsatz von 18,7 Milliarden Euro um fünf Prozent zu.

Auf der Jahrespressekonferenz am Donnerstag sagte Geschäftsführer Denner, die aktuelle Zeit sei "eine der spannendsten Zeiten in der Geschichte unseres Unternehmens". Es gehe darum, nicht nur das Kerngeschäft weiter zu entwickeln, "sondern aus neuen Herausforderungen auch neues Geschäft" zu machen. "Gegenwind wird zu Rückenwind, wenn man sich konsequent ausrichtet", so Denner. Bosch habe die richtigen Antworten auf die wesentlichen Zukunftsfragen: "Die Stabilität unseres Unternehmens liegt in seiner Dynamik."

Risiko: Engpässe bei stark nachgefragten Halbleitern

Finanzchef Asenkerschbaumer sagte, die Pandemie berge "weiterhin erhebliche Risiken". Das zeigt sich aktuell im Automobilsektor, dort gibt es "Engpässe bei stark nachgefragten Halbleitern". Eine kurzfristige Verbesserung der Situation sei nicht zu erwarten, die gesamte Industrie werde "voraussichtlich auf Monate hinaus mit dieser unbefriedigenden Lage konfrontiert sein". Auf Dauer müssten "die Lieferketten in der Automobilbranche besonders bei Halbleitern resilienter werden". Diese seien nicht nur durch Corona, sondern auch durch Natur- und Brandkatastrophen gestört worden.

Die Herausforderungen des Jahres 2021 gehe Bosch mit Zuversicht an. Asenkerschbaumer geht "von einem Wachstum der Weltwirtschaft von knapp 4 Prozent aus, nach einem Rückgang um 3,8 Prozent im Vorjahr. Am stärksten fällt die Erholung in Asien aus, gefolgt von Nordamerika. Beide Regionen weisen erkennbare Fortschritte bei der Eindämmung der Pandemie auf." Die Bosch-Gruppe rechne für 2021 mit einem Umsatzanstieg von etwa sechs Prozent. Es werde ein sehr anspruchsvolles Jahr, die operative Rendite solle sich gegenüber dem Vorjahr "leicht auf rund drei Prozent verbessern können". Allerdings sei auch hier die Prognose unsicher, aufgrund der schwer abschätzbaren Auswirkungen der Halbleiter-Engpässe und der Pandemie.

Elektromobilität als Kerngeschäft

In der Antriebstechnik etabliert sich die Elektromobilität als Kerngeschäft. Dafür erbringe das Unternehmen hohe Vorleistungen, "700 Millionen Euro allein in diesem Jahr", so Geschäftsführer Denner. Derzeit wachse der Umsatz für elektrische Antriebskomponenten von Bosch mit nahezu 40 Prozent doppelt so stark wie der Markt. Bis 2025 solle sich der jährliche Umsatz auf etwa fünf Milliarden Euro verfünffachen, die Gewinnschwelle werde ein Jahr zuvor erreicht. „Die Elektromobilität ist längst keine Wette mehr auf die Zukunft, wir verdienen die Vorleistungen zurück."

Denner legte in seiner Rede auch einen Fokus auf das datengetriebene Geschäft, das Bosch "im Zeichen von Vernetzung und künstlicher Intelligenz" erschließen wolle. Bisher sei dieses Segment die Domäne von IT-Firmen außerhalb Europas. Die höchsten Investitionen fänden in China und den USA statt. Doch Bosch verbinde vielseitiges Domänenwissen "im Internet of Things und in der Artificial Intelligence. Und daraus geht AIoT hervor". Denner wolle Bosch "zur führenden AIoT-Company" weiter entwickeln.

Das Vorhaben ist ambitioniert, aber Denner gibt sich optimistisch: "Am Ende des Jahrzehnts, da bin ich mir sicher, wird Bosch nach wie vor ein stabiles und zugleich dynamisches Unternehmen sein."